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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Waliserhäuptling würde sich nicht mit Halbaussagen abspeisen lassen, sondern so lange bohren, bis Derrien entweder die Wahrheit sagte oder ihn anlog. Lügen wollte er nicht; aber eigentlich wollte er seine Informationen für seinen Bruder und die Spinne aufheben …
    »Sucht Ihr Medredydd?«, rief ihm ein Krieger zu, der mit einem großen Hanfsack auf dem Rücken aus dem Haus trat. Er ließ ihn zu Boden gleiten und klopfte sich die Hände aus. »Der ist gerade nach Osten geritten, um unsere Patrouillen einzusammeln. Wenn Ihr einen Moment wartet, bis ich mein Pferd gesattelt habe, kann ich Euch zu ihm bringen.«
    Medredydd war unterwegs – das kam wie gerufen! Derrien schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Richtet ihm aus, dass ich bei euch durchgekommen bin.«
    »Wie Ihr wollt, Herr.«
    Blaine räusperte sich. »Herr … Medredydd hat mir heute Morgen gesagt, dass ich Euch zuerst zu ihm bringen soll …«
    »Gehörst du zu Medredydds Gefolgsleuten oder zu meinen?«, erwiderte Derrien und brachte ihn so zum Schweigen.
    Eigentlich gab es sogar
zwei
Gründe, warum er nicht mit Medredydd sprechen wollte. Die Tatsache, dass er ihm nicht alles, was er wusste, erzählen konnte oder wollte, war nur einer davon, so wohlbegründet er auch sein mochte. Derriens Neuigkeiten würden der Spinne genügend schlaflose Nächte verschaffen, da brauchte er nicht vorher schon Gerüchte zu verbreiten. Der andere – und wichtigere – Grund war, dass er es tatsächlich eilig hatte. Wenn die Späher bereits feindliche Kundschafter entdeckt hatten, würde es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis sie auf die Hauptstreitmacht stießen. Die Spinne brauchte seine Informationen, um fürdiesen Moment gewappnet zu sein. Außerdem musste Derrien die Vorbereitungen in der Außenwelt koordinieren – etwas, was er eigentlich schon viel früher hätte tun können, wenn ihm nicht ein gewisser Druide namens Brynndrech dazwischengekommen wäre.
    Er musste schmunzeln, als er daran dachte. Zuerst hätte er den Jungen am liebsten ermordet, am besten gleich zusammen mit der Urquhart. Er hatte
gekocht
vor Wut, Gift und Galle hatte er gespuckt. Wenn ihn Alistair nicht zurückgehalten hätte, wäre er wahrscheinlich tatsächlich über den Jungen hergefallen. Später dann, nachdem er die beiden wieder zurück zur Armee geschickt hatte, war ihm die ganze Geschichte jedoch noch einmal durch den Kopf gegangen. Seitdem kam er nicht mehr umhin, den Mut des Jungen zu bewundern. Ha, er hatte wirklich Schneid damit bewiesen, zuerst
ihm
den Dolch zu klauen, um damit dann vor den Augen der gesamten Bergener Unterwelt einen ihrer Schatten umzulegen. Das Unglaublichste aber war, dass Brynndrech dafür auch noch dreißigtausend Kronen kassiert hatte! Natürlich war die gesamte Aktion völlig töricht gewesen, aber Derrien wusste, dass er selbst vor dreißig Jahren wahrscheinlich
genau
das Gleiche getan hätte. Nein, so wenig er diesen hässlichen, missgeborenen, schüchternen und zurückgezogenen Hund auch leiden mochte – er konnte ihm diese Aktion einfach nicht mehr übelnehmen.
    Inzwischen hatten sie das Dorf hinter sich gelassen. Die Spur, die zwanzigtausend keltische Krieger hinterlassen hatten, war nicht zu übersehen, weshalb Derrien sein Pferd antrieb. Die Ratsarmee konnte nicht mehr weit vor ihnen sein.
     
    Er fand die Spinne etwa zur Mittagszeit. Der Mann saß mit ein paar anderen Ratsmännern an einem Tisch etwas abseits und außer Sichtweite des großen Trampelpfades, auf dem seine Armee weiter in Richtung Westen marschierte. Bei ihm befanden sich neben Ronan auch Casey MacRoberts, Conroy MacNevin, Sabinus der Helvetier und Avernix der Gallier. Von den Häuptlingen (oder ihren Vertretern) fehlten somit nur Medredydd, den Derrien ja inder Nachhut wusste, und Dempsey der Ire, der vermutlich die Vorhut anführte. Daneben befanden sich noch einige andere Druiden mit am Tisch.
    Nachdem er sie kurz begrüßt hatte, nahm er sich Ronan zur Seite. Er wusste, dass das der Spinne ziemlich gegen den Strich gehen würde, was einer der Gründe war, warum er es tat.
    »Wie läuft es?«, fragte er seinen Bruder, nachdem sie sich kurz umarmt hatten.
    Ronan wog abwägend den Kopf. »Eigentlich können wir uns nicht beschweren«, brummte er schließlich. »Das Wetter hält, wir kommen gut voran, und bisher vermissen wir auch noch keinen unserer Kundschafter …«
    »Aber?«
    Ronan kratzte sich nervös am Kinn. »Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Wir haben ihr

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