Schattenkrieg
ausgerechnet von einem Berliner sagen lassen!«
»Funkspruch!«, rief Kollborn plötzlich dazwischen. »Schnauze halten!« Veronika wäre nichts aufgefallen – die Männer hatten das Gerät leise gedreht. Mit zwei langen Schritten stand der dürre Hauptgefreite am Funkgerät. »Gnjilane hört«, sprach er ins Sprechgerät.
Nach kurzem Statik-Knacksen war Sterns Stimme deutlich zu hören: »#Sind bei Petrovce auf Milizen gestoßen. Schätze, dass das Serben sind. Das Dorf brennt an mehreren Stellen. Miliz flie…« Seine Stimme wurde plötzlich vom Bellen eines MGs überdeckt. Die Waffe stotterte kurz, setzte dann erneut voll ein. Kurz darauf verstummte sie wieder.
»Habe den letzten Teil nicht verstanden«, sagte Kollborn aufgeregt.
»#Miliz flieht. Bin nachgestoßen. Würde mich aber über etwas Rückendeckung freuen!#«
»Verstanden.« Kollborn warf Veronika einen fragenden Blick zu.
Sie griff selbst nach dem Sprechgerät. »Hier Wagner. Mein Zug kommt Ihnen so schnell wie möglich zu Hilfe.«
»#Gut! Stern, Ende.#«
Sie nickte ihrem Gruppenführer zu, während sie das Gerät wieder einhängte. »Geben Sie Alarm. Meyer, Rogge«, das war der Berliner,»schaffen Sie die Fahrzeuge auf den Platz! Beeilung!« Hastig verließ sie das Wachgebäude und lief zur Offiziersunterkunft, um ihre eigenen Sachen zu holen. Ihr Herz pochte schnell. Das klang verdächtig nach einem Kampfeinsatz.
Während sie über den Appellplatz lief, begann die Sirene zu heulen. Ihr Adrenalinpegel schoss in die Höhe. Auf der Treppe nach oben begegnete sie Fuchs, der gerade noch damit beschäftigt war, seine Schutzweste an den Seiten enger zu schnallen. »Was ist denn los?«, fragte er.
»Vierter Zug auf Miliz getroffen«, fasste sie im Vorbeilaufen telegrammstilartig zusammen. »Feuergefecht.« Sie hörte ihn »Scheiße« murmeln, dann war sie auf dem dritten Stock und in ihrem Zimmer. Mit geübten Handgriffen schlüpfte sie in Kevlarweste und Winterjacke. Die Koppel 1 mit der Ausrüstung waren schnell darübergezogen . Im Zurücklaufen schnappte sie sich noch Helm und MPi vom Haken und hastete wieder die Treppen nach unten.
Von den Offizieren fehlte nur noch der Kompanieführer selbst, die Mannschaften waren fast vollständig. Die Männer murmelten aufgeregt. Veronika glaubte, Schweißperlen auf Fuchs’ Stirn glänzen zu sehen.
Hauptmann Hagen ließ sich Zeit. Erst nach fünf weiteren Minuten trat er aus der Offiziersunterkunft – mit korrekt sitzender Uniform, sich gerade vorsichtig die Mütze auf die glattgekämmten Haare ziehend.
»Aaa-chtung!«, rief Bauer.
»Guten Morgen«, begrüßte Hagen. »Wer ist für heute Wachoffizier?«
»Das bin ich, Herr Hauptmann«, antwortete Veronika. »Leutnant Stern –«
»Warum haben Sie Alarm ausgelöst?«, unterbrach Hagen.
Veronika verkniff es sich, die Augen zu verdrehen. Sie war geradedabei gewesen, ihm genau das zu erklären, »Leutnant Stern«, setzte sie erneut an, »hat bei Petrovce Kontakt mit einheimischen Milizen. Offenbar gab es dort Kämpfe. Stern hat die Miliz in ein Feuergefecht verwickelt. Petrovce steht in Flammen.«
»Hmm …« Hagen begann nachdenklich das Kinn zu reiben. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen beschäftigte ihn vor allem die Tatsache, dass seine Haut nicht glattrasiert war wie sonst. Er sah missmutig aus. Veronika musste sich stark beherrschen, um ihm nicht zu sagen, was zu tun war. Schließlich schien er von selbst darauf zu kommen. »Wir sollten einen Zug zur Unterstützung schicken … zur Unterstützung …«
»Melde mich freiwillig, Herr Hauptmann!«, rief Veronika, um seinen Meinungsfindungsprozess zu beschleunigen. Sie traute keinem der anderen Zugführer zu, auf die Situation angemessen und vor allem deeskalierend zu reagieren.
»Sehr gut, sehr gut … Ah, ich sehe schon, Ihre Fahrzeuge stehen schon bereit … sehr schön! Na dann … Worauf warten Sie denn noch?«
»Herr Hauptmann …« Veronika salutierte kurz, wandte sich dann zu Ulrich. »Los geht’s!«
Der Feldwebel brüllte mit einem breiten Grinsen im Gesicht: »Zweiter Zug … aufsitzen!«
Veronika marschierte zu dem Wolf, in dem Wassermann schon bereitsaß. Kurz darauf fuhren sie los. Am Schlagbaum stand noch niemand, so dass Ulrich und Schultze, die auf den Rückbänken des Jeeps saßen, selbst Hand anlegen mussten. Wassermann lenkte den Wolf an den Straßenrand, um auf die beiden Männer zu warten, während die LKWs mit dem Rest des Zuges vorausfuhren.
»Ob der Herr
Weitere Kostenlose Bücher