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Schattenkinder

Schattenkinder

Titel: Schattenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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überrascht.
    »Andere Schattenkinder schon, weil sie keine eigenen Lebensmittelkarten haben und die anderen in der Familie ihnen nichts abgeben«, erzählte sie und machte einen Kühlschrank auf, der größer war als sämtliche Elektrogeräte in der Küche der Garners zusammen. »Meine Familie kriegt natürlich so viele Lebensmittel, wie sie will, aber...« Wieder sah sie ihn mit diesem Blick an, der ihn sich seiner schäbigen Kleidung bewusst werden ließ. »Wie beschafft deine Familie denn das Essen für dich?«
    Die Frage verwunderte Luke.
    »Genauso wie für alle anderen«, antwortete er. »Wir bauen es selbst an. Wir haben einen Garten - früher habe ich dort selbst viel mit angepackt, weißt du. Und dann haben wir noch die Schweine, oder hatten vielmehr, und manchmal haben wir, glaube ich, ein Schlachtschwein gegen einen halben Schlachtbullen eingetauscht, um Rindfleisch zu bekommen...«
    Das alles waren jedoch vage Erinnerungen für Luke. Er konnte sich nur noch dunkel daran erinnern, dass der Vater oder Matthew zu Mutter gesagt hatte: »Na, hast du Lust, uns ein paar Steaks zu braten? Johnston oben bei Libertyville hätte gern etwas Schinken...«
    Jen ließ eine Plastikflasche mit brauner Flüssigkeit fallen. »Ihr esst Fleisch?«, rief sie.
    »Klar. Ihr nicht?«, fragte Luke zurück.
    »Wenn Dad es beschaffen kann«, erwiderte Jen und bückte sich, um die Flasche aufzuheben. Sie goss ein Glas für Luke ein und eines für sich selbst. Beide Getränke schäumten und blubberten. »So weit reicht nicht mal sein Einfluss. Die Regierung hat versucht alle, auch die Barone, zu Vegetariern zu machen.«
    »Warum denn?«, fragte Luke.
    Jen reichte ihm ein Glas.
    »Es hat was damit zu tun, dass Gemüse wirtschaftlich sinnvoller ist«, sagte sie. »Farmer brauchen viel mehr Land, um ein Pfund Fleisch zu produzieren als, sagen wir mal, ein Pfund Sojabohnen.«
    Bei dem Gedanken an Sojabohnen zog Luke angewidert die Nase kraus.
    »Also ich weiß nicht«, sagte er langsam. »Früher haben wir das überschüssige Getreide, das wir nicht verkaufen konnten, weil es den Regierungsvorgaben nicht entsprochen hat, immer an die Schweine verfüttert.
    Aber seit uns die Regierung gezwungen hat die Schweine abzuschaffen, lässt mein Vater das Getreide einfach auf den Feldern verfaulen.«
    »Wirklich?« Jen grinste, als hätte er gerade den Sturz der Regierung verkündet. Sie klopfte ihm auf den Rü-
    cken, als er den ersten Schluck Limonade trinken wollte. Das prickelnde Getränk und ihr übermütiges Klopfen brachten ihn zum Husten. Jen schien es gar nicht zu bemerken. »Siehst du, ich habe dir gleich gesagt, dass du sehr nützlich sein wirst. Ich werde das gleich ins Netz stellen!«
    »Warte mal...«, keuchte Luke zwischen zwei Hustern. Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Aber er konnte nicht zulassen, dass sie seine Familie in Schwierigkeiten brachte. Er folgte ihr durch den Flur und holte sie ein, als sie sich gerade in den Sessel vor dem Computer fallen ließ. Sie schaltete den Computer an und wieder gab er jenes Pi-pi-pi-piiep von sich, das Luke schon beim letzten Mal gehört hatte. Luke stellte sich daneben, aber vorsichtshalber außer Reichweite des Bildschirms.
    »Er beißt dich schon nicht«, meinte Jen. »Schnapp dir einen Stuhl und setz dich.«
    – 41 –
    Margaret Peterson Haddix - Schattenkinder
    Luke wich zurück.
    »Aber die Regierung...«, wandte er ein.
    »Die Regierung ist inkompetent und dumm«, sagte Jen. »Verstehst du das denn nicht? Glaub mir, wenn sie uns über den Bildschirm wirklich sehen könnten, dann hätte ich das schon längst zu spüren gekriegt.«
    Kleinlaut zog Luke einen gepolsterten Stuhl heran und setzte sich.
    Er sah Jen beim Tippen zu: »Wenn die Regierung den Farmern gestatten würde unverkäufliches Getreide an Tiere zu verfüttern, gäbe es mehr Fleisch.«
    Luke war erleichtert, dass sie seine Familie nicht erwähnt hatte. Aber wenn die Regierung sie nicht ausspio-nierte, dann war ihm unklar, warum sie überhaupt Wert darauf legte, es aufzuschreiben.
    »Wo ist es hin?«, fragte er, als die Worte verschwanden. »Wer kriegt das zu sehen?«
    »Ich habe es an ein Nachrichtenforum im Landwirtschaftsministerium geschickt. Jeder, der einen Computer mit Netzanschluss hat, kann es dort finden. Vielleicht liest es ja irgendein halb gebildeter Regierungsangestellter und schaltet zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt sein Gehirn an.«
    »Aber...« Luke verdrehte die Augen vor Verwirrung. »Wofür soll

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