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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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»Wie schlimm sind die Schmerzen?«
    »Ich habe sie ihm genommen«, antwortete Keelin.
    »Das ist sehr gut. Junge, hab keine Angst. Du wirst das überleben.« An Keelin gewandt, fuhr sie fort: »Ich brauche ein sauberes Messer und eine Zange, eine Flasche mit Einbeerentinktur oder etwas Ähnliches und Verbandsstoff. Hast du das alles?«
    »Ja, Herrin.«
    »Scott, komm her. Knie dich hier hin. Wenn ich es dir sage, ziehst du den Pfeil heraus. Aber pass auf, dass du
gerade
ziehst.« Damit rutschte Angharad zur Seite.
    Währenddessen hatte Keelin ihren Rucksack geöffnet und die Sachen bereit gelegt. »Was braucht Ihr zuerst, Herrin?«, fragte sie.
    »Das Messer.«
    Keelin schlug die Stoffhülle zurück und reichte Angharad dieKlinge. Teague hob plötzlich den Kopf und stammelte angsterfüllt: »Was … was habt Ihr damit vor, Herrin?«
    »Ich werde dich damit aufschneiden, also sei still und lass mich meine Arbeit tun.«
    Teague schluckte geräuschvoll. Sein Kopf sank zurück, doch seine schreckgeweiteten Augen sprangen zwischen der Waliserin und Keelin hin und her.
    »Und er spürt wirklich keinen Schmerz?«, fragte Angharad Keelin noch einmal.
    »Nein, Herrin.«
    Die alte Frau nickte. Dann schnitt sie mit dem Messer auf beiden Seiten des Pfeils Schnitte in seine Haut und vertiefte sie eilig. Helles rotes Blut strömte aus den frischen Wunden.
    »Was bezweckt Ihr damit?«, fragte Keelin.
    »Wenn ich den Pfeil ziehe«, antwortete Angharad angespannt, ohne die Arbeit zu unterbrechen, »reißen die Widerhaken nur noch tiefere Wunden. Außerdem lösen sich von dem Holzschaft Splitter. Und da das ein Schattenpfeil ist, werden diese Splitter nicht einfach durch die Regeneration aus seinem Körper geschoben, sondern sich entzünden. Ich vergrößere den Schusskanal, damit sich weniger Splitter lösen und die Widerhaken keine zusätzlichen Wunden verursachen. Schaden tue ich ihm damit nicht – die Messerschnitte kann unser Feigling nämlich in ein paar Minuten wieder heilen.«
    Keelin nickte, sah kurz zu Teagues Gesicht. Der Ire hatte die Augen geschlossen, sein Mund war einen Spalt geöffnet, sein Kopf auf die Seite gesunken. Er wirkte
noch
blasser als am Anfang.
    »Er ist bewusstlos«, vermutete sie.
    »Das macht nichts. Das, was ich hier tue, kostet ihn einen Haufen Blut. Vielleicht stirbt er sogar. Aber das wird er heilen. Der Körper merkt sich genau, welche Verletzung von einer gewöhnlichen Klinge stammt und welche einen magischen Ursprung hat.«
    Keelin nickte. Sie lernte hier binnen fünf Minuten mehr als beim alten Keith MacRoberts in einem Monat.
    »Jetzt den Pfeil!«, befahl Angharad. »Schnell!«
    Scott zog mit einer raschen, sicheren Bewegung an dem Schaft. Einen Augenblick später trat seine Spitze zum Vorschein, dicht gefolgt von einer großen Menge Blut.
    »Weg!«, zischte die Alte, presste ihre Hand auf die Wunde und schloss die Augen.
    Blut sickerte zwischen ihren Fingern hindurch. Ihr Gesicht war eine Maske der Anspannung. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn; schlagartig wurde sie blass und begann zu zittern. Keelin spürte die Magie, die sie aufbaute. Das Zittern wurde schnell stärker, bis Angharad plötzlich mit einem Schrei ihre Hand zurückzog. Noch einmal schoss ein kurzer Schwall Blut aus der Wunde, doch der Strahl wurde binnen eines Augenblicks schwächer und versiegte schließlich ganz.
    »Zange«, flüsterte die Heilerin. Nachdem Keelin ihr das Werkzeug gereicht hatte, murmelte sie: »Und jetzt die Verbände. Tränke sie mit der Tinktur!«
    Keelin entkorkte die Lederflasche mit dem Mund. Dann goss sie vorsichtig die Einbeerentinktur über die auf einem breiten, sauberen Leder ausgebreiteten Stoffbahnen. Sie warf einen Blick zu der Alten.
    »Mehr.« Keelin nickte, goss weniger sparsam. Schließlich sagte Angharad, ihre Stimme bereits wieder erholt: »Das reicht.«
    Keelin steckte den Korken zurück und verstaute die inzwischen fast leere Flasche in ihrem Rucksack. Währenddessen begann die Waliserin, mit der Zange Verbände in die Wunde zu stopfen. Auf Keelins fragenden Blick hin meinte sie: »Das hilft gegen die Entzündung.«
    Nachdem die Wunde ausgefüllt war, legte Angharad einen mit Ringelblumen- und Kamillenextrakt getränkten Verband darüber. Anschließend begutachtete sie ihr Werk mit skeptischem Blick und befahl: »Scott, kümmere dich darum, dass er in das Verwundetenlager kommt.«
    Der Schotte nickte. »Jawohl, Herrin.«
    »Ich muss weiter.« Angharad stand auf und verschwand

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