Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
nur immer schlüpfriger werden.
    „Okay“, gab sich Hutch geschlagen und klang, als hätte ich ihn bei den Eiern – allerdings in einem höchst unangenehmen Griff.
    „Danke, Hutch. Damit hast du dir ein Geschenk verdient.“
    „Ich will nichts damit zu tun haben.“
    Während ich noch lachte, legte er auf. Ich steckte das Telefon in die Ladestation und warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
    Trotzig blieb es stumm.
    „Es gibt Penne mit roter Sauce, Steak und frischen Spargel“, posaunte Saul fröhlich und machte dabei sein Mir geht’s gut- Geräusch: ein tiefes Summen wie ein Schnurren. „Magst du ein Glas Wein?“
    „Gerne.“ Unter meinem schweren Haar massierte ich mir den Nacken. „Du bist ein guter Partner, Saul.“
    Er lugte unter den Hängeschränken hervor und sah mir in die Augen. Hinter ihm glühten die Kupferpfannen. „Ach ja?“
    Ich verschränkte die Arme. „Ja. Avery will sich mit uns im Micky s treffen. Und danach muss ich ein paar Nachforschungen anstellen.“
    „Nachforschungen?“
    Ich weiß, ich weiß. Ich kann mir auch was Schöneres vorstellen. „Und dann gehen wir heim, und ich gehöre ganz dir.“
    „Das hört sich gut an. Mach dich mal nützlich und öffne den Wein, Kätzchen.“

10
     
     
    Avery ließ sich auf die Bank plumpsen und trommelte mit seinen langen Fingern auf der Glasplatte des Tisches herum. Direkt über ihm starrte Humphrey Bogart trübsinnig aus einem gerahmten Plakat. Braune Locken fielen Ave über seine traurigen Augen und ins Gesicht, er sah aus wie ein hübscher, kleiner, unglücklicher Beagle. Wenn er Exorzismen durchführte, war er schnell und skrupellos. Er schien nur dann so richtig zum Leben zu erwachen, wenn ihm ein Besetzer oder Arkeus Schwierigkeiten machen wollte. Oder die Opfer anfingen, wild um sich zu schlagen. Von allen Exorzisten, die ich kannte, hatte er am ehesten das Zeug zum Jäger, schon allein wegen der schier atemberaubenden Freude, die er hatte, wenn es brenzlig wurde.
    Wenn man’s genau nimmt, sind wir Jäger alle Adrenalinjunkies. Geht auch nicht anders. Unser Leben besteht zu 95 Prozent aus gähnend langweiligem Warten, das hin und wieder von Momenten des totalen Terrors durchbrochen wird. Mittelwege kriegt man nicht geboten.
    Seine Marke trug Ave an einer Kette um den Hals. Nachdem er sich aus seiner Motorradjacke geschält hatte, saß er da und betrachtete seine Fingernägel, als hätte er schlechte Neuigkeiten.
    So langsam bekam ich ein mächtig mieses Gefühl bei der Sache.
    Saul und ich setzten uns zu ihm. „Hey, Süßer.“ Ich strahlte ihn an, aber Avery verzog keine Miene. Nicht einmal ein Funke seiner gewohnten, verschlafenen guten Laune war zu spüren. „Wow, sieht ernst aus.“
    Ausladend mit den Hüften wackelnd schob sich gerade Vixen an den Tisch. Ihr glattes braunes Haar klebte so dicht an ihrem Kopf wie das Fell eines Otters. „Hi.“ Damit stellte sie uns geräuschvoll drei Humpen belgisches Fat-Tire-Bier vor die Nase, während sie zuerst mir mit hochgezogenen Lippen einen finsteren Blick zuwarf und dann Saul anstrahlte. Wie sonst auch ließ der sich davon nicht beeindrucken.
    Seufzend machte sie auf dem Absatz kehrt, und während sie mit der Grazie eines Werwesens von hinnen schlenderte, wippte ihr Schottenrock schwungvoll von einer Seite zur anderen.
    „Anscheinend mal wieder rollig“, murmelte Saul, was bei mir einen plötzlichen Lachanfall auslöste, wegen dem ich mich an meinem ersten Zug Bier verschluckte.
    Avery brachte dagegen nicht einmal den Ansatz eines Lächelns zustande. Ich stieß einen Seufzer aus. „Was ist denn los, Ave?“, wollte ich wissen.
    Endlich bewegte er sich, griff nach seinem Glas und prostete Saul sarkastisch zu. „Hey, Pelzkugel.“
    „Hey, Hautklotz.“ Sauls Tonfall war kühl und gefasst.
    „Mir ist was zu Ohren gekommen“, wandte sich Avery an mich.
    „Ach ja?“ Ich behielt meinen nächsten Schluck ein Weilchen im Mund und wartete. Dann unterdrückte ich einen kleinen, wohltuenden Rülpser, der nach gerösteten Zwiebeln schmeckte. Wenigstens blieb mir die Erinnerung ans Abendessen, solange ich das hier durchstehen musste – was auch immer das hier werden sollte.
    „Einer meiner Spitzel – er ist ein Suffkopp, aber was er manchmal so alles aufschnappt, ist echt unglaublich. Kommt weit rum, der Junge. Naja, jedenfalls kennt er jemanden, der da was beobachtet hat.“ Plötzlich zauberte Avery ein weißes Stück Papier hervor, das er zwischen den Fingern hielt, als

Weitere Kostenlose Bücher