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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wolle er einen Kartentrick aufführen. „Aber das Schlimmste daran ist, dass ich ihm glaube.“
    „Und was hat er gesehen?“ Und warum zum Teufel machst du deshalb so einen Aufstand? Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz herum, das Leder meiner Hosen klebte unangenehm an der Plastikbank fest.
    „Der Typ heißt Robbie der Schluckspecht. Letzte Nacht hat er beobachtet, wie sie Baby Jewel abgeladen haben – schwarzer Kleinbus ohne Nummernschild. Er meinte, sie wären zu viert gewesen. Anscheinend eine Frau und zwei Männer. Der Vierte … Robbie sagte, es sei ein Riesenvieh gewesen, das mächtig gestunken hat – und es hat die Leiche weggeworfen wie nichts.“
    Hm. Das musste ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen. „Groß und stinkend.“
    „Ganz genau. Er sagte, dass es aussah wie ein Affe. Also genauso haarig.“ Dabei warf er Saul einen Blick zu. „Könnte das vielleicht ein entarteter Wer sein? Versteh mich nicht falsch, aber ich dachte, ich sollte das mal ansprechen.“
    Und es war eine gute Frage angesichts dessen, was man ihm erzählt hatte. „Ein entarteter Wer würde die Leichen verstecken“, sagte ich langsam. Die Erinnerung an das letzte bösartige Werwesen, das Santa Luz unsicher gemacht hatte, war mittlerweile alt genug, um mir nicht länger den Magen umzudrehen und den Angstschweiß ausbrechen zu lassen. „Außerdem würden sie nicht in einem Team arbeiten, deshalb sind sie ja aus der Art geschlagen. Die Organe würden sie auch nicht fressen, es sei denn, sie sind kurz vorm Verhungern. Sonst halten sie sich nur ans Muskelfleisch. Wer ist dieser Zeuge und von wo aus hat er das beobachtet?“
    „Mein Informant hat was von einem Baseballfeld erzählt. Der Zeuge ist obdachlos und übernachtet dort manchmal im Unterstand. Als er den Motor des Transporters hörte, hat er raus auf die Straße geguckt. Der Wagen stand dort eine ganze Weile, also ist er schließlich nachsehen gegangen.“ Ave reichte mir den Zettel. „Hier hast du seinen Namen und seine Angaben, außerdem eine Liste von Orten, an denen er sich normalerweise rumtreibt. Er hat Todesangst.“
    „Sollte er auch. Mit dieser Angelegenheit ist nicht zu spaßen.“ Der Zettel fühlte sich dünn und unschuldig an, wie er so zwischen meinen Fingern klemmte. „Danke, Avery.“ Himmel, ich wette, in nächster Zeit wird Schlaf mal wieder zu kurz kommen. In meinem Kopf blitzte das Bild vom Parkrand und dem Baseballfeld auf. Mit Vorbehalt entschied ich, dass es tatsächlich so passiert sein könnte. Der Unterstand lag schräg zur Straße, und es schien mir absolut wahrscheinlich, dass man von dort aus etwas sehen konnte. Allerdings war es weit weniger wahrscheinlich, dass man dabei auch unbemerkt blieb, was die Geschichte schon wieder unglaubwürdig erscheinen ließ. Wer dieser „Robbie der Schluckspecht“ auch war, bei dieser Aktion hatte er so viel Glück gehabt, wie andere ihr ganzes Leben nicht.
    Schließlich wusste sich Avery doch noch zu benehmen. Er hob den Blick und sah meinen Wer an. „Tut mir leid, Saul. Aber ich – Himmel, ist das ätzend! – Gerüchte machen die Runde.“
    Nun spitzte ich die Ohren. „Was für Gerüchte?“
    „Es heißt, jemand hätte ein Kopfgeld auf Werwesen ausgesetzt. Jemand ist offenbar der Meinung, dass der Mörder ein entarteter Wer ist und dass alle dafür bezahlen sollten. Auch über dich wird viel geredet, Jill. Es heißt, dass du gezeichnet bist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Verdammten dich in die Hölle holen.“
    „Gezeichnet? Von wem?“ Mein ganzes Leben bin ich schon gezeichnet, Avery. Aber wenn er Getuschel über die Schattenwelt gehört hatte, kleine Gerüchtefetzen aus den okkulten Läden und von seinen weniger-menschlichen Spitzeln, die sich mit den Exorzisten gut stellen wollten, konnte das nur Ärger bedeuten.
    „Keine Ahnung. Aber man hört so einiges, weißt du. Irgendwas Großes braut sich zusammen, aber ich schnappe nur vereinzelt Brocken auf.“ Er ließ die Schultern sinken wie ein Häufchen Elend. „Pass einfach auf dich auf. Wir dürfen dich nicht verlieren. Auch deinen haarigen Freund hier nicht.“
    Naja, das war doch wenigstens etwas. „Schätze, da hast du recht.“ Liebevoll stieß ich Saul mit dem Ellbogen an. Nur, um ihn wissen zu lassen, dass ich da war. Noch immer rückte er mir ziemlich dicht auf die Pelle, ein wenig näher als sonst. Nähe bedeutet Geborgenheit. „Sorrow-Anhänger treiben sich in der Stadt herum, Ave. Zumindest einer. Vor

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