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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Hauptmann da wohl noch selber draufkommt, dass er einen anderen Zug zum Wachdienst einteilen muss?«, fragte Wassermann leise.
    »Wie sprechen Sie denn über unseren Kommandanten?«, fragte Veronika, doch mehr aus Pflichtbewusstsein als aus echter Empörung. Wassermann grinste und hielt den Mund. Er wussteinzwischen, dass Veronika nicht allzu viel von ihrem Kompaniechef hielt.
    Schließlich waren Ulrich und Schultze wieder eingestiegen. »Sobald wir aus Gnjilane heraus sind, überholen Sie die LKWs wieder«, ordnete Veronika an. »Wir fahren vorne.« Sie war nicht glücklich darüber, die ungepanzerten LKWs benutzen zu müssen – aber die Dingos waren schon mit Stern unterwegs.
    Veronika zog sich gegen die Kälte, die in den zugigen Jeep drang, das Halstuch über die Nase und ließ sich in ihren Sitz hineinsinken, die Arme vor der Brust verschränkt, die Maschinenpistole auf dem Schoß. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Männer. Es dauerte nicht lange, bis sie sie spürte – dicht gepackt in den beiden LKWs vor ihr, gespannt und aufgeregt, mit Spuren von Furcht und … Jagdeifer? Sie versuchte zu erahnen, von welchem der Soldaten dieses Gefühl ausging, scheiterte aber. Neben ihr Wassermann voller angespannter Konzentration, wie immer, wenn er am Steuer saß. Hinter ihr – nichts! Der Zugfeldwebel war auch jetzt noch ein schwarzes Loch für ihre Instinkte, und Schultze war zwar zu spüren, aber nur, solange sie sich fest darauf konzentrierte, der Funken einer Existenz inmitten einem Meer von Dunkelheit.
Da hast du dir die besten Leute in den Wagen geholt
, dachte sie bei sich und erinnerte sich an Fatimas Worte:
Hüten Sie sich vor diesen Männern …
    »Da hört man doch schon was!«, murmelte Schultze und kurbelte die Scheibe des Wolfs herunter. »Da! Das war doch die Zwanzig-Millimeter! 2 «
    »Psst!«, rief Veronika und lauschte selbst. Schließlich hörte auch sie das Geräusch, ein fernes, tiefes Donnergrollen. Dazwischen glaubte sie die etwas höheren Mündungsgeräusche der MGs auf den Dingos zu hören. »Schönes Feuerwerk«, murmelte sie und fragte sich, ob Stern etwa wieder auf Unschuldige losballerte wie schon vor ein paar Wochen.
    Und was genau mache
ich
dann? Etwa auf Stern schießen lassen?
    Schweigend fuhren sie durch die Nacht. Veronika versuchte, die Kälte zu ignorieren, die sich durch ihre Winterjacke hindurch in ihrem Körper ausbreitete. Den Reiz, mit den Zähnen zu klappern, unterdrückte sie. Ihre Augen bohrten sich in die Dunkelheit auf der anderen Seite der Windschutzscheibe, die Ohren gespitzt wie eine Katze auf Mäusejagd.
    Etwa fünfzehn Minuten später wurde es draußen stiller. Hörte das Geballere etwa auf?
    Wie zur Antwort knackte das Funkgerät. »#Gnjilane für Stern!#«
    Kurz darauf die Antwort: »#Gnjilane hört.#« Oberleutnant Böhnischs Stimme.
    »#Miliz hat sich in Wald abgesetzt. Bitte um Erlaubnis, die Verfolgung fortzusetzen.#«
    »# Verluste?#«
    »#Ähm … #« Eine kurze Pause entstand. Dann: »#Habe vier Schwerverwundete, sieben Leichtverletzte. Ein Mann ist tot. Ich kann ein Fahrzeug mit den Verwundeten zurückschicken.#«
    Die Temperatur im Jeep sackte um mehrere Grade ab.
Noch
ein Toter …
    »#Ich frage nach#«, murmelte Böhnisch mit deutlich hörbarer Betroffenheit.
    Es entstand eine Pause von mehreren Minuten. Vermutlich musste der Hauptmann erst wieder geweckt werden. Veronika wusste, was in den Köpfen ihrer Männer vor sich ging – sie wollten wissen, wer der Gefallene war. In einer Kompanie von ungefähr hundertsechzig Mann im gemeinsamen Auslandsaufenthalt kannte jeder jeden, sicherlich waren einige Soldaten ihres Zuges mit dem Gefallenen befreundet gewesen. Doch Veronika hatte beschlossen, Funkstille zu wahren, und hielt sich auch daran. Die Stille dehnte sich in die Unendlichkeit …
    »#Noch dran, Stern?#«, durchbrach Böhnisch schließlich das Schweigen.
    »#Jawohl, Herr Oberleutnant.#«
    »#Hauptmann Hagen meint, dass Sie so schnell wie möglich zurückkommen sollen!#«
    »#Verstanden.#« Sterns Stimme klang missmutig.
    Ein Bluthund!
dachte Veronika fassungslos.
Der Mann ist ein Bluthund! Jetzt ist er enttäuscht, dass er von der Fährte ablassen muss, obwohl ihn der Spaß bereits einen seiner Männer gekostet hat!
    Wassermann blickte zu ihr. »Was ist mit uns? Soll ich umdrehen?«
    Veronika überlegte. Sollte sie nachfragen und sich nach neuen Anweisungen erkundigen? Hagen würde sie vermutlich zurückpfeifen. Die Miliz in

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