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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Atomkraftwerk bewundern, wenn es am Himmel hängt.“
    „ Okay, du bist eindeutig unromantisch“, diagnostiziere ich.
    Er lacht. „Nicht komplett. Ich mag den Mond. Er wird voll und halb und verschwindet dann ganz. Mal ist er größer, mal kleiner, mal orange und mal ganz blass. Ein abwechslungsreicher Lampion in der Nacht.“ Er nimmt meine Hand. „Es gibt so viele Dinge, die wir nicht sehen und trotzdem sind wir glücklich. Selbst wenn wir wissen, dass sie da sind. Genieße deine Sonne, meine Schöne. Du bist meine Prinzessin des Lichts, meine übersinnliche Braut, die dem tödlichen Schein trotzen kann. In gewisser Weise bist du viel mächtiger als ich.“
    Als er ins Schlafzimmer verschwunden ist, betätige ich den Rollladen. Leise gleitet er in seine Vorrichtung und gibt den Blick auf den Balkon und das Meer dahinter frei. Die Schwärze der Nacht ist nicht mehr absolut.
    Ich trete hinaus und blicke nach Osten. Ein heller Schein glimmt bereits am Horizont und plötzlich beginnen Orangetöne, sich wie Flammen in den Himmel zu erheben, der kurz lila wird und dann einen Blaustich erhält. Es wird einem satten Tagesazur weichen.
    Wie eine Dunstlinie hängt dicht über dem Meer noch ein verwaschenes Grau. Und einfach so ist sie da. Ein goldener Klecks am Horizont, der so grell ist, dass ich kaum hineinsehen kann. Die vorher verwaschene Kontur des Meeres wird schlagartig dunkler und akzentuiert sich klar vom Himmel, welcher immer heller strahlt.
    Einige Wolkenfetzen tragen graue Köpfe und goldene Bäuche. Das Licht um den Feuerball wird rot und schließlich hebt sich eine perfekte, runde Kugel über die Welt. Das ist der Moment, wo sich ihr Leuchten in den Horizontkamm des Meeres stiehlt, als hätte man eine Ecke heraus gebissen. Wie ein roter Teppich breitet es sich aus, direkt auf mich zu. Es ist atemberaubend schön.
    Innerlich schnaube ich. Von wegen Erdkern!
    Ich staune darüber, wie die Sonne optisch größer zu werden scheint. Ein goldener Glorienschein wächst um sie. Immer wieder blinzle ich zur Seite, habe fast Tränen in den Augen. Das Orange beginnt zu verblassen, wird immer gelber. Ohne Sonnenbrille ist nichts mehr zu machen, doch das stört mich nicht. Ich habe einen Sonnenaufgang über dem Meer gesehen. Es war traumhaft.
    Ich gehe hinein und verdunkle hinter mir das Fenster, schließe den Tag aus. Sobald das Licht fort ist, gähne ich und merke, wie schrecklich müde ich bin. Konstantin scheint es nicht anders zu gehen. Als ich mich ins Bett lege, schläft er bereits tief und fest.
     
     
    Das Geräusch eines penetranten Weckers dringt durch meine Traumbilder. Als ich erkenne, was diesen Lärm verursacht, bin ich wach. Im Zimmer ist es stockdunkel und ich erkenne nichts. Neben mir scheint Konstantin die Uhr totschlagen zu wollen. Seine Hand klatscht auf dem Nachttisch herum und schließlich höre ich etwas auf den Boden fallen. Das Piepen setzt sich von unter dem Bett fort und ich fange an zu kichern.
    Entnervt stöhnt er und schaltet ein kleines Lämpchen an. Er lässt sich über die Bettkante hängen. Endlich verstummt der Krach. Früher mussten Männer noch Büffel jagen, heute bloß technische Geräte abschalten. Verrückt, wie sich die Dinge ändern.
    „ Du bist mein Held“, lobe ich ihn und er knurrt, während er sich das Kissen über den Kopf zieht.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr an meiner Seite und wende mich erstaunt um.
    „Es ist noch Tag. Wieso hast du deinen Wecker gestellt?“
    „ Abreisetag“, brummt er. „Alle wollen pünktlich in den Flieger, sobald es dunkel ist und wir setzen uns vorher zu einer abschließenden Besprechung zusammen.“
    „ Verstehe. Wo musst du denn hin?“
    Ich schüttle mein Kissen auf und lehne mich dagegen. Herrlich gemütlich. Keine zehn Pferde bringen mich jetzt aus dem Bett.
    „Konferenzraum.“
    „ Sind die Partyspuren schon beseitigt?“
    „ Während wir geschlafen haben, waren genügend Angestellte damit beschäftigt. Also ja. Zum Glück gibt es Tonnen von Kaffee.“ Er stemmt sich auf die Arme und wirft mir einen dunklen Blick zu. „Aber frisches Blut wäre mir lieber“, murmelt er.
    Sieh an, kaum wach und schon so eifrig. Glucksend ziehe ich mir die Decke bis zur Nase und schiele zu ihm herüber.
    „Mein Mann hätte bestimmt etwas dagegen, wenn ich jedem Kerl in meinem Bett gleich Blut spende.“
    Er atmet tief durch. „Dein Mann hat grundsätzlich etwas gegen Kerle in deinem Bett.“
    „Wirklich?“, tue ich erstaunt. „Das klingt

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