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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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fragte Keelin leise, aus Angst vor der Antwort.
    »Vielleicht,
falls
die Pikten herausfinden können, wann das Monster im See schläft. Frag Neil, er wird dir erzählen, wie oft wir Schotten die Stadt schon eingenommen und gesäubert haben, nur um den Schwanz einzuziehen, sobald sich das Monster wieder rührte. Einmal haben sich die Pikten geirrt, und unsere Krieger sind zu Tausenden abgeschlachtet worden.«
    »Das Monster ist
so
mächtig?«
    Fiona sah ihr in die Augen und nickte. Schweigend sah Keelin wieder in das Hafenbecken. Fiona legte ihr eine Hand auf die Schulter. Nach einer Weile murmelte sie: »Gehen wir …«
    Fiona steuerte in die Innenstadt. Nach einer Weile erst fragte sie Keelin: »Wo hast du eigentlich gewohnt?«
    »In der Mayfield Road. Weißt du, wo das ist?«
    »Ich kenne mich hier aus.« Fiona beschleunigte ihre Schritte.
    Keelin spürte ihr Unbehagen weiter zunehmen. Sie hatte keinerlei Bedürfnis, noch einmal ihre alte Wohnung zu sehen. Doch sie hielt den Mund. Bisher hatte es auch nichts gebracht, sich zu wehren, und wenn sich Fiona in den Kopf gesetzt hatte, dorthin zu gehen, war es wahrscheinlich das Beste, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Dort angekommen, stellte Keelin fest, dass ihr alter Hausschlüssel noch immer passte. Sie sperrte auf und stieg dann die Treppen nach oben. Der Flur hatte eine neue Tür, und Keelin erinnerte sich daran, dass die Schatten damals die alte eingetreten hatten. Sie erwartete, dass mit der neuen Tür auch ein neues Schloss gekommen war, und behielt recht. Stattdessen benutzte sie die Klingel.
    »Wie heißt das Mädchen, nach dem du dich erkundigen willst?«, fragte Fiona, während sie warteten.
    »Mary.«
    Fiona nickte. »Es ist besser, wenn du mich sprechen lässt. Sie könnten dich an deiner Stimme wiedererkennen.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt weit. »Wer sind Sie?«, fragte Shonas hohe Stimme.
    »Wir möchten zu Mary«, entgegnete Fiona. Sie warf Keelin schnell einen fragenden Blick zu. Keelin formte mit den Lippen das Wort
Taylor
. »Mary Taylor«, fuhr Fiona fort. »Ist sie hier?«
    Die Pause, die darauf entstand, war länger, als sie nach einer so einfachen Frage hätte sein sollen. Allein das war schon ein guter Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung war. Schließlich meinte Shona gedehnt: »Mary ist nicht hier.«
    »Man hat uns gesagt, dass wir sie hier finden würden!«, entgegnete Fiona. »Können Sie mir sagen, wann sie wiederkommt?«
    Erneut eine lange Pause. Dann: »Mary wohnt nicht mehr hier.«
    »Ich bin mir sicher, dass Mary es mir gesagt hätte, wenn sie umgezogen wäre!«
    »Es tut mir leid!«, entgegnete Shona und schloss die Tür vor ihnen.
    Keelin fluchte leise, doch Fiona schüttelte nur den Kopf. »Lassmich nur machen. Ich bin Kundschafter, schon vergessen? Ich hätte den falschen Job, wenn ich mich von einer einfachen Tür aufhalten lassen würde.« Sie warteten ein paar Minuten schweigend, dann zog Fiona Dietriche aus ihrer Handtasche. Das Schloss war schneller geknackt, als Keelin schauen konnte. Ein Griff durch die Tür, dann hatte Fiona auch die Türkette enthakt. »Voilà!«, murmelte sie leise, als sie die Tür sanft aufstieß.
    Der Flur war dunkel. Das Chaos, das Keelin von ihm gewohnt war, hatte in den letzten Wochen eher noch zugenommen. Kisten und Kartons und zwei alte Wäscheständer standen herum, unter der Heizung lag sogar noch Keelins fast schon antikes Paar Rollschuhe.
    Langsam und leise auftretend gingen sie den Gang entlang. Aus der Küche hörte sie das Klappern von Geschirr, aber keine Stimmen. Als sie Marys Zimmer erreicht hatten, stellte Keelin fest, dass auch diese Tür neu war. Mit der alten war auch das zerfetzte Beatles-Poster verschwunden, mit ihnen Jimi Hendrix und die Stones. Stattdessen prangten drei einsame, aus buntem Papier ausgeschnittene und irgendwie traurig wirkende Buchstaben auf der weißen Tür: EVA.
    Sie ging weiter, bis sie die Küchentür erkennen konnte. Sie stand offen. Keelin knirschte mit den Zähnen – sie konnte ihr eigenes Zimmer nicht erreichen, ohne von der Küche aus entdeckt zu werden.
    »Hallo?«, klang plötzlich Shonas unsichere Stimme aus der Küche. »Ist da wer?«
    Keelin erstarrte. Das Geschirrklappern hatte aufgehört. Schritte näherten sich langsam der Küchentür.
    »Ist da jemand?«
    Keelin wollte sich schon umwenden und davonlaufen, als sie Fionas Hand auf ihrer Schulter spürte. Wie ein ertappter Einbrecher wartete sie.
    Shona trat

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