Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
nicht.“ Er zieht mich an die Kante des Sessels und sieht mich eindringlich an. „Das werde ich nicht. Ich verspreche es dir und ich habe ihr nie etwas versprochen.“
Ich spiele mit meinen Fingern und sehe ihn unschlüssig an.
„Ich wusste, dass du eine Vorgeschichte hast und mir ist klar, dass du mich mit ihr nicht betrogen hast. Es tut nur so weh, verstehst du?“
Er nickt und überlegt.
Konstantin ist der einzige Mann in meinem Leben, aber ich nicht die einzige Frau in seinem. Er ist viel älter als ich. Natürlich hat er gelebt. Auch auf diese Weise. Ich versuche mir einzureden, dass es nichts bedeutet. Gleichzeitig frage ich mich, was ich vor drei Wochen gemacht habe, als er sich noch mit ihr traf. Vermutlich war ich im Büro der Kröte putzen und Konstantin und sie haben Dinge gemacht, die... so völlig unvertraut für mich sind. Ich weiß nicht mal, ob ich mögen könnte, was sie für ihn getan hat. Was, wenn er das braucht und ich mich nicht überwinden kann?
Halt! Stopp! Ich schiebe mir einen gedanklichen Riegel vor den Kopf. Er weiß, dass ich unerfahren bin. Er erwartet nicht, dass ich verrucht vor ihm strippe und dann loslege, als hätte ich es gelernt.
„Was kann ich tun, damit es aufhört, dir weh zu tun?“, fragt er mich ernst.
„ Du weißt, dass ich das alles noch nie gemacht habe“, sage ich. „Wie denkst du darüber?“
Er lächelt schief. Jenes Lächeln, bei dem nur ein Mundwinkel involviert ist. Ich finde es höllisch attraktiv.
„Ganz ehrlich?“, hakt er nach.
„ Ja.“
„ Auf die Gefahr hin, dass du mich für chauvinistisch hältst, aber der Gedanke, dass ich für dich der erste und einzige Mann bin, ist verflucht anregend.“ Er grinst mich an.
„ Dann hatte meine Tante also Recht?“
Er kneift die Augen zusammen und ich kann ihm dabei zusehen, wie er überlegt, was sie alles gesagt hat.
„Dass es immer Männer gibt, die eine Blume zuerst pflücken wollen“, helfe ich ihm auf die Sprünge.
Er hebt eine Augenbraue. „Ah das. Ich glaube, sie sagte: »eine hübsche Blume pflücken«. Ansonsten bin ich schuldig im Sinne der Anklage.“
Seine Offenheit ist entwaffnend.
„Erklärst du mir, warum das so ist?“
Konstantin lächelt gequält. „Also, du wärst in meinen Augen nicht weniger Wert oder so etwas Absurdes, okay? Ich möchte, dass dir das klar ist. Ich will in jedem Fall mit dir zusammen sein. Aber...“ Er wiegt den Kopf hin und her und hebt ergeben die Hände, „Es gibt immer nur ein erstes Mal, richtig? Es ist etwas Besonderes und es ist mir eine Ehre, wenn du es mir schenkst. Mir geht es nicht um Trophäen sammeln, das könnten andere Kerle durchaus als Sport betrachten. Ich weiß, dass es eine Bedeutung für dich hat. An das erste Mal erinnert sich doch jeder.“
„Wie deines in der Hose?“, necke ich ihn.
Er schüttelt bloß den Kopf. „Wie lange wirst du das gegen mich verwenden?“
„Wie viel Zeit hast du?“
Konstantin lacht. Dann sieht er mich energisch an.
„Du gehörst mir und ich gehöre dir, okay?“ Er tippt sich an seine geschwollene Lippe und den Knutschfleck an seinem Hals. Mir wird warm ums Herz und ich weiß, dass er es so meint. Wie eine Welle an den Strand, fließt die gute Laune zu mir zurück.
Ich sehe mir das Ungetüm von Knutschsouvenir an und schnalze gespielt mitleidig mit der Zunge. So als hätte ich es ihm ja gleich gesagt und als hätte er es doch kommen sehen müssen.
„So etwas passiert, wenn man mit Teenagern rummacht. Die wissen nicht mal, wie man küsst.“ Ich tippe mir gegen die Schläfe, als würde da drin etwas fehlen. „Andauernd gibt es mondgroße Kussandenken. Das ist so peinlich. Na ja.“
Ich sehe die Erleichterung in seinem Blick. Wie ein Bauer, der zurück aufs Feld muss, stemme ich meine Hände auf die Oberschenkel und stehe auf. „Die Küche ruft. Hat mich doch letztens so ein altes Eisen knochig genannt. Das war wirklich dreist.“
Er grinst wie jemand, der sich finstere Pläne ausmalt. Hat sicher etwas mit Rache zu tun.
„ Tatsächlich. So ein altes Eisen ?“, erkundigt er sich.
Ich nicke bekräftigend. „Ganz alt. Das war knapp. Ein bisschen eher auf der Welt und er hätte den Meteoriteneinschlag abbekommen, der die Dinos gegrillt hat. Arme Viecher.“
„Ich kenne gleich noch ein armes Vieh“, mahnt er.
Ich sehe gespielt beiläufig auf meine imaginäre Armbanduhr.
„Mensch, schon so spät. Ich muss jetzt aber ab in die Küche und was auf meinen mageren Körper kriegen.“
„
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