Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
Schmerz …
    Plötzlich loderte er in ihr auf, eine gleißende, helle Flamme, dicht vor ihren Augen und hinter der Stirn, Migränekopfschmerz, furchtbar potenziert. Ihr Magen entleerte sich mit einem gewaltigen, schmerzvollen Krampf, und diesmal kotzte sie tatsächlich. Doch sie ließ nicht los, im Gegenteil, ihre Hand krallte sich vor Schmerz fest in der Wade des Schattens. Dann erlosch die lodernde Fackel in ihrem Kopf, ebenso schnell wie sie gekommen war, und nahm den hintergründigen Kopfschmerz, an dem sie den ganzen Tag gelitten hatte, mit sich.
    Die plötzliche Schmerzlosigkeit war erfrischender als eine kalte Dusche nach einem harten Fußballspiel. Für einen Moment lebte Keelin auf, spürte den Drang, in die Luft zu springen und zu jubeln. Währenddessen hatte der Schatten ebenfalls mit dem Kotzen begonnen.
    Keelin sprang auf. Sie war hier noch nicht fertig.
    Mit der Hand angelte sie eine Münze aus ihrem Geldbeutel, während sie aus der Kabine trat. Dann machte sie sich daran, die Tür aufzusperren. Was sie danach tun sollte, war ihr jedoch völlig schleierhaft. Sie konnte den Schatten nicht töten, weder mit ihrem Messer noch mit der Makarov, die sie hinten im Hosenbund trug.
Nur aufhalten.
Doch wenn sie hier einen Schuss abgab, würden –
    Das Türschloss gab im selben Moment nach, in dem sich die Schwingtür hinter ihr öffnete. Der Neuankömmling war ein kleiner Mann, mit langen braunen Haaren, einem wild wucherndenBart und einem muskulösen Körper in Jeans und Lederjacke. Keelin erkannte ihn sofort. Er war der, der für ein paar Minuten mit dem Schatten am Tisch gesessen hatte.
    Zu unwahrscheinlich für einen Zufall
, schoss es Keelin durch den Kopf. Sie fragte sich, ob es nicht doch Zeit war, ihre Pistole zu ziehen.
    Was sie
dann
sah, ließ sie erstarren …
    Der Mann …
veränderte
sich – verwandelte sich.
    Es begann in seinem Gesicht. Seine Augen wurden kleiner, zu schwarzen, stecknadelgroßen Punkten in seinem Gesicht. Nase und Mund wuchsen nach vorne und wurden zu einer Tierschnauze. Aus seinem Oberlippenbart schossen lange Schnurrhaare, während der Rest des Bartes mit dem grauen Fell verfloss, das aus seiner Haut spross. Seine Schuhe platzten auf, um großen Füßen Platz zu machen. Aus den Händen schossen scharfe Krallen. Ein nackter Schwanz quoll hinten aus seiner Hose.
    Keelin sah der Verwandlung wie gebannt zu, unfähig, darauf zu reagieren.
    Rattenmensch! warnten ihre Ahnenstimmen.
    Als die Verwandlung beendet war, stand Keelin ein grauenvolles Mischwesen aus Mensch und Ratte gegenüber. Sein Rumpf, obwohl noch entfernt menschlich, war runder geworden, die kurzen Beine standen auf nagetierhaften Füßen. Hände und Füße waren mit scharfen Krallen bewehrt, sein Rücken endete nun in einem halblangen Rattenschwanz. Das Gesicht war in der Verwandlung am weitesten fortgeschritten. Bis auf die zahlreichen Ohrringe und die Überreste des wilden Haarwuches in Gesicht und auf dem Kopf besaß er kaum noch menschliche Züge. Seine Kleidung war unverändert geblieben, bis auf die Schuhe und Hosen, die an den Nähten aufgeplatzt waren und nun nur noch in Fetzen an ihm hingen.
    Reglos standen sie sich gegenüber. Keelin wurde schmerzlich bewusst, dass sie vermutlich gerade ihre einzige Chance verpasst hatte, den bevorstehenden Kampf zu gewinnen.
Jetzt
würde sie esnicht mehr schaffen, rechtzeitig die Makarov zu ziehen und sie auf den Rattenmensch zu richten. Rattenmenschen waren schnell. Dies war eines der wenigen Dinge, die sie über sie wusste, dies und die Tatsache, dass sie im Nahkampf äußerst gefährlich waren, wenn sie sich tatsächlich einmal dazu entschlossen, zu kämpfen und nicht zu fliehen.
    Und der hier macht irgendwie einen entschlossenen Eindruck
, dachte sie sarkastisch. Doch worauf wartete er?
    Seine Haltung war eindeutig feindselig. Er stand geduckt, die Beine breit, den Körperschwerpunkt abgesenkt, die Arme halb erhoben, wie ein Boxer kurz vor Beginn des Kampfes. Schnauze und Barthaare zitterten, die Ohren befanden sich in einer Position irgendwo zwischen gespitzt und angelegt, während die Augen unruhig umhersprangen.
    Keelin wusste, dass sie etwas tun musste. In jedem Augenblick, der verstrich, konnte Verstärkung für den Feind eintreffen, und in jedem Augenblick erholte sich der Schatten neben ihr auf dem Klo ein Stück mehr von dem plötzlichen Anfall.
    Sie musste angreifen.
    Der Rattenmensch sprang, noch bevor sie den Gedanken in die Tat umsetzen konnte. Keelin wich

Weitere Kostenlose Bücher