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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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mag.
    Langsam gewöhne ich mich an meine neue Garderobe. Keines meiner stilvollen Teile fühlt sich an wie Bretter. Die Stoffe sind sinnlich weich und ich beginne, mich mehr wert zu schätzen. In gewisser Weise stimmt es, dass Kleider Leute machen. Sie sind meine Rüstung, geben mir Selbstvertrauen. Ich fühle mich wie eine schöne Frau darin und mein Vampir unterstützt diesen Eindruck durch Komplimente und anerkennende Blicke.
    Den Auftritt der Blondine habe ich hinter mir gelassen. Sie ist nicht mehr aufgetaucht und es gibt auch keine anonymen Anrufe, die wieder aufgelegt werden. Alles scheint friedlich.
    Ich sitze gerade über einer Tasse Tee, als Desmodan sich zu mir gesellt.
    „In einer Stunde hole ich Konstantin ab“, informiert er mich. „Brauchst du noch etwas aus der Stadt?“
    Ich schüttele den Kopf und freue mich auf ihn.
    „Ich habe alles. Danke.“
    „ Darf ich mich zu dir setzen?“
    „ Klar.“ Mit einem schnellen Handgriff falte ich die Zeitung zusammen und schenke ihm ein Lächeln. Er soll nicht denken, dass er mich bei etwas stört. Desmodan nimmt sich eine Tasse Tee und gesellt sich zu mir.
    „ Inzwischen hast du dich gut bei uns eingelebt, hm?“
    „ Ja, alles bestens. Ich verlaufe mich auch kaum mehr“, scherze ich.
    „ Ist ein großes Haus“, pflichtet er bei.
    „ Er hat nicht so viel Personal dafür, wie ich angenommen hätte.“
    Desmodan nippt an seinem Tee. Ich habe Chai-Tee aufgebrüht, einen köstlichen indischen Gewürztee, den man mit Milch und Zucker trinkt, was ich besonders liebe.
    „Na ja, der rechte Flügel steht ganz leer. Alles ist mit weißen Laken abgedeckt. Auch die mittleren Etagen dieses Flügels sind teilweise eingemottet. Den Rest halten etwa acht bis zehn Leute in Schuss. Er ist keiner, der sich täglich das Silberbesteck polieren lässt. Und alles läuft über Fußbodenheizung. Es ist nicht nötig, so wie früher, in jedem Raum einen Kamin zu befeuern, um es behaglich zu haben.“
    „ Die Annehmlichkeiten der modernen Welt“, stimme ich zu. Dann kommt mir ein anderes Thema in den Sinn. „Es wundert mich, dass bisher alle, die ich getroffen habe, ausnehmend nett zu mir waren. Ich hatte bei niemandem das Gefühl, dass er sich verstellt.“
    Er lächelt. „Das tun sie auch nicht. Es ist Teil der Einstellungsklausel im Vertrag, dass man keine Vorurteile gegen Menschen haben darf. Sollte Konstantin dergleichen spitz bekommen, kann er die betreffende Person fristlos kündigen. Du darfst nicht vergessen“, erinnert er mich, „dass seine Mutter ebenfalls menschlich ist. Er würde nie tolerieren, dass sie Gast in seinem Hause ist und dabei Abweisung ausgesetzt ist. Er verehrt sie und sie ist eine tolle Frau.“
    Ich nicke. Irgendwann werde ich seine Eltern mal kennen lernen. Sie leben nicht vor Ort. Außerdem sind sie viel auf Reisen, seit sein Vater sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hat. Soviel ich weiß, sind sie momentan in Südamerika.
    „ Hast du Familie?“, frage ich Desmodan.
    „ Eltern und eine Schwester“, sagt er nickend. „Sie wohnen drüben in Broken Arrow. Meine Schwester ist Erzieherin und meine Eltern beide Lehrer.“
    Broken Arrow ist eine Gemeinde, die zu Tulsa gehört. Sie sieht allerdings völlig anders aus. Nichts erinnert an die Großstadt. Flache Häuser, die kaum höher als Ampeln und Telefonmasten sind. Sie hat mehr das Flair einer Westernstadt mit Backsteingebäuden und historischen Bauwerken. Ich war lange nicht mehr dort. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sich viel geändert hat.
    Ich muss schmunzeln. „Da bist du als Chauffeur ganz schön aus der Pädagogenschiene ausgebrochen.“
    „ Kann man so sagen.“ Er zuckt mit den Schultern, eine Geste, die ihn jung wirken lässt. „Was soll ich sagen? Ich fahre gerne Auto. Das kann ich jetzt den ganzen Tag.“ Er leert seine Tasse und bringt sie zur Spüle. „Danke für den Tee.“
    Kleiner Smalltalk mit Konstantins Beschäftigten gehört inzwischen zu meinem Alltag. Wenn Armand gerade nicht kocht, lösen wir zusammen Kreuzworträtsel. Er ist ein liebenswerter Koch, dem sein eigenes Essen sehr gut schmeckt und den es nicht stört, dass man das sieht.
    „ I ch liebe gutes Essen“, pflegt er dann zu sagen. „Und meines ist besonders fein.“ Irgendwie gehört er zu Konstantins Familie. Armand ist Witwer und geht in seiner Arbeit auf. Ich habe ihn einmal gefragt, ob er denn nicht wieder heiraten wolle, doch das verneinte er sofort.
    „ Ah non , ich hatte

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