Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
goldblond und zu einer Hochsteckfrisur aufgetürmt. Ihre ganze Erscheinung schreit nach Geld, Drama und einem naturgegebenen Anrecht auf Bewunderung. Sie ist wirklich eine Erscheinung und gehört eher auf einen Empfang des Auswärtigen Amtes als in eine einsame Halle ohne Festivität, ganz gleich wie luxuriös es hier ist.
„ Also Barnabas, wo steckt Stanis?“, fragt sie mit anklagendem Unterton.
Stanis?!
„Oben in seinen Privaträumen, Miss Maribella.“
Sie verlagert ihr Gewicht auf ein Bein und lässt die Schuhspitze des anderen auf den Boden trommeln.
„Warum geht er dann verdammt noch mal nicht an sein Telefon? Ist der Satellit runter gefallen?“
Der Butler räuspert sich verlegen. „Gewiss nicht, Madame.“
Er wirft einen flüchtigen Blick in meine Richtung und die blonde Frau dreht sich zu mir herum und mustert mich aus schmalen Augen. Ich bin auf der Treppe stehen geblieben. Sie schürzt die Lippen und fordert mich dann mit ihrem Zeigefinger auf, zu ihr zu kommen. Ich schlucke und gehe folgsam hinunter, bleibe fünf Meter vor ihr stehen. Ich habe das dringende Bedürfnis, den Kopf zwischen die Schultern zu ziehen.
„ Näher Mädchen“, fordert sie.
Artig leiste ich ihr folge und sie mustert mich aus herablassenden Augen.
„Viel ist an dir ja nicht dran.“ Dann schaut sie zum Butler. „Seit wann hat Stanis das dürre Ding?“
Sprachlos sehe ich sie an.
„Seit gestern, Miss Maribella.“
„ Hm.“ Sie rümpft die Nase und inspiziert mich. Mir wird klar, dass ich mein schwarzes Dienstbotenkleid trage und sie mich sicherlich in die Schublade «Angestellte» steckt.
„ Tja“, resümiert sie. „Wenigstens dürftest du nicht teuer gewesen sein.“
Mir bleibt der Mund offen. Ich bin schon oft beleidigt worden, aber nach all der Freundlichkeit, die ich in Konstantins Haus zu spüren bekam, trifft mich ihre Missbilligung wie ein kalter Guss. Sie schält sich aus ihrem Nerz, als ihr Blick an mir vorbei gleitet und sie ein Lächeln aufsetzt.
„Oh Stanis, du hast dir endlich einmal bluthaltiges Personal zugelegt. Das wurde aber auch Zeit.“ Sie wirft den Pelz in meine Richtung und gefühlte zehn Kilo Tierhaare treffen mich wie eine Woge. „Häng ihn auf!“, instruiert sie mich. „Aber geh sorgsam damit um.“
Ich sehe mich nach Konstantin um, der mit langen Schritten auf uns zukommt.
„Du wirst nichts dergleichen tun“, sagt er und greift sich das Ding. Er tritt hinter sie und hilft ihr wieder hinein. Die Vampirin sieht völlig perplex aus.
„ Was tust du da?“, fragt sie indigniert.
„ Soweit ich mich erinnere, haben wir Schluss gemacht“, erläutert er nüchtern.
Die beiden waren zusammen?!
Eifersucht trifft mich wie eine Keule in den Magen. Das da ist meine Vorgängerin? Verdammter Mist. Irgendwie potenziert das die Ansprüche an mich.
„ Aber Stanis“, sagt sie gurrend. „On und off. Das hatten wir doch schon öfter.“ Sie schabt mit ihren Nägeln unter seinem Kinn entlang, als wollte sie ihn damit verführen. „Ein bisschen Sex rückt deine Perspektive sicher wieder gerade. Außerdem wollte ich mit dir zum Medienempfang gehen.“
Er fängt ihre Hand ein und nimmt sie von sich fort.
„Diesmal hatten wir es beendet. Und vorbei heißt vorbei“, stellt er ohne jede Regung klar. Sie wird puterrot.
„ Männer wie dich finde ich überall!“, tönt sie.
Er lacht sie aus. „Dann such mal schön.“
„Stanis“, winselt sie wie ein Kind, das den Kuchen nicht bekommt. „Seit wann bist du so abgestumpft?“ Sie fasst sich an die Brüste. „Gefallen dir die beiden etwa nicht mehr?“
Sie lächelt ihn lasziv an. Ihre üppige Oberweite springt ihm förmlich entgegen. Es scheint ihr komplett egal zu sein, dass Personal anwesend ist. „Weißt du denn nicht mehr, wie geil es ist, wenn du deinen Schwanz dazwischen steckst und mich dabei in den Mund fickst?“
Sie leckt sich über die Lippen und ich will ihr nur noch ein Brett auf den Kopf knallen.
Dieses Miststück! Das ist mein Mann! Jedenfalls will ich das.
„Wenn ich jede Frau, die gut blasen kann, auf den Medienempfang schleppen würde, müsste ich mir ein größeres Auto zulegen“, erklärt er ungerührt und schiebt sie zu Tür.
Auf ein Nicken seinerseits öffnet sein Butler die Tür und verkneift sich mühsam ein Grinsen.
„Das ist unerhört!“, keift die Blondine. „ Dir sind doch jedes Mal die Augen raus geploppt, wenn ich mal ein bisschen genuckelt habe.“ Sie hält ihm den Finger unter die Nase.
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