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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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wackeln lassen. Es wird ein weiteres Highlight in meinem Leben, das zum Glück doch noch nicht vorbei ist.
    Der halbe Mond scheint durchs Fenster und ich bin froh, dass ich noch viele Vollmonde zu sehen bekomme. Sorglos wirble ich um meine eigene Achse und mache ein paar Tanzschritte. Mein neuer Wohnbereich ist so groß, dass ich hierin tanzen kann.
    Ich lache und umarme mich selbst, hüpfe zum Fenster und sehe den See tief unter mir liegen, mit einer Spiegelung von Mond und Wolken darin. Ich berühre mit den Fingerspitzen meine Lippen. Ich bin geküsst worden. Ich bin in einer neuen Welt.
     

Veränderungen
     
     
    Als ich erwache, bin ich zunächst desorientiert, wähne mich in meiner kleinen Kammer und wundere mich, dass mein Bett so weich ist, bevor ich die Augen auch nur geöffnet habe. Der Betthimmel, den ich dann sehe, erschlägt mich fast. Überwältigt setze ich mich auf und wie Puzzlestücke fallen die Erinnerungen zurück und formen ein Bild von meinem neuen Leben.
    Es war kein Traum! All dieser Glanz und die Herrlichkeit sind noch da und umgeben mich. Mir kommt der gestrige Tag in den Sinn, Konstantin! Mein Herz macht einen Satz. Ich bin bei Konstantin und ich bin nicht bei Callistus und auch nicht tot.
    Gestern standen viele Weichen in meinem Leben. Beinahe kindisch lache ich vor Glück und lasse mich zurück aufs Bett fallen. In ein Kissen, das weicher ist, als der Schaum von Seifenblasen.
    Die Sonne steht tief am Himmel. Ich habe den ganzen Tag verschlafen! Mir fällt auf, dass ich nicht putzen gehen musste und mir kommen die Papierfetzen in den Sinn, die ich Tylandoras Buchhalter gestohlen habe.
    Genüsslich strecke ich mich in dem riesigen Bett und rolle mich auf die Seite. Mit nackten Sohlen tapse ich zu meiner Tasche und wühle im Seitenfach nach den zerknüllten Blättern. Ein wenig Zeit habe ich noch, bevor ich meinem Herrn sein Frühstück servieren soll. Ich hocke mich im Schneidersitz vor eines der großen Fenster und blicke hinaus auf den See. Es ist malerisch und wohlig seufze ich.
    Dann beginne ich, die Knöllchen auseinander zu falten und glatt zu streichen. Manches ist Korrespondenz, anderes Bilanzberichte und Kontovorgänge. Da ich mich mit Tylandoras Geschäften nicht auskenne, sortiere ich die Blätter zeitlich und lese sie anschließend durch. Kostenaufstellungen, einige Mailvorgänge zwischen Tylandora und ihrem Buchhalter, in der sie ihn anweist, Gelder auf ihre Offshore-Konten zu transferieren und einige Bilanzübersichten, von denen ich erst annehme, dass sie doppelt sind, bis ich Abweichungen in den Beträgen sehe. Merkwürdig. Hat sie verschiedene für Steuer, Aktionäre oder tatsächliche Werte?
    Im Kopf überschlage ich ein paar Zahlen und mir fällt auf, dass die Differenzen ungefähr ihren Kontobewegungen ins Ausland entsprechen. Ich frage mich, ob Tylandora Steuerbetrug praktiziert oder ihre Aktionäre an der Nase herumführt. Sie wird sicherlich einen Grund dafür haben, Gelder dort zu deponieren, wo es nur eine minimale Finanzmarktaufsicht gibt.
    Mir fehlt eine entsprechende kaufmännische Bildung, um mich mit Finanzregulierung, Trusts oder Fonds auszukennen. Mir ist klar, dass es eine Person in diesem Haus gibt, die es sicherlich tut und in Kürze ein Frühstück erwartet. Allerdings kenne ich Konstantin Rouillard zu schlecht, um ihn ins Vertrauen zu ziehen und eine innere Loyalität meiner Tante gegenüber – ganz schlichtweg dafür, dass sie nun einmal meine Tante ist, hält mich davon ab, diese für den Schredder bestimmten Unterlagen herumzuzeigen.
    Ich schiebe alles zu einem ordentlichen Stapel zusammen und deponiere es im Schreibtisch. Es ist besser, wenn ich zunächst darüber nachdenke, was ich aus dem Müll gezogen habe, bevor ich voreilig handle.
    Außerdem verfärbt das Licht sich langsam ins Rot hinein. Während der Himmel selbst noch ein blasses Novemberblau trägt, sind die ausgefransten Wolken davor in Magenta, Lachsorange und in Horizontnähe messinggelb angestrahlt. Weiter oben zieht bereits der Nachthimmel auf und die Wolken dort sind violett bis dunkelgrau.
    In spätestens einer halben Stunde ist das letzte Licht verglommen und mit ihm ein weiterer Kalendertag, der sich in die Vergangenheit einfügt. Was für mich ein Ende darstellt, ist für Konstantin und die anderen Vampire erst der Beginn dieses Tages.
    Wir könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine kommt, wenn der andere geht. Ein wenig wie die ganze Dynastie der Vampire, die das Zeitalter

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