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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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In einem Garten sahen sie einen toten Hund, in einem offen stehenden Stall lagen mehrere erschossene Kühe – aber keine Menschen, weder tot noch lebendig. Veronikafragte sich, wo die Albaner waren, die hier gelebt hatten. Hatten sie etwa rechtzeitig von dem Überfall erfahren und sich in die umliegenden Wälder zurückgezogen?
    Mit einem plötzlichen Adrenalinschub konnte sie spüren, wie sich ihr Bewusstsein ein weiteres Mal ausbreitete. Plötzlich sah sie das Straßennetz des Dorfes vor sich, wie aus der Vogelperspektive, als ob sie direkt auf eine Straßenkarte des Dorfs blicken würde. Mehrere perlschnurartige Ketten aus kleinen leuchtenden Punkten bewegten sich darauf. Einer dieser Punkte war sie selbst, eine kleine Ameise in einem wirren Netz aus Straßen und Gassen. Sie erkannte Benders Männer, die sich in einer langgezogenen Formation ein paar Gassen weiter rechts von ihr bewegten, und Tönnes Leute zu ihrer Linken. Sie konzentrierte sich auf einzelne Punkte und realisierte, dass sie sie identifizieren konnte, obwohl sie durch mehrere Gebäudereihen von ihnen getrennt war: der Gefreite Schilling an der Spitze der langen Schützenreihe Benders, dahinter Müller, ganz hinten der Obergefreite Weidemann, der sich etwas langsamer bewegte, weil er das leichte Maschinengewehr trug und als Nachzügler über die Felder hatte spurten müssen, um den anderen hinterherzukommen.
    Werde ich wahnsinnig
? fragte Veronika sich plötzlich.
Bin ich dabei, den Verstand zu verlieren?
Sie hatte plötzlich das Gefühl, den Bezug zur Realität zu verlieren. Ihr wurde schwindelig, sie blieb stehen und fischte das Walkie-Talkie aus der Brusttasche. »Bender!«, murmelte sie hinein, während sie gegen eine Häuserwand sank und versuchte, auf den Beinen zu bleiben.
    »#Bender hört.#«
    Veronika bildete sich ein, dass die Lichterkette rechts von ihr aufgehört hatte, sich zu bewegen.
So absurd …
    »Welcher Mann läuft an der Spitze Ihrer Gruppe?«, fragte sie. Was wäre, wenn es nun
nicht
Schilling war? War sie dann reif für die Klapsmühle? War das Schizophrenie? Und was stimmte nicht mit ihr, wenn sie recht hatte und es tatsächlich Schilling war? Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden.
    »#Im Moment der Gefreite Schilling, Frau Leutnant. Ist damit etwas nicht in Ordnung?#«
    »Doch, doch …«, murmelte Veronika und sank in die Knie. Sie fröstelte.
    Ulrich baute sich vor ihr auf. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er. Sein Gesicht sollte wohl Besorgnis ausdrücken, doch darunter erkannte sie schlecht verborgene Selbstzufriedenheit und Vorfreude.
    Sie nickte. »Ja, alles okay …« Sie rappelte sich wieder auf. »Geht schon wieder.« Ulrich wandte sich um und ging weiter, während Veronika wieder Fatimas Worte zu hören glaubte:
Hüten Sie sich vor diesen Männern!
    Etwa fünf Minuten später quäkte das Funkgerät: »#Zugführer für Tönnes!#«
    Veronika zog es aus der Brusttasche. »Hört.«
    »#Ein offen stehendes Gebäude, zwei Stockwerke. Hinter einer aufgebrochenen Eingangstür ein Toter. Sehe mir das Gebäude genauer an.#«
    »Verstanden.« Sie schloss die Augen und beobachtete, wie sich eine der Ameisenreihen auflöste.
    Währenddessen hatte Kollborn vor ihr vor einem brennenden Gebäude gestoppt. Sie sah sein Winken und eilte nach vorne.
    Dicker Qualm quoll aus dem oberen Stockwerk. Die Fensterscheiben im Erdgeschoss waren eingeschlagen. Neben dem Haus stand die Fahrerkabine eines Kleinlasters in helllichten Flammen. Der Kastenaufbau auf der Ladefläche schien zu schwelen, grauer Qualm quoll aus einer Unzahl von kleinen Öffnungen in den hölzernen Wänden. Die bunte Werbung darauf war nicht mehr zu erkennen, nur die Buchstaben der Aufschrift … konnte man noch lesen. Der Geruch von Schweinebraten stieg Veronika in die Nase und ließ ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    Kollborn wartete an der Häuserecke auf sie. »In den unteren Stockwerken keine Menschenseele. Mayer hat einen Blick nachoben geworfen, aber nichts gefunden. Sah alles ziemlich verwüstet aus. Ich dachte mir, Sie möchten vielleicht einen Blick darauf werfen?«
    Sie nickte. »Ja. Machen Sie weiter.« Kollborn gab seinen Männern ein Zeichen, worauf sich die beiden Schützenlinien wieder weiterbewegten. Veronika ging um das Fahrzeug herum. Die Ladeluke hinten war verschlossen. Ein dickes Vorhängeschloss hing am Riegel.
    »Frage mich,
was
der da drin transportiert hat.« Ulrich machte ein schmatzendes Geräusch dabei. »Riecht

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