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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Krone ihrer Mutter, ein schlichtes, aber elegantes Schmuckstück aus
    diamantenbesetztem Silber. Darüber hinaus fanden sich Dutzende und Aberdutzende von Ohrringen, Broschen, Arm-und Fußreifen und Halsketten.
    Iome entdeckte die Halskette, an die sie sich erinnert hatte.
    Sie war aus Silber gearbeitet, mit einer Einlegearbeit aus zwanzig zueinander passenden Opalen. Ein großer,
    funkelnder Stein an einem Silberanhänger bildete das Mittelstück.
    Iomes Mutter hatte ihr erzählt, König Sylvarresta habe die Steine gekauft, als er nach Indhopal gereist war und um ihre Hand angehalten hatte.
    Iome erstaunte dies. Ihr Vater war um die halbe Welt geritten, um ihre Mutter zu finden. Es erschien ihr sehr romantisch, so weit zu reisen, auch wenn Gaborn für sie keine geringeren Anstrengungen unternommen hatte.
    Doch irgendwie wurde die Romantik von Iomes Hochzeit mit Gaborn dadurch gemildert, daß ihre Väter die besten Freunde gewesen waren und beide die Verbindung schon lange gewünscht hatten. Gaborn zu heiraten war ein wenig so, als gehe man mit dem Jungen von nebenan die Ehe ein, auch wenn sie ihn erst vor zehn Tagen kennengelernt hatte.
    In der Schmucktruhe ihrer Mutter entdeckte Iome noch weitere Opale. Die große Truhe hatte den Königinnen des Hauses Sylvarresta über Generationen gedient und enthielt viele Stücke, die ihre Mutter nie getragen hatte. Sie sah eine Brosche aus Feueropalen, die wie Augen in eine Gruppe von drei Fischen aus mattiertem Kupfer eingesetzt waren. Des weiteren einen alten, tränenförmigen Anhänger mit einem Opal, der in den lebhaftesten Grüntönen leuchtete.
    Diese nahm sie, da sie die größten Steine besaßen, an sich und reichte sie Myrrima, die in ihrer Weste Taschen hatte.
    »Hoffen wir, daß das genügt.«
    Sie legte den Schmuck ihrer Mutter in die Truhe zurück und schob sie unters Bett.
    Als sie damit fertig war, blickte sie aus dem Erkerfenster über die Burg.
    Die Straßen der Stadt waren nun verwaist und still. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie nicht einmal den Rauch eines einzigen Kochfeuers aus einem Kamin in der Stadt aufsteigen. In der Ferne erblicke sie die Zelte, die sich auf den Feldern ausbreiteten. Jetzt, da die Ritter damit drohten, ihr Volk umzubringen, beeilten sich die Menschen überall mit der Flucht.
    Plötzlich erschien ihr die Szene unter ihr vertraut.
    »Das habe ich geträumt«, sagte Iome.
    »Was habt Ihr geträumt?« wollte Myrrima wissen.
    »Das hier, letzte Woche, als Gaborn und ich durch ritten.
    Oder zumindest etwas sehr Ähnliches. Raj Ahten war auf dem Weg hierher, um uns zu töten, und jeder in der Burg habe sich in Distelwolle verwandelt und sei mit dem Wind davongetragen worden, aus seiner Reichweite.«
    Deswegen, wurde ihr mit einem Mal bewußt, wirkte alles so vertraut. Die Menschen, die in alle Richtungen davonstoben, erinnerten sie an Distelwolle in einem heftigen Wind. »Nur in meinem Traum waren Gaborn und ich die letzten, die aufgebrochen sind. Wir wurden alle davongeweht. Aber… mir war bewußt, daß wir nie zurückkehren würden. Nicht hierher.« Der Gedanke erschreckte sie.
    In der Legende hieß es, die Erde spreche zu den Menschen in Zeichen und Träumen, und wer am genauesten hinhörte, werde zu einem rechtmäßigen Lord oder König. In Iomes Adern floß das Blut solcher Könige.
    »Das war nur ein Traum«, sagte Myrrima. »Wäre es eine wahrhaftige Sendung, wäre Gaborn jetzt bei Euch.«
    »Ich glaube, er ist bei mir«, erwiderte Iome. »Ich glaube, ich trage sein Kind in mir.« Sie blickte zu Myrrima. Sie war von gewöhnlicher Herkunft, und Iome wußte, daß sie kein Omen auf die leichte Schulter nehmen würde.
    »Oh, meine Dame«, hauchte Myrrima. »Ich gratuliere!«
    Schüchtern schloß sie die Königin in die Arme.
    »Bald werdet Ihr ebenfalls an der Reihe sein«, versicherte Iome Myrrima. »Ihr könnt dem Erdkönig unmöglich nahe sein, ohne auf seine schöpferischen Kräfte anzusprechen.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Myrrima.
    Iome hatte den Schlüssel zur Schmucktruhe nicht versteckt.
    Sie öffnete diese jetzt und entnahm ihr die Krone ihrer Mutter sowie die wertvollsten Stücke, die sie fand. »Nur für alle Fälle«, redete sie sich ein. Den Schmuck wickelte sie in einen Kopfkissenbezug, der, wie sie glaubte, gut in ihre Satteltaschen passen würde.
    Sie war gerade damit fertig, da stieß draußen im Innenhof jemand – ein junges Mädchen – einen verzweifelten Ruf aus.
    »Hallo? Hallo? Ist da jemand?«
    Myrrima

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