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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Programm benutzte. Bisher war er nicht so schnell damit zurechtgekommen, wie er das gern gehabt hätte. Wäre alles glatt gelaufen, wäre er längst wieder über alle Berge gewesen, und niemand hätte ihn gesehen, was ihm deutlich lieber gewesen wäre.
    Aber in seinem Leben lief schon lange nichts mehr glatt.
    Und prompt, am Sonntagabend um halb zehn, wenn die Station eigentlich völlig verlassen hätte sein sollen, rief jemand von der Tür seinen Namen. Den Rücken straffend, drückte er auf die Escape-Taste und riss den Kopf so hastig zur Seite, dass es ihm einen Stich im Hals versetzte, als er sich zu Lieutenant Spinoza von den Totems umdrehte, der auf ihn zukam. Er setzte ein Lächeln auf. »Hallo, Fred, was gibt’s?«
    »Tja, die Leute bringen sich mal wieder gegenseitig um, weshalb wir als treue Diener des Staates nie zur Ruhe kommen.« Er legte Evan die Hand auf die Schulter. »Aber wie geht’s dir so? Hat mir, ehrlich gestanden, gar nicht gefallen, wie du neulich aus heiterem Himmel diesen Schwindelanfall bekommen hast.«
    »Ach was, alles nur halb so wild. Ich weiß auch nicht, was ich da plötzlich hatte. Da hat mir mein Hirn wohl wieder mal einen Streich gespielt.«
    »Du hast jedenfalls ausgesehen, als wärst du gerade von einem Zug überfahren worden, wobei das noch schmeichelhaft ausgedrückt ist, würde ich sagen.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. »Dir ist doch hoffentlich klar, dass du dich krank melden kannst, wenn du dich nicht gut fühlst. Alle hier wissen, was du durchgemacht hast. Du brauchst dir also wirklich keinen abzubrechen. Niemand wird es dir krummnehmen, wenn du dir ein bisschen freinimmst.
Und nur, damit wir uns über die Prioritäten im Klaren sind: Es ist wesentlich wichtiger, dass du für unseren Wettkampf nächsten Dienstag topfit bist, als deine Energien damit zu verpuffen, irgendwelchen Kids ins Gewissen zu reden, sie sollen von Drogen die Finger lassen.«
    »Mir fehlt nichts, Fred. Wirklich. Ich brauche mich nicht krankschreiben zu lassen.«
    »Sonst wärst du ja wohl auch nicht hier. Was gibt es an einem Sonntagabend so Wichtiges?«
    Evan deutete vage auf den Bildschirm. »Mich am Computer wieder ein bisschen auf Vordermann bringen.« Die Nonchalance in Person, verschränkte er die Arme über der Brust. »Aber was treibt dich hierher?«
    »Ich würde sagen, das Übliche, nur dass es nicht so ist.« Spinoza hatte unübersehbar bereits einen langen Arbeitstag hinter sich. »Sagt dir der Name Ibrahim Khalil was?«
    »Sollte er das? Irgendwas mit dem Irak?«
    Diese Reaktion bremste Spinoza. »Nein, aber bei deiner Vergangenheit ist es natürlich kein Wunder, dass deine Gedanken gleich in so eine Richtung gehen. Nein. Mister Khalil lebt - lebte - in einer Villa in Menlo Park. Ihm gehören etwa die Hälfte aller Seven-Elevens auf der Halbinsel. Gehörten. Jetzt gehört ihm und seiner Frau nämlich nichts mehr. Wenn es er und seine Frau sind …«
    »Wie meinst du das? Seid ihr nicht sicher, ob sie es sind?« Spinoza schüttelte den Kopf. »Wir wissen, es war ihr Haus. Und wir wissen, dass zwei Leichen drin waren. Aber es wird eine Weile dauern, bis wir die ganzen Teile wieder zusammengesetzt haben.«
    »Was für Teile?«
    »Ihre Leichen.«

    Das musste Evan erst einmal verdauen, dann fragte er: »Hat sie jemand zerstückelt?«
    »Nein. Jemand hat sie in die Luft gesprengt, mit einer Bombe oder so was Ähnlichem. Wobei natürlich auch das Haus in Brand geraten ist und vollständig heruntergebrannt ist. Deshalb werden wir erst mal eine Weile nichts Genaueres sagen können. Aber die Nachbarn haben alle eine Explosion gehört und dann das Feuer gesehen.«
    »Da hat jemand versucht, Spuren zu verwischen.«
    Über Spinozas Lippen legte sich ein erschöpftes anerkennendes Lächeln. »Er kann nicht nur Bowlen«, sagte er, »er kann auch denken. Du bringst es sicher noch mal zum Detective, mein Junge.«
    »Erst mal muss ich aus diesem DARE-Programm rauskommen.«
    »Das kann auf keinen Fall schaden. Wie lange musst du das noch machen?«
    »Bis Ende des Schuljahrs.« Evan seufzte. »Aber das werde ich auch noch überstehen - außer ich erwürge bis dahin noch einen von diesen Kids.«
    »Na, das würde ich mal lieber bleiben lassen. Die Eltern wären sicher nicht begeistert.« Plötzlich wanderte Spinozas Blick zum Computer, und er gluckte ein paarmal wie eine alte Schullehrerin. »Das, meine lieben Kleinen, ist aber wirklich streng

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