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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Ahtens Vektor eine Gabe der Anmut abgetreten und war häßlich geworden.
    Als Iome daher den Burghof erreichte, traute sie sich nicht in den eigentlichen Bergfried hinein, aus Angst, das könnte zu viele Erinnerungen an verlorene Freunde wecken, aus Angst, sie könnte sich dabei ertappen, wie sie auf Matten und Fußböden nach Blutspuren Ausschau hielt. (Obwohl die Pfleger ihr versicherten, die Betten seien sämtlich verbrannt und Böden und Wände und sogar – bei den Mächten – die Decken seien völlig blank gescheuert worden.) Sie konnte sich unmöglich bewußt vorstellen, wie es ausgesehen haben mochte.
    Am Ende schickte sie Sir Donnor hinein, um Myrrima zu suchen, während sie im Hof bei ihrer Days wartete.
    Einige Karren standen im Innenhof, und Iome beobachtete ein paar Gardisten, welche die Blinden zu dem einen Wagen führten und jene, die Anmut oder Muskelkraft abgetreten hatten, zu einem anderen trugen. Sie boten einen traurigen Anblick, diese Menschen, die sich aufgeopfert hatten, nur um im Dienst für ihren König zu Krüppeln zu werden.
    Kurz darauf kam Sir Donnor wieder aus dem Bergfried heraus und versicherte Iome, Myrrima habe auf ihre Mutter und Schwestern gehört und sei in diesem Augenblick in ihrem Zimmer und packte.
    Also bat Iome Sir Donnor, zu den Stallungen zu gehen und ihre Pferde zu satteln, anschließend sagte sie Myrrima Bescheid, sie würden zusammen aufbrechen und mit dem Erdkönig nach Süden reiten. Iome war nicht überrascht, Myrrima inmitten ihrer kläffenden Welpen anzutreffen. Auf dem Bett lag ein Langbogen und ein Köcher voller tödlich aussehender Pfeile. Sie staunte jedoch, als sie Myrrima dabei ertappte, wie sie ein ziemlich schäbiges und altes, dick gepolstertes Wams anprobierte, ein Kleidungsstück, das kaum zum Fußbodenschrubben geeignet schien.
    »Glaubt Ihr, es wird meine Brüste fest genug zusammendrücken?« wollte Myrrima wissen.
    Iome blickte sie verblüfft an und fragte: »Wenn Ihr Eure Brüste schon zerquetschen wollt, warum nehmt Ihr dann nicht gleich etwas viel Schwereres?«
    Myrrima zog eine säuerliche Miene. »Ich meine es ernst.«
    »Also gut, zusammendrücken, aber zu welchem Zweck?«
    »Damit sie nicht im Weg sind, wenn ich schieße!« Iome hatte nie einen Pfeil abgeschossen, kannte aber Hofdamen, die es getan hatten, daher ahnte sie Myrrimas mißliche Lage.
    »Ich habe ein ledernes Reitwams in meinem Kleiderschrank, das Euch möglicherweise bessere Dienste leistet. Ich werde es holen gehen«, bot Iome an.
    Anschließend erzählte sie Myrrima, sie würden zusammen nach Süden reiten. Die Aussicht, den Männern in den Krieg zu folgen, schien Borensons Gemahlin sowohl zu überraschen als auch ehrlich zu erfreuen.
    Eine Stunde darauf nahmen Myrrima und Iome zusammen mit Iomes Days und Sir Donnor ein reichhaltiges Frühstück zu sich. Um zehn Uhr vormittags war Binnesman noch immer nicht zurückgekehrt, also schickten sie zu den Stallungen nach ihren Pferden und machten sich zum Aufbruch bereit. Iomes Welpen blieben in der Küche des Königs zurück, bis es losginge.
    In der ganzen Aufregung hatte Iome noch immer nicht mit Jureem gesprochen. Während sie das Stadttor erreichten, sah sie ihn, wie er Menschen anbrüllte, die draußen vor der Burg herumlungerten.
    Iome hatte geglaubt, inzwischen hätte ein jeder das Gelände vor Burg Sylvarresta verlassen, doch das war nicht der Fall.
    Ein Blick durch die Stadttore verriet ihr, daß die Straßen nach Süden und nach Westen, die in den Dunnwald führten, mit den Karren und Ochsen von Bauern verstopft waren, von denen viele den Gedanken an ein Vorankommen aufgegeben hatten. Von den Prunkzelten in der Nähe der Burg stand ein volles Viertel noch, und viele ihrer Bewohner zeigten keinerlei Interesse, überhaupt irgendwohin aufzubrechen.
    Jureem hatte alle Hände voll zu tun. Obwohl er ein
    ausgezeichneter Berater war – vielleicht der fähigste, den sie je kennengelernt hatte –, konnte auch er nicht das Unmögliche vollbringen.
    Und die Situation, die sich ihm bot, war eindeutig
    unmöglich. Fünftausend kleinere Lords und Ritter und sogar einige Bauern, die lediglich Langbögen als Waffe trugen, belagerten die Tore der Burg und verlangten Einlaß. Die Stadtgarde – ungefähr vierzig Mann – versperrte ihnen den Weg.
    »Was geht hier vor?« verlangte Iome zu wissen. Jureem bat sie mit flehender Stimme. »Euer Hoheit, diese Männer haben beschlossen, daß sie die Burgmauern bewachen wollen.«
    »Aber…«

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