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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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erzählt, dass er nicht das tun könne, was Matthew und Mark taten, weil er das dritte Kind war. Aber wenn Jen sich frei bewegen konnte, ergab das keinen Sinn mehr. Hatten seine Eltern gelogen?
    »Musst du dich denn nicht verstecken?«, fragte er Jen.
    »Klar doch«, erwiderte diese. »Aber meine Eltern sind ziemlich gut im Betrügen. Und das bin ich auch.« Sie grinste verschmitzt. Dann kniff sie die Augen zusammen. »Woher wusstest du eigentlich, dass ich ein Schattenkind bin? Und woher wusstest du überhaupt, dass ich hier bin?«
    Luke erzählte es ihr. Irgendwie war es ihm wichtig, mit dem Abholzen des Waldes anzufangen, also wurde es eine sehr lange Geschichte. Jen unterbrach ihn immer wieder mit Fragen und Bemerkungen: »Du hast euer Haus also nur verlassen, um in den Garten oder in die Scheune zu gehen?« - »Du bist wirklich sechs Monate lang nicht aus dem Haus gekommen?« - »Meine Güte, du hasst diese Häuser wohl sehr, was?« Als er berichtete, wie er ihr Gesicht hinter dem Fenster gesehen hatte, biss sie sich auf die Lippe.
    »Mein Vater würde mich umbringen, wenn er wusste, dass ich das gemacht habe. Aber die Spiegel waren verstellt und Carlos hat gewettet, dass ich nicht mal weiß, wie das Wetter draußen ist, und da...«
    »Ha?«, sagte Luke. »Spiegel? Carlos?«
    Jen winkte ab.
    »Luke Garner«, erklärte sie feierlich, »hier bist du genau richtig. Vergiss dein Maulwurfsieben. Ich bin deine Fahrkarte nach draußen.«
    – 34 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Kapitel 16
    Möchtest du noch Kartoffelbrei, Luke?«, fragte die Mutter abends beim Essen. »Luke?«, drängte sie.
    »LUKE?«
    Mit einem Ruck wandte sich Luke wieder seiner Familie zu. Mutter hielt ihm die Schüssel mit Kartoffelbrei hin.
    »Äh - nein«, sagte Luke. »Nein, danke. Ich habe noch.«
    »Aber ich will noch mehr«, krakeelte Mark.
    Wieder schaltete Luke ab. Er konnte kaum seine erste Portion Kartoffelbrei bewältigen, so sehr war er mit seinem heimlichen Besuch im Haus der Sport-Familie beschäftigt. Er konnte kaum glauben, dass er das gewagt hatte. Wenn er daran dachte, wie viel Angst und Stolz er beim Lauf durch den fremden Garten empfunden hatte, bekam er jetzt noch Herzklopfen. Er hatte es wirklich getan.
    Und Jen zu begegnen war - ein Wunder. Es gab kein anderes Wort dafür. Luke war so überwältigt von allem, was er in ihrem Haus gesehen und von ihr erfahren hatte, dass ihm fast ein »Wusstest ihr, dass Jen...«
    herausgerutscht wäre.
    Im letzten Moment klappte er den Mund zu und behielt die Worte für sich. Er glaubte zerspringen zu müssen.
    Er fühlte, wie sein Gesicht heiß und rot wurde, so schwer fiel ihm das Stillhalten. Er beugte den Kopf tief über den Teller, damit es niemand bemerkte. Wie sollte er es nur schaffen, Jen zu verschweigen? Aber er musste es tun, denn wenn er nicht den Mund hielt, würden sie ihm verbieten noch einmal dort hinzugehen.
    Und das musste er.
    »Wir machen ein Zeichen aus«, hatte Jen gesagt. »Etwas, das ich sehen kann...«
    »Aber du hast keine Ventilatoren, aus denen du hinaussehen kannst«, wandte Luke ein. »Und aus dem Fenster gucken geht nicht.«
    »Oh, wenn die Spiegel funktionieren, ist das kein Problem. Sieh mal.« Sie führte ihn zu einem Fenster neben der Schiebetür und zeigte ihm einen Spiegel, der einen guten Überblick über den Garten der Talbots und das dahinter liegende Gelände bot. Von Garners Scheune konnte man gerade eine Ecke erkennen, doch als Jen den Spiegel ein wenig drehte, kam das gesamte Haus der Garners ins Blickfeld. Luke fragte sich, ob seine Eltern so etwas nicht auch installieren könnten. Dann sah er sich den Spiegel genauer an und vermutete, dass er wahrscheinlich zu teuer war. Und überhaupt, wie sollte er erklären, woher er diesen Einfall hatte?
    »Mal sehen«, überlegte Jen. »Ein Zeichen. Ich hab's - wie wär's, wenn ich jeden Morgen um neun Uhr hinausschaue und du blinkst mir einfach mit der Taschenlampe zu, wenn du kommen kannst? Und wenn hier alles klar ist, blinke ich zurück.«
    »Wir haben keine Taschenlampen«, meinte Luke. »Keine, die funktionieren, meine ich.«
    Jen seufzte. »Warum denn nicht?«
    »Wir haben schon seit was-weiß-ich-wie-vielen Jahren keine Batterien mehr gehabt«, erklärte Luke. In Wirklichkeit war er sogar stolz darauf, überhaupt zu wissen, was eine Taschenlampe ist.
    »Okay, okay«, meinte Jen. »Keine Taschenlampe, kein Computer...«
    »Oh, einen Computer haben wir«, meinte Luke. »Meine Eltern

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