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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Saul anfing, sich in der Küche zu schaffen zu machen. Er hatte wohl Hunger, genau wie ich. Mildes Licht spiegelte sich auf seinem langen rot-schwarzen Haar, in dessen Strähnen Silber blitzte. Ohne die Kriegsbemalung wirkten seine Wangen ein wenig blass. Wahrscheinlich spürte er, dass ich ihn beobachtete, denn er sah auf und schenkte mir ein kleines Lächeln, von dem meine Knie ganz weich wurden.
    „Kommt Saul auch mit?“
    Was? „Klar kommt er mit. Er ist mein Partner.“ Und zwar ein verdammt guter.
    „Es ist nur … was soll’s! Bring ihn mit. Tut mir leid. Um elf also. Bis dann.“
    Als ich auflegte, war ich verwirrter als vorher, was selten vorkommt. Avery hatte nichts gegen Werwesen.
    Zumindest soweit ich wusste. Zumindest nicht mehr als andere.
    Andys Nummer hatte ich im Kopf, aber nachdem ich gewählt hatte, erreichte ich nur seinen Anrufbeantworter und hinterließ ihm eine Nachricht. Dann stieg mir der himmlische Duft von gedünsteten Zwiebeln in die Nase, und das bedeutete Steaks. Gesegnet seien die Werwesen und ihre häusliche Ader!
    Nachdem ich das Telefon wieder in die Station gesteckt hatte, starrte ich es noch eine Weile mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Dann griff ich abermals danach und wählte eine andere Nummer.
    „Hutchinson s Buchantiquariat – alles, was alt und selten ist“, tönte eine leicht näselnde, hohe Stimme, und ich musste mir das Lachen verkneifen.
    „Hutch, ich bin’s, Jill.“
    „Himmel Herrgott, was ist jetzt schon wieder?“, platzte es aus ihm heraus.
    „Immer mit der Ruhe, Schätzchen. Ich muss nur mal ins Hinterzimmer. Würdest du für mich ein paar Sachen recherchieren?“
    „Lieber steche ich mir eigenhändig die Augen aus“, entgegnete er ernst. Kluger Mann.
    „Damit wärst du um einiges schlauer als manch anderer. Hör zu, such alles raus, was du über die Sorrow finden kannst. Polier dein Zeremonien-Chaldäisch ein bisschen auf, und besorge mir alles, was es über einen sogenannten Chutsharak gibt.“
    „Zuphtarak?“, verdrehte er das Wort. Ich konnte beinahe hören, wie seine Zähne klapperten. Der putzige, nervöse Hutch war nicht gemacht für die Arbeiten eines Jägers, aber wenn es darum ging, sich durch uralte Wälzer zu kämpfen, machte ihm keiner was vor. Und genau deshalb beinhaltete Hutchinsons Buchantiquariat auch eine Jäger-Bibliothek – im Gegenzug dafür, dass ich wegen einer Reihe von netten kleinen Steuerbetrügereien ein Auge zudrückte, ohne die er längst dichtgemacht hätte.
    Hey, Jäger sind absolut dafür, die unabhängigen kleinen Buchläden zu unterstützen.
    „Chutsharak.“ Ich buchstabierte es ihm. „Manchmal wird es statt mit Ch auch mit J geschrieben, und manchmal …“
    „. ..diese beschissenen Übersetzungen aus dem siebzehnten Jahrhundert, ich weiß. Na schön. Von mir aus. Du hast den Schlüssel noch?“
    „Natürlich hab ich meinen Schlüssel noch.“ Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass ich ihn je verlieren werde, Hutch. Außerdem war ich es, die diese verfluchten Schlösser konstruiert hat. Für mich werden sie sich immer und jederzeit öffnen. „Ich komme erst, wenn du weg bist. Lass deine Notizen einfach am üblichen Platz.“
    „Na Gott sei Dank!“
    Ich schnaubte. „Ich dachte, du magst mich, Hutch.“
    Er lachte etwas verunsichert. Deutlich sah ich seine haselnussbraunen Augen und seine dünnen Oberarme vor mir. „Klar, du bist heiß, aber auch ganz schön gruselig. Ich mach mich an die Arbeit. Chutsharak. Chaldäisch. Alles klar.“
    „Ach, und noch was.“
    „Himmel!“
    „Kannst du den Speer des Heiligen Antonius nachschlagen?“
    „Sankt Antonius hatte keinen … .“
    „Der Meinung war ich auch. Aber überprüf es trotzdem. Und sieh auch nach, ob es irgendeine Verbindung zwischen Antonius und Marcus Silvanus gibt. Nur, um auf Nummer sicher zu gehen.“ Ich fühlte, dass Kopfschmerzen im Anmarsch waren, und massierte meine Nasenwurzel. Das war mal wieder typisch nach einem Besuch bei den Katholiken. Warum sollte Rourke mich anlügen? Natürlich war ich aus der Kirche ausgetreten, ich war auch kein Priester, noch dazu eine Frau. Gut möglich, dass es ihm nicht gerade schlaflose Nächte bereiten würde, wenn er mich anlog – nach der nächsten Beichte wäre die Sache für ihn erledigt. Und wenn Gui tatsächlich ein Eid verbot, über das Artefakt zu sprechen, das im Seminar versteckt war – ein Artefakt, auf das es die Sorrow zu unheiligen Zwecken abgesehen hatten –, konnte die ganze Sache

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