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Schatteninsel

Schatteninsel

Titel: Schatteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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zu lachen. Der Anfall kam völligüberraschend, das Lachen quoll aus ihrem Mund, als sei es in den Muskeln aufgestaut gewesen und habe endlich den Weg ins Freie gefunden.
    Ina blickte über die Schulter und lächelte verunsichert.
    »Was hast du?«
    Jenni winkte ab.
    »Nichts.«
    Ein ekelhafter ranziger Geschmack stieg ihr in den Mund.
    »Mutti ist betrunken«, sagte Miro in dem Ton, in dem er Dinge kommentierte, die ihm ein wenig Angst machten.
    »Aber nein.« Jenni fasste den Jungen an der Schulter und schüttelte ihn liebevoll. »Mutti ist fröhlich«, log sie und wandte das Gesicht ab, damit Miro die Tränen nicht sah, die der Ekel ihr in die Augen trieb. Da fiel ihr etwas auf. An der Kirche war kein Friedhof. Das hatte natürlich nichts zu bedeuten. Eine zufällige Beobachtung. Doch sie verwandelte den Ekel in etwas Kälteres, Tieferes. Plötzlich wollte Jenni nur noch weg von der Insel, sofort, egal wohin.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Ina. Sie hatte Jenni den Arm um die Schulter gelegt.
    »Wo ist der Friedhof?«
    Ina runzelte die Stirn.
    »Der müsste hier irgendwo in der Nähe sein«, antwortete sie. »Wieso?«
    »Wird Markus hier beerdigt?«, fragte Jenni ohne Rücksicht darauf, dass Miro zuhörte.
    Ina schwieg eine Weile.
    »Daran möchte ich noch nicht denken«, sagte sie dann.
    »Ach, tut mir leid«, entschuldigte sich Jenni verlegen und rieb sich die Augen. »Ich weiß nicht, was heute mit mir los ist. Ich bin total durcheinander.«
    »Macht nichts. Komm.«
    Als sie den Wagen erreichten, stellten sie fest, dass Inas Einkaufstasche auf der Rückbank umgekippt war. Die Einkäufe lagen verstreut auf der Rückbank und auf dem Boden. Ina sammelte die Brötchen auf, die aus der Papiertüte gerollt waren, und murmelte etwas, das wie ein Fluch klang. Jenni erinnerte sich nicht, wann sie ihre Schwester zuletzt fluchen gehört hatte. Vielleicht als Kind, damals hatte Ina oft geflucht, bevor sie in Tränen ausbrach.
    »Die kann man noch essen«, sagte Ina atemlos. »Nicht wahr?«
    Jenni setzte sich auf den Beifahrersitz, um die peinliche Frage nicht beantworten zu müssen. Ina hatte eines der Brötchen vom Boden aufgehoben.
    »Mutti?«, kam Miros Stimme von der Rückbank, als sie losfuhren.
    »Ja?«
    »Du drehst doch nicht mehr durch?«
    Jenni wandte den Kopf, doch da Miro hinter ihr saß, konnte sie ihn nicht ansehen.
    »Mutti dreht nicht durch«, antwortete sie. »Keine Sorge.«
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild im Seitenfenster. Es verschmolz mit dem Wald und dem hinter den Bäumen schimmernden Meer, in dem sich am Ende alles in Schleiern auflöste.
    Als sie beim Haus vorfuhren, entdeckte Jenni Aaron am Fenster im Obergeschoss. Er schien sie nicht zu sehen. Jenni winkte ihm beim Aussteigen zu, doch er reagierte nicht.
    Sie hielt Miro die Tür auf und blickte nach oben. In dem Moment wusste sie, dass sie diesen Mann verlassen würde.Vielleicht nicht in den nächsten Wochen, nicht in einem Monat. Aber es würde bald geschehen. Der Gedanke löste ein berauschendes Freiheitsgefühl aus.
    Als sie ins Haus kamen, bat Ina Miro, ihr beim Auspacken zu helfen. Jenni beschloss, nach oben zu gehen, denn Aarons Starre beunruhigte sie. Sie wollte nicht mit ihm reden, sondern lediglich feststellen, was los war. Auf dem Treppenabsatz drang eine Stimme an ihr Ohr.
    Lisas Stimme.
    Jenni verlangsamte ihre Schritte, um besser zu hören, aber es wurde nicht mehr gesprochen. Sie trat näher. Durch den Türspalt war ein Streifen des Zimmers zu sehen. Aarons Silhouette vor dem Fenster. Er stand mit verschränkten Armen da und blickte nach draußen. Es sah aus, als wollte er sich in dem Grau sonnen. Dann streckte sich hinter ihm eine Hand aus. Sie legte sich langsam an seine Seite. Nicht auf die Schulter, tröstend, sondern an die Seite. Wie eine Aufforderung, sich umzudrehen.
    Und Aaron drehte sich um. Er sah hilflos aus. Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Jenni wich von der Tür zurück. Der Bauch tat ihr so weh, dass sie die Augen schließen musste. Ihr Schmerz war zurückgekehrt. Sie tastete mit der Hand nach dem Treppengeländer und ging mit geschlossenen Augen hinunter, beinahe hoffend, dass sie eine Stufe verfehlen und hinunterfallen würde, dass besorgte Gesichter sich über ihren übel zugerichteten Körper beugen würden.
    »Kommt Aaron?«, fragte Ina unten.
    »Gleich«, sagte Jenni und hob die Hand zum Zeichen, dass sie keine weiteren Fragen hören wollte.
    »Okay.«
    Jenni wartete, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, und

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