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Schattenjahre (German Edition)

Schattenjahre (German Edition)

Titel: Schattenjahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Umweltschutz-Organisation leiten würdest.“
    „Das tue ich auch gar nicht“, sagte sie kühl. „Ich bin nur für meine Mutter eingesprungen.“
    „Tatsächlich? Die Sage, die ich früher kannte, hätte in dieser Situation eine gottgesandte Gelegenheit zur Sabotage gesehen, statt die Familienflagge zu schwenken.“
    Sie versteifte sich. Genau das fürchtete sie seit der Wiederbegegnung – an das Leid und die Schatten der Vergangenheit erinnert zu werden, an den Menschen, der sie einmal gewesen war. Lag es an der Lektüre von Liz’ Tagebüchern, dass sie die Unterschiede zwischen sich selbst und der Mutter so deutlich spürte, die eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler?
    „Kein Kommentar?“, erkundigte sich Daniel leise, nachdem er den Aston gestoppt hatte.
    „Hast du etwas gefragt?“, forderte sie ihn bissig heraus und griff nach der Wagentür. „Ich dachte, du hättest nur eine Bemerkung gemacht. Wie ich mein Leben führe, hat nichts mit dir zu tun. Das geht nur mich was an.“ In ihrem Ärger vergaß sie, den Sicherheitsgurt zu lösen. Sie stieß die Tür auf, und erst, als sie aussteigen wollte, erkannte sie, dass sie gefangen war.
    „Immer noch dieselbe alte Sage.“ Daniel lachte zynisch. „Ungeduldig, unlogisch. Stets gewöhnt,ihren Willen durchzusetzen, sodass sie Hindernisse gar nicht wahrnimmt …“
    Er öffnete seine Tür und stand an der Beifahrerseite, ehe sie sich losschnallen konnte. Während sie ausstieg, zitterte sie – nicht vor Angst, sondern vor Wut. Und dazu kam ein anderes Gefühl, das ihren Herzschlag beschleunigte und die Schmerzen aus ihren Schläfen verscheuchte. „Danke, dass du mich heimgebracht hast.“
    „Es war mir ein Vergnügen.“ Im Dunkel sah sie sein Gesicht nicht, aber als er zur Fahrerseite des Aston ging, wurde es kurz vom Mondlicht beleuchtet und erinnerte sie an den alten Daniel, den sie einmal so gut gekannt zu haben glaubte – nur um später festzustellen, dass sie ihn überhaupt nicht kannte.
    Daniel Cavanagh … Warum kehrte er in ihr Leben zurück, ausgerechnet jetzt, und riss alte Wunden auf, die vermeintlich längst geheilt waren?
    Fröstelnd ging sie zum Haus und kämpfte mit den Gedanken an die Vergangenheit.

5. KAPITEL
    Es war sinnlos – in dieser Nacht fand Sage keine Ruhe. Sie setzte sich im Bett auf. Denn sie fürchtete den Schlaf sogar, die Träume, die ihr Unterbewusstsein, von Erinnerungen aufgewühlt, spinnen mochte.
    Seufzend starrte sie ihre Uhr an. Schon zwei. Sie sollte lieber etwas Sinnvolles tun, statt sich rastlos im Bett umherzuwälzen und ihre Gedanken ohne Erfolg zu verdrängen. Zum Beispiel konnte sie die Tagebücher lesen …
    Was hoffte sie, darin zu finden? Oder suchte sie nur eine Ablenkung?
    Sie ging nach unten und lauschte auf das vertraute nächtliche Knarren des alten Hauses. In der Bibliothek sperrte sie eine Schreibtischschublade auf und zog das Buch heraus, dessen Lektüre sie unterbrochen hatte. Sie klemmte es unter ihren Arm, dann nahm sie noch zwei Äpfel aus der Obstschüssel in der Küche und kehrte in ihr Zimmer zurück. Sie waren knackig und säuerlich und schmeckten ihr viel besser als die von Liz und Faye bevorzugten mehligen roten Früchte.
    Ihre Mutter erklärte ihre Vorliebe für Süßigkeiten mit den in Kriegszeiten erlittenen Entbehrungen. Das klang immer so, als wollte sie sich verteidigen. Eine eher geringfügige Schwäche bei einer sonst so starken Frau … Sage verspürte ungewohnte Schuldgefühle bei der Erinnerung, wie oft sie kindisch und sogar grausam die Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte. Kinder sind nun mal grausam, sagte sie sich seufzend. Skrupellos benutzen sie alle Waffen, die ihnen in die Hände fallen – ohne Reue, ohne Gewissensbisse – besonders, wenn sie von Selbstgefälligkeit getrieben werden wie ich.
    Wie alt war sie gewesen, als sie begonnen hatte, die Mutter für die Gleichgültigkeit des Vaters verantwortlich zu machen? Acht, neun – oder jünger? Jedenfalls hatte sie das gestörte Verhältnis zu ihrem Vater schon sehr früh erkannt. David durfte zu ihm gehen, wann immer er wollte. Aber wenn sie das versuchte, trat die Mutter dazwischen. Nur über sie konnte Sage Kontakt mit dem Vater aufnehmen.
    Zorn, Bitterkeit, Hass – sie hatte die ganze vernichtende Kraft solcher Emotionen erlitten. Warum war es Liz nötig erschienen, die Tochter vom Vater fernzuhalten? Sicher hatte sie nicht befürchtet, eine engere Beziehung zwischen den beiden würde die Ehe bedrohen.
    Er hatte Liz

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