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Schatteninsel

Schatteninsel

Titel: Schatteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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betrachtete die Regentropfen, die in ihren Kaffee fielen.
    »Ja.«
    »Könnte man Markus’ Vaterschaft noch nachweisen?«
    Die Worte entschlüpften Jenni, bevor sie den Gedanken verinnerlicht hatte, bevor er sich zu einer reellen Möglichkeit formen konnte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ina. »Aber so kompliziert brauchen wir es ja gar nicht zu machen. Wenn du willst, behalte ich Markus’ Testament und nehme das Erbe an, aber nur formal. Ich gebe natürlich alles dir und Miro.«
    Die Regentropfen fielen nun dichter.
    »Aber Jenni …«
    Ina legte eine Hand auf Jennis Arm.
    »In dem Fall verlange ich, dass ihr in Markus’ Nähe seid. Es tut mir leid. Sonst kann ich nicht zulassen, dass er in diesen Trubel hineingezogen wird.«
    Jenni zog ihren Arm zurück. Es war eine instinktive Reaktion, als hätte sie etwas Schmutziges berührt.
    »Liebe Ina«, sagte sie, »ich könnte nie hier wohnen.«
    »Und Miro?«
    »Der auch nicht. Er versteht ja nicht mal die Sprache.«
    »Aber hier könnte er in einer sicheren Umgebung aufwachsen.«
    »Du meinst wohl, in einer verstockten Umgebung, in der herumgespitzelt und getratscht wird.«
    Ina lachte. Es war ein ansteckendes Lachen.
    »Jedenfalls will ich Markus’ Erbe nicht«, erklärte siedann. »Es gehört mir nicht. Es geht entweder an Lisa und Aaron, oder an dich und Miro.«
    Der Regen wurde heftiger. Die Tropfen ließen das Wasser von der Plastikfläche der Tische aufspritzen.
    »Wir machen uns besser auf den Weg«, sagte Jenni und rief nach Miro.
    Ina nahm die Einkaufstasche. »Möchtest du in die Kirche gehen?«, fragte sie.
    »Wie bitte?« Jenni tat, als hätte sie die Frage nicht verstanden.
    »In die Kirche. Sie ist ganz in der Nähe.«
    »Ina, mir hilft kein …«
    »Ich will dich nicht bekehren«, sagte Ina lachend. »Wir können da drinnen den Regen abwarten. Es ist ein ganz besonderer Ort, eine Sehenswürdigkeit. Im Haus vermisst uns niemand.«
    Jenni nickte resigniert.
    Sie holten Miro, verstauten die Einkäufe im Wagen und gingen über einen schmalen Pfad zu dem kleinen Kirchhof. Er war von großen Steinblöcken umrahmt, auf denen Moos wuchs. Jenni betrachtete die weiße Holzkirche und ihre Umgebung. Der Ort wirkte merkwürdig intim. Die Kirche verbarg sich gewissermaßen zwischen den Bäumen.
    »Ist sie nicht hübsch?«, fragte Ina.
    Jenni nickte. Unter dem dunklen Himmel sahen die Bretterwände der bescheidenen Kirche beinahe grau aus, alt wie der Fels.
    »Warum liegt sie so versteckt?«, fragte Jenni.
    »Die Leute in dieser Gemeinde sagen, dass der Weg zu Gott immer geheim ist«, antwortete Ina. »Ist das nicht ein schöner Gedanke? Zur Kirche führt ein geheimer Pfad.«
    »Aha.«
    Der Regen wurde plötzlich stärker, verwandelte sich in ein gewaltiges Rauschen. Jenni lief gebückt zu der Steintreppe, wo Ina ihr die Kirchentür aufhielt. Miro stocherte auf dem Kirchhof mit einem Stöckchen in der Erde. Ihm hatte Regen nie etwas ausgemacht, selbst wenn er klatschnass wurde. Jenni rief ihn herein.
    »In der Kirche spricht man leise«, ermahnte sie ihn vorsorglich, als sie eintraten.
    In der Kirche gab es unzählige Deckenmalereien, einige von der Zeit verblichen, andere ganz neu. Jenni betrachtete die Bilder, bis ihr der Nacken wehtat, suchte zerstreut nach einer Geschichte in ihnen. Ein Feuer, ein Schiff, ein einäugiger Prediger.
    Die Bilder waren in ihrer kindlichen Art faszinierend und sogar beruhigend. Heitere blasse Farben. Allerdings waren einige Motive seltsam. Ein Bild zeigte eine Menschenschar, die zu tanzen und zu jauchzen schien. Doch wenn man genauer hinsah, entdeckte man unter den Füßen der Menschen schwarze zuckende Muster, wie Flammen. Vielleicht brannte unter ihnen ein Feuer. Mit schwarzen Flammen. Plötzlich wirkten die Verrenkungen und die offenen Münder der Menschen nicht mehr fröhlich, sondern schauerlich.
    »Was ist das für eine Glaubensgemeinde?«, fragte Jenni.
    Der Regen fiel wie eine gleichmäßig rauschende Welle auf das Teerpappendach. Das Wasser lief an den Fenstern herunter und verwischte die Umgebung zu grünem Dunst.
    »Auf dem Festland nennt man sie Mörtianer«, antwortete Ina. »Manchmal kommen Leute von der Uni her, um sie zu befragen.«
    »Was steht unter dem Bild da?«
    Jenni zeigte auf den Text unter dem Bild mit den hüpfenden Menschen. Schwer zu erkennende, dekorative Buchstaben, schwedischsprachige Wörter.
    Ina seufzte und sah genauer hin.
    »Ein Feuer ohne Licht verbrennt die Füße derer …«
    Sie trat einen

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