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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Mann umsah. Sie würde auch jetzt noch darauf schwören, ihn noch nie in ihrem Leben gesehen zu haben.
    Als sie die Stufen nach oben stieg, spürte sie die Angst in sich größer werden. Eine heftige Übelkeit befiel sie. Der Kopfschmerz rannte in einer neuen Welle gegen sie an. Unfähig weiterzugehen, presste sie eine Hand gegen den Bauch und lehnte sich mit dem Kopf gegen das Geländer. Aus ihrem zusammengepressten Kiefer drang ein leises Stöhnen.
    Etwa zwei Minuten konnte sie nichts anderes tun als den Inhalt ihres Magens bei sich zu behalten. Der Drang danach, den Speicherschmerzeinfach fallenzulassen, war riesig – nur das Wissen, dass sie ihn vielleicht schon in ein paar Minuten einsetzen musste, hielt sie davon ab.
    »Wenn man’s nicht verträgt, sollte man’s lassen!«, maulte ein cooler Junge in zu großen Hosen und einem schwarzen Muskelshirt. Er und zwei seiner Freunde drängten sich unsanft an ihr vorbei.
    Keelin presste die Augen zusammen, als sich ihr Magen ein weiteres Mal verkrampfte. So blieb sie stehen, weitere zehn Sekunden, dann dreißig, schließlich eine Minute. Erst dann fand sie die Kraft, »Du Arschloch!« zu murmeln.
    Mühsam löste sie sich vom Treppengeländer und kämpfte sich die letzten Stufen auf die oberste Empore. Ein angstvoller Blick über die Arena hinweg auf die gegenüberliegende Seite ließ sie jedoch aufatmen: Der Schatten saß noch immer dort und beobachtete gelangweilt die Vorgänge in der Arena. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ Keelin sich auf einen Stuhl sinken und warf selbst einen Blick nach unten.
    Brynndrech stand regungslos in der Mitte der Arena. Derriens Dolch hielt er ziemlich tief in der rechten Hand. Sein Gegner umkreiste ihn lauernd. Sein Messer wob irre Kreise in die Luft. Sie hätte viel darum gegeben, das Gesicht des jungen Druiden zu sehen, doch ihr Beobachtungswinkel war zu schlecht dazu.
    Was tut er da?
fragte sie sich erneut. Sie war nicht die beste Messerkämpferin, aber sie wusste, dass er seine Waffe viel zu niedrig hielt. Außerdem war er zu ruhig, zu passiv, und dem Gegner die Initiative zu überlassen war so ziemlich einer der größten Fehler, die man machen konnte.
Will er sich tatsächlich umbringen? Aber wozu dann vorher die Waffe klauen?
    Als der Irre Ire auf ihn losging, tat er es in einer unglaublich schnellen Serie aus Stichen und Schlägen. Brynndrech brachte zwar das Messer rechtzeitig hoch, um sich zu verteidigen, doch es gelang ihm in den ersten Momenten des Gefechts nicht, selbst in die Offensive überzugehen. Er wurde getroffen, mehrmals, an den Schultern, dann noch einmal am linken Oberarm und an derHand. Keelin hielt erstickt den Atem an, als Blut über seine braungebrannte Haut rann. Doch der Waliser zeigte kein Zeichen von Schwäche, und es sah aus, als ob seine Wunden nur oberflächlich waren.
    Werden sie heilen?
Keelin schickte ein Stoßgebet zu dem Heilergott Sul. Und da, wurde nicht der Blutfluss aus seinen Wunden bereits schwächer?
    Die beiden umkreisten sich, nun beide in Kampfeshaltung, die Klinge nach vorne gestreckt, die Beine versetzt gestellt, um mehr Stabilität zu gewährleisten. Der Schatten blickte locker, während sich Brynndrechs Miene verfinstert hatte.
    Ob er sich den Kampf leichter vorgestellt hat?
fragte sich Keelin.
    Erneut ging die Attacke vom Schatten aus. Beide Klingen blitzten auf, als sie in engen Bögen herumwirbelten. Ein Raunen ging durch die Menge, als Brynndrech plötzlich vornübergekrümmt nach rückwärts taumelte. Er hielt sich den Bauch, zwischen seinen Fingern quoll dunkles Blut hervor. Keelin biss sich vor Schreck auf die Lippen – sie hatte den Stich nicht gesehen, aber die Verletzung sah schlimm aus.
    Der Schatten nutzte die Schwäche des Druiden dazu, sich von der Menge bejubeln zu lassen – eine Eitelkeit, die Brynndrech vielleicht das Leben rettete. Noch einmal bettelte Keelin Sul um seine Heilkraft – und seufzte erleichtert auf, als sich Brynndrech sichtlich erholte. Er regenerierte. Die Klinge des Schattens war keine magische Waffe. Sie drückte die Daumen, dass der Irre Ire noch ein wenig weiterjubeln würde, bis Brynndrech wieder frisch geheilt war.
    Als sich der Schatten schließlich wieder seinem Gegner zuwandte, schien der Kampf bereits gelaufen. Brynndrech wirkte völlig geschlagen – der Kopf baumelte ebenso herab wie sein Waffenarm, der Dolch war beinahe aus seiner Hand gerutscht, während er die Linke noch auf die Wunde gepresst hatte. Keelin sah jedoch, dass

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