Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
vereinzelte Sonnenstrahlen den dichten Rauch durchbrachen.
    Es war das Ende eines ihrer Zyklen, die Luft dort würde vor Spannung bereits erwartungsvoll knistern. Bei Anbruch der Nacht würde jemand ein schwarz schimmerndes Messer erheben, und dann würde man das Gurgeln hören, wenn einer der unter Drogen gesetzten Gefangenen – oder einer aus ihren eigenen Reihen, ein Mann oder Junge, der speziell zu diesem Zweck aufgezogen worden war – sich mit aufgeschlitzter Kehle ein letztes Mal aufbäumte. Tötungsrituale gehören zu ihren Zeremonien seit der Zeit, als die Großen Alten noch selbst die Erde bevölkerten.
    Die alten Götter sind nun fort, weggesperrt und gefangen hinter einer Mauer, die so alt ist, dass selbst die Jäger von ihrer Erschaffung nur hinter vorgehaltener Hand erzählen. Manchmal gelingt es den kleinen chaldäischen Dämonen allerdings, sich hindurchzuzwängen und Verwüstung anzustiften. Die Sorrow bauen so viele ihrer Häuser, wie sie können, breiten sich aus wie eine Seuche und beten für die Wiederkehr ihrer hungrigen Herren.
    Mit eisernem Griff hob ich beide Kanonen. Belisa war in Sonnenlicht getaucht, das die Strähnen in ihrem Haar und den Schimmer ihrer Haut betonte.
    „Ich brauche deine Hilfe“, sagte sie.
    Verflucht noch mal, ich hab langsam genug von Leuten, die unverständliches Zeug brabbeln. „Für Michail“, wisperte ich. Urplötzlich wurde die spannungsgeladene Stille vom hektischen Piepen des Herzmonitors unterbrochen.
    Mit nach außen gekehrten Handflächen hob Belisa beide Arme, aber ohne jeden Anflug von Magie. „Auch ich habe ihn geliebt. Ich hatte keine Wahl, ich musste ihn töten.“
    Wieder spürte ich ihn, Michails Körper in meinen Armen, als er an seinem eigenen Blut erstickte, und hörte ihr eiskaltes, höhnisches Gelächter, als sie verschwand. Immer und immer wieder hatte ich Michails Namen geschrien, bis die Werwesen kamen – ein schwacher Trost, weil auch sie nur zusehen konnten, wie er starb. Sie brachten ihn aus dem dreckigen kleinen Loch von Hotelzimmer fort, wo er seinen letzten Atemzug getan hatte, um ihn in einem reinigenden Feuer einzuäschern.
    Ganz nebenbei hielten sie mich außerdem davon ab, die Sorrow-Priesterin zu verfolgen. Damals hätte sie mich getötet.
    Aber nun war ich stärker.
    Erschieß sie endlich, verdammt! Tu es! „Ich habs dir doch gesagt: Keine Sorrow in meiner Stadt!“ Meine Stimme war brüchig, mit Mühe und Not brachte ich ein Flüstern über die Lippen, so eng schien meine Kehle vor Wut.
    „Du hast meinen Bruder getötet.“ Eine Sekunde lang verzog sich ihr hübscher Mund zu einer Grimasse. „Wir hatten gehofft, in einem Seminar würde ihn niemand finden.“
    „War der Utt’huruk in einem seiner Schulkameraden auch Teil des Plans?“ Meine Stimme zitterte. Töte sie. Töte sie!
    Aber sie hatte dieses Wort verwendet. Bruder. Das sah einer Sorrow nicht ähnlich. Und er hatte sie Schwester genannt.
    Aber beide waren Lügner. Die oberste Regel, wenn man es mit Sorrow zu tun hatte, lautete: Glaub ihnen kein einziges beschissenes Wort. Sie sind Meister im Betrügen und Manipulieren, einige von ihnen stellen sogar Perry in den Schatten.
    Und diese hier hatte meinen Lehrer auf dem Gewissen, der verdammt noch mal der cleverste Jäger auf Erden gewesen war. Und es hatte sie keinerlei Anstrengung gekostet.
    „Der Hetzer war gesandt worden, um ihn zurückzubringen. Aber du warst es, die ihn getötet hat, Jägerin.“
    Bullshit! Und wie bitte soll das Ding in Oscar reingekommen sein? Aus Versehen? „Er hat seinen Giftzahn zerbissen.“ Der Satz schmeckte wie Asche in meinem Mund. So langsam ergab die ganze Situation für mich einen Sinn – vielleicht hatte der Sorrow-Junge sich tatsächlich im Seminar versteckt. Es war beinahe wahrscheinlich, beinahe logisch.
    „Das kann ich ihm nicht verdenken. Wir wissen, wie … herzlos eure Einstellung uns gegenüber ist.“ Eine Wolke schob sich über den Himmel und verdeckte die Sonne. Belisa blickte aus dem Fenster und zeigte mir ihr Profil, das ich bisher nur in Schatten gehüllt und durch einen Nebelschleier aus Blutdurst, Wut, Angst und Trauer gesehen hatte. Über ihrem Kragen war ein Streifen ihres Halses zu sehen. „Ich verstoße gegen unsere Gesetze, Jägerin, indem ich hierhergekommen bin, um dich um deine Hilfe zu bitten. Eine unserer Hohepriesterinnen ist geflohen und nun in verbotene Machenschaften verstrickt.“
    Eine meiner Augenbrauen hob sich. „Ich dachte, den

Weitere Kostenlose Bücher