Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
Vom Netzwerk:
wir das Meer. Es wird mir fehlen. Der zugefrorene Tümpel daheim ist nicht dasselbe.
    Schließlich steigen wir aus dem Wasser und tollen ein wenig am Strand herum, bis unsere Haut einigermaßen trocken ist. Handtücher haben wir nicht dabei, doch das stört mich nicht. Wir rubbeln uns den Sand von Waden und Füßen. Es ist eine ziemliche Fummelei, ihn zwischen den Zehen hervor zu bekommen. Das sind Dinge, über die ich noch nie nachgedacht habe und ich genieße es, sie in meinem Alltag zu entdecken.
    Wir klauben unsere Sachen vom Boden und klopfen den Sand auch dort heraus. Besonders hartnäckig hat er sich in Konstantins Smoking eingenistet, wo er sogar aus den Taschen rieselt. Vermutlich finden wir noch in einigen Tagen welchen darin.
    Das bringt mich auf die sentimentale Idee, mir etwas von diesem Strand, dieser Bucht mitzunehmen. Dem Ort, an dem wir uns zum ersten Mal liebten.
    Konstantin streift sich gerade einen Ärmel über, als ich in meiner Faust eine ordentliche Portion Sand aufnehme und ihn in seine Tasche stecke.
    „Was wird denn das?“, fragt er belustigt, als ich es wiederhole.
    „ Ich nehme mir eine Erinnerung mit.“
    „ Wenn du mich zu irgendeiner Gelegenheit Sandmann nennst, werde ich mich furchtbar rächen“, droht er gutgelaunt.
    „ Bekomme ich ihn dann in die Augen gestreut?“
    „ Ganz genau.“
    Wir schlendern zurück zum Buggy und fahren zum Hotel. Ich hätte unter anderen Umständen gerne die Sonne aufgehen sehen, aber all die Sterne am Himmel sind ebenfalls Sonnen. Das muss genügen. Ich schmiege mich an ihn und nehme die letzten Eindrücke dieser Nacht in mich auf, verwahre sie in meinem Herzen wie in einem Schatzkästchen.
     
     
    Nach einer kurzen, aber warmen Dusche sind wir die letzten Reste Meer und Sand los und ich kuschle mich in einen der luxusweichen Hotelbademäntel.
    „ Wenn du dir einen mitnimmst, wäre das nicht mal Klauen, oder?“, frage ich gedankenverloren.
    „ Man kann sich nicht selbst beklauen“, meint er, überlegt es sich dann aber anders. „Außer man will die Versicherung bescheißen.“
    „ Das scheinst du nicht nötig zu haben.“
    „ Sehe ich auch so“, stimmt er zu und gibt mir einen Kuss. „Bei dir fühle ich mich immer wie sechzehn“, murmelt er.
    Der Gedanke lässt mich grinsen. „Lass das lieber. Sonst wäre am Ende ich zwei Jahre älter als du.“
    Er wackelt spöttisch mit den Augenbrauen. „Was wäre so schlimm daran?“
    Manchmal steht er wirklich auf der Leitung. Ich stemme meine Hände in die Hüften und lege den Kopf schief.
    „Dann würdest du mich für eine Jüngere verlassen.“
    „ Noch jünger!?“, krächzt er. „Ich meine“, korrigiert er sich, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt, „das wäre dann illegal. Minderjährige und so.“
    „ Ich will mal nicht so sein und lasse das durchgehen.“
    „ Sehr gnädig, Miss Rouillard.“
    „ Tja, was soll ich sagen?“ Ich lege meinen Zeigefinger ans Kinn und tippe daran. „Du hast es schon gut mit mir. Es ist so schwierig, heutzutage zufriedenes Personal zu finden.“
    „ Und bei Armand fühle ich mich nie wie sechzehn“, steuert er bei.
    Die Vorstellung lässt mich kichern.
    „Stört es dich, wenn ich mir auf dem Balkon den Sonnenaufgang ansehe?“
    „ Nein, mach nur. Ich bekomme im Schlafzimmer sicher keine tödliche Dosis durch die Tür.“
    „ Hast du mal einen Sonnenaufgang gesehen?“, frage ich ihn.
    „ Nur im Film.“
    „ Ich dachte bloß, vielleicht habt Ihr Superreichen ja ein Spezialglas, hinter dem Ihr komplett sicher seid.“
    Er wiegelt mit der Hand ab.
    „Es gibt durchaus Konstruktionen, jedoch solltest du eines nicht vergessen, Elise.“ Erwartungsvoll sehe ich ihn an, bis er etwas sehr Einfaches bemerkt. „Wir fühlen uns nicht zu ihr hingezogen. Es gibt nichts in uns, das sich nach Sonne sehnt.“
    „ Aber sie ist wunderschön. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie Euch nicht fehlen kann.“
    Konstantin lächelt mich an.
    „Wie wäre es mit einem leichten Beispiel?“, schlägt er vor.
    „ Okay.“
    „ Fehlt es dir nicht, den Erdkern zu sehen?“, fragt er mich.
    Den Erdkern?
    „Das ist doch nur ein Klumpen Metall und Dreck“, nehme ich an. Stimmt, ich habe mich nie danach gesehen, ihn zu sehen. Konstantin fühlt das in Bezug auf die Sonne?!
    „ Die Sonne ist, deiner Theorie folgend, nur ein großer Klumpen brennendes Gas. Im Gegensatz zum Bunsenbrenner zudem radioaktiv.“ Er lacht. „Manchmal denke ich, Menschen würden auch ein

Weitere Kostenlose Bücher