Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
Familie nicht recht vorstellen.
    »Sie haben sich gar nichts gewünscht«, berichtete er. »Ich war eine Überraschung. Ein Zufall.«
    Jen nickte. »Ich habe mir schon gedacht, dass sie nicht bezahlt haben für dich«, sagte sie. Dann hielt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Das hat sich furchtbar angehört, nicht wahr? So war es aber nicht gemeint. Es ist nur, dass - du bist der erste Mensch, den ich kenne, der kein Baron ist.«
    »Woher willst du so genau wissen, dass ich keiner bin?«, fragte Luke gekränkt.
    »Also...« Jen machte eine Handbewegung, die Luke den Unterschied zwischen seinem zerschlissenen Flanellhemd und den geflickten Jeans und Jens perfektem Elternhaus nur noch deutlicher vor Augen führte.
    »Sei nicht böse. Es ist überhaupt nicht wichtig. Oder vielleicht ist es wichtig, aber ich finde es cool, dass du kein Baron bist. Du kannst mir sogar noch besser helfen.«
    »Helfen?«, fragte Luke.
    »Bei der Kundgebung«, sagte Jen. Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ob ich ... Und du bist wirklich kein Spion? Ich kann dir doch vertrauen, oder?«
    »Natürlich kannst du das.« Luke fühlte sich schon wieder beleidigt.
    Jen legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hinauf, als sei die Antwort dort zu finden. Dann wandte sie sich wieder Luke zu.
    »Tut mir leid. Ich mache alles falsch. Aber ich bin es einfach nicht gewöhnt, mit anderen Leuten richtig zu reden, nur übers Internet. Ich vertraue dir, weißt du, aber ich bin nicht die Einzige, um die es geht. Also warten wir lieber noch ein bisschen, okay?«
    »Okay«, sagte Luke, nicht ohne ein bisschen verletzt zu klingen.
    Jen lehnte sich zu ihm herüber und schüttelte ihn leicht an der Schulter.
    »Sag das doch nicht so. Sag: >Okay, Jen, ich respektiere deine Urteilskraft oder >Okay, Jen, du weißt es sicher am besten.<« Sie kicherte. »Jedenfalls will mein Vater immer, dass ich das sage, wenn ich anderer Meinung bin als er. Ist doch nicht zu fassen, oder? Anwälte!«
    Luke war froh über den Themenwechsel. »Dein Vater ist Anwalt?«, hakte er nach.
    Jen verdrehte die Augen. »Ja, wie alle Ehemänner meiner Mutter. Komische Vorliebe, was? Nummer eins war spezialisiert auf Umweltschutz - ausgerechnet; Nummer zwei machte in Körperschaftsrecht, daher hatten sie auch das Geld, um für mich zu bezahlen. Und Nummer drei, Dad, arbeitet für die Regierung. Ganz oben übrigens.«
    »Aber ... wenn du doch illegal bist...« Luke hätte nicht geglaubt, dass es noch verwirrender werden könnte, als es ohnehin schon war.
    Jen lachte.
    »Weißt du das denn nicht? Regierungsmitglieder sind die Allerschlimmsten, wenn es um das Übertreten von Gesetzen geht. Was glaubst du wohl, wie wir an dieses Haus gekommen sind? Oder wie ich einen Internetanschluss gekriegt habe oder wie wir unser Leben bestreiten?«
    »Ich hab keine Ahnung«, sagte Luke ganz offen. »Ich glaube, ich weiß überhaupt nicht sehr viel.«
    Jen tätschelte ihm den Kopf, als wäre er ein kleines Kind oder ein Hund.
    – 37 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    »Das macht nichts«, sagte sie. »Das lernst du schon noch.«
    Kurz darauf hatte Luke ihr erklärt, dass er nun gehen müsse, weil er Angst hatte, dass der Vater oder seine Brüder früher zum Mittagessen nach Hause kommen könnten. Ihm graute vor dem Rückweg. Jen begleitete ihn zur Tür und hörte dabei nicht auf zu reden.
    »Ich kümmere mich um das Fliegengitter und die Alarmanlage, dann merkt keiner, dass du überhaupt da warst«, sagte sie. »Und - o nein!«
    Luke folgte ihrem Blick. Sie starrte auf drei winzige Blutflecken auf dem Teppich.
    »Tut mir leid«, sagte Luke. »Das muss von der Verletzung an meiner Hand stammen. Ich versuch es sauber zu machen. Dafür ist noch Zeit...«
    Insgeheim war er froh über die Verzögerung.
    »Nein, nein«, wehrte Jen ungeduldig ab. »Der Teppich ist mir egal. Aber Mom und Dad werden Bescheid wissen, wenn sie sehen, dass ich mir nirgends wehgetan habe...«
    Und ehe er begriff, was sie tat, schlug sie ihre Hand auf den aufgerissenen Fliegendraht. Das gezackte Ende schnitt ihr nicht gleich in die Haut, deshalb packte sie den Draht mit der rechten Hand und zog ihn fest über die linke. Als Jen ihre Hand zurückzog, sah Luke eine Wunde, die tiefer war als seine eigene. Jen drückte einige Tropfen Blut heraus und ließ sie auf den Teppich fallen.
    »So«, sagte sie.
    Fassungslos ging Luke rückwärts durch die Tür.
    »Komm bald wieder, Farmerjunge«, sagte Jen.
    Luke drehte

Weitere Kostenlose Bücher