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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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mancher liebte das Gold mehr als sich selbst. Iome hatte Myrrima jedoch erzählt, sogar Gaborns Vater habe schließlich diesen Pragmatismus aufgegeben, denn der König habe sich nicht immer der Beweggründe eines Mannes sicher sein können, der seine Eigenschaften verkaufte. Oft sah ein Bauer oder gar ein unbedeutender Lord, der unter großen Schulden litt, keinen anderen Ausweg und versuchte daher, eine Gabe an den Meistbietenden zu verhökern.
    Gaborns Vater hatte daher vor der Erkenntnis gestanden, daß sein eigenes pragmatisches Wesen eigentlich gewissenlos war – denn nie konnte er völlig sicher sein, was einen Mann dazu trieb, seine Gaben zu verkaufen. War es Habgier? Oder war es Hoffnungslosigkeit oder gar schlichte Dummheit, die einen Mann veranlaßte, seine größten Vorzüge gegen ein paar Goldstücke einzutauschen?
    Tatsächlich wußte Myrrima, daß manch habsüchtiger Lord seine Gier nach den Eigenschaften anderer unter dem Deckmantel seines Pragmatismus verbarg. Solche Lords waren nur allzu gern bereit, anstelle von Steuerzahlungen Gaben anzunehmen, und jedesmal, wenn ein König die Steuern erhöhte, fragten sich die Bauern in diesen Reichen, worauf er es denn nun wirklich abgesehen hatte.
    Die schlimmsten aller Lords waren natürlich die Wolflords.
    Da ein Untertan ›gewillt‹ sein mußte, eine Gabe abzutreten, bevor eine Eigenschaft auf seinen Lord übertragen werden konnte, waren die Wolflords ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die Menschen gefügiger zu machen. Die Mittel der Wolflords waren Folter und Erpressung, sowohl körperlich als auch seelisch. Raj Ahten hatte König Sylvarresta dazu erpreßt, ihm seine Geisteskraft zu überlassen, indem er drohte, seine einzige Tochter Iome zu töten. König Sylvarresta hatte bereits eingewilligt, als Raj Ahten Iome anschließend zwang, selbst eine Gabe der Anmut abzutreten, damit sie nicht mit ansehen mußte, wie ihr blödsinniger Vater gefoltert, ihre Freundin Chemoise ermordet, ihr Königreich geraubt wurde.
    Somit gehörte Raj Ahten zu der verabscheuungswürdigsten Sorte Mensch – den Wolflords.
    Die beschönigende Bezeichnung ›Wolflord‹ war auf Männer von solch unbarmherziger Habgier gemünzt worden, die sogar Hundeeigenschaften stahlen. In längst vergangenen dunklen Zeiten hatten Männer Hunden mehr als nur die Gaben des Geruchssinns, des Durchhaltevermögens oder des Stoffwechsels, sondern sogar Gaben der Geisteskraft abgenommen. Es hieß, ein Mann vergrößere dadurch seine Gerissenheit im Kampf und seine Gier nach Blut.
    Daher war bereits der Gedanke, Gaben von Hunden auf sich zu übertragen, in Rofehavan zu einer verhaßten Vorstellung geworden. Gaborns großer Widersacher, Raj Ahten, hatte sich zwar niemals herabgelassen, die Gabe eines Hundes zu übernehmen, ›Wolflord‹ wurde er dennoch genannt. Und jetzt besaß Groverman die Stirn, Iome einen solchen Vorschlag zu unterbreiten.
    »Solange man nicht eines Hundes Gabe der Geisteskraft übernimmt, ist dies kein schlechter Brauch«, erklärte Groverman, wie durch den Umstand, daß niemand widersprach, ermutigt. »Ein Hund, der keinen Geruchssinn besitzt, gibt ein vorzügliches Haustier ab. Solange man über einen guten Hundeabrichter verfügt, der sich um das Tier kümmert, läßt er sich problemlos halten.
    Sogar lieben. Er wird Euch seinen Geruchssinn überlassen, während Eure Kinder mit ihm auf dem Fußboden
    herumtollen.
    Ich habe einmal die Zahl der Bauern und Gerber, der Handwerker, Baumeister und Tuchhändler ausgerechnet, die nötig sind, um einen einzigen Übereigner zu versorgen.
    Meinen Berechnungen nach benötigt man die gemeinschaftliche Arbeit von vierundzwanzig Personen, um einen einzigen menschlichen Übereigner zu versorgen, und weitere acht für ein Übereignerpferd. Dagegen braucht man nur einen einzigen Mann, der sich um sieben Übereignerhunde kümmert. Das ist einer sparsamen
    Haushaltsführung zuträglich.
    Für einen kriegführenden König sind edle Hunde ebenso wichtig wie Waffen oder Rüstung. Raj Ahten hat Kampfhunde in seinen Waffenarsenalen – Mastiffs, die Gaben übernommen haben. Wenn Ihr schon nicht zulaßt, daß diese Welpen Euch als Übereigner dienen, dann überlegt doch wenigstens, ob sie nicht Euren eigenen Kampfhunden Gaben überlassen können.«
    »Das ist eine Ungeheuerlichkeit!« rief Iome. »Eine
    Ungeheuerlichkeit und eine Beleidigung!« Sie blickte Gaborn flehend an.
    »Gedacht ist es weder als das eine noch als das andere«,

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