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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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noch nie einen Flammenweber gesehen, der tatsächlich zu solchen Kunststücken fähig war.
    »Also gut«, willigte Gaborn ein. »Wir werden unsere Ratsversammlungen im Großen Saal abhalten, und ich werde dort den ganzen Winter über kein Feuer anzünden lassen.
    Darüber hinaus werde ich den Befehl ausgeben, daß
    militärische Strategien oder Geheimnisse weder bei Tageslicht noch im Schein eines Feuers besprochen werden dürfen.«
    »Das sollte genügen«, meinte Binnesman.
    Das erledigt, gingen der König und Iome sowie ihre beiden Days und Binnesman hinüber, um sich den Kopf des Greifers anzusehen, und anschließend zurück in die Burg. Borenson blieb noch eine Weile dort, postierte ein paar Jungen am Burggraben und trug ihnen auf, sich um die Fische zu kümmern.
    Myrrima stand untätig daneben und staunte. Im Laufe der vergangenen Woche hatte sich in ihrem Leben viel verändert.
    Doch Binnesmans Warnung deutete auf schlimme Omen hin.
    Flüsse voll Blut. Angesichts Hunderttausender von Menschen, die rings um die Stadt Sylvarresta ihr Lager aufgeschlagen hatten, konnte man den Eindruck gewinnen, daß die gesamte Welt in Heredon zusammenströmte, am Hofe des Erdkönigs.
    Welche Veränderung auch bevorstand, sie befand sich im Zentrum von alledem.
    Sie kletterte den Deich hinauf und blickte über die weite Menschenmenge hinweg, über die Großzelte, die hier in der vergangenen Woche aus dem Boden geschossen waren. Im Süden und Westen stieg Staub von den zahlreichen Reisenden auf, die über die Straße zogen. Gestern abend hatte Myrrima gehört, Kaufleute und Prinzen seien von so weit entfernten Orten wie Lysle hierhergekommen.
    Die gesamte Welt soll an diesem Ort zusammenkommen, dachte Myrrima. Die Kräfte eines Erdkönigs waren legendär und wurden nur in äußerst finsteren Zeiten gewährt. Jeder einzelne aus jedem einzelnen Land, der überleben will, wird sich hierher begeben. Und das bereitete ihr angst. Im Dunnwald gab es Greifer, und Wasserzauberer im Burggraben. Bald würden genug Menschen versammelt sein, um ganze Ströme von Blut zu erzeugen.
    Die Erkenntnis gab ihr das Gefühl, klein und hilflos zu sein.
    Sie sorgte sich um die Zukunft. Und Borenson würde bald aufbrechen. Auf ihn würde sie sich nicht verlassen können.
    Ich muß mich vorbereiten auf das, was kommt, überlegte Myrrima.
    Gemeinsam mit Borenson ging Myrrima wieder hinauf in die Burg. Auf der Zugbrücke blieb sie ein paar Augenblicke stehen und beobachtete die großen Fische, die flossenschlagend im Burggraben ihre Kreise zogen. Ihre Gegenwart beruhigte sie. Wasserzauberer waren stark in der Kunst des Heilens und Beschützens.
     
    An diesem Morgen nahm Myrrima das Frühstück im Turm des Königs ein. Außer ihr waren nur König Gaborn und Königin Iome, sowie deren Days im Raum. Obwohl Myrrima im Begriff stand, eine Freundin Iomes zu werden, war es ihr noch immer unangenehm, in Anwesenheit des Königs zu speisen.
    Und tatsächlich herrschte während des gesamten Frühstücks ein beklemmendes Schweigen. Gaborn und Borenson
    weigerten sich, über ihre Jagd während der drei vergangenen Tage zu sprechen, und benahmen sich überhaupt recht wortkarg. Gaborn hatte beunruhigende Nachrichten aus Mystarria erhalten, und den ganzen Morgen über wirkte er bedrückt, ernst und zurückgezogen.
    Sie waren fast mit Frühstücken fertig, als der ältliche Kanzler Rodderman, der mit seinem weißen, gekämmten Bart und in seiner schwarzen Amtstracht eine strahlende Erscheinung bot, an die Tür des Speisesaals kam. »Mein Lord, meine Dame«, grüßte er. »Im Großen Saal wartet Herzog Groverman und ersucht um eine Audienz.«
    Iome sah Rodderman abgespannt an. »Geht es um etwas Wichtiges? Ich habe meinen Gatten drei Tage lang nicht gesehen.«
    Rodderman erwiderte: »Das weiß ich nicht, aber er drückt sich bereits seit einer halben Stunde hier draußen herum.«
    »Er drückt sich herum?« lachte Iome. »Nun, das dürfen wir auf keinen Fall zulassen.« Obwohl sie sich über Roddermans Wortwahl amüsierte, spürte Myrrima, daß sie den Herzog nicht besonders mochte.
    Kurz darauf betrat der Herzog den Raum. Er war untersetzt, hatte überlange Gliedmaßen, ein scharf geschnittenes Gesicht und dunkle Augen, die so dicht beieinander standen, daß man ihn nicht anders als häßlich beschreiben konnte. In einer Familie aus Kriegern und Adligen wirkte er deplaziert.
    Myrrima hatte gerüchteweise gehört, ein Stallbursche habe den Herzog gezeugt.
    Zu Ehren des

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