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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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gewesen.
    »Einen ganzen Haufen Weiler, um genau zu sein, Herr, alle ziemlich klein. Wir haben niemanden gesehen, nichts gehört. Also haben wir sie näher angesehen.« Er blickte zu Boden.
    »Und? Lasst euch doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!«
    »Jawohl. Herr, diese Weiler sind ebenso verlassen wie dieser hier. Haufenweise Spuren, sowohl Reiter als auch Menschen zu Fuß, etwas Vieh und ein paar Handkarren. Alles mehrere Tage alt, vielleichtfünf oder sechs. Alle Spuren führen in Richtung eines Tals im Südosten des Strynsvatnet. Die wenigen, die von dort kommen, sind alt.«
    »Dieses Tal ist eine Sackgasse!«, blaffte Murdoch.
    »Also sind sie entweder noch da drinnen«, schloss Deweydrydd. »Oder sie haben den Jostedal überschritten.«
    »Er wird nicht so blöd sein«, lispelte Murdoch, »im Winter den Gletscher zu wagen!«
    Derrien zuckte mit den Schultern. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Wir folgen den Spuren.«
    Dräuendes Schweigen folgte. Den Jostedal im Winter zu überqueren war wahnwitzig, vor allem, wenn man wie Rushai einen großen Tross mit sich führte. Dennoch glaubte Derrien nicht, dass sich der Schattenlord in dem Tal davor verschanzte. Etwas war …
merkwürdig!
    »Warum will er wohl über den Gletscher?«, fragte Deweydrydd schließlich.
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er dort noch mehr Dörfer. Oder ein Verbündeter wartet mit einer weiteren Streitmacht.« Er zuckte mit den Schultern. »Rushai ist ein Schatten, vielleicht macht es ihm einfach nur Spaß, seine Fomorer schlecht ausgerüstet und unter widrigen Bedingungen über den Pass zu treiben, wer kann das schon sagen? Wir werden nachsehen müssen, wenn wir mehr wissen wollen!« Derriens Entschluss stand fest.
    Murdoch und Deweydrydd nickten. »Wie weit ist es bis zu diesem Gletscherübergang?«, fragte der Waliser.
    »Vielleicht vier oder fünf Stunden«, antwortete Gareth. »Und … da gibt es noch etwas.«
    »Nur raus mit der Sprache!«, forderte ihn Derrien auf und dachte:
Jetzt kommt das, weshalb sie schon die ganze Zeit so herumdrucksen …
    »In jedem der Weiler steht ein weiterer dieser …
Bäume

    Der Raum schien von einem Moment auf den anderen kälter geworden zu sein. Murdochs Miene hatte sich verfinstert, während Deweydrydd plötzlich blass geworden war. »Tote?«, fragte er.
    »Jawohl, Herr.« Gareth sah zu Boden.
    »Wer?« Derrien fixierte ihn mit den Augen.
    »Viridix … Avernus … und Brutus. Aber wir waren nicht in
allen
Siedlungen …«
    Derrien nickte grimmig. Er verstand sehr gut, was der Waliser damit sagen wollte:
Dort würden wir wahrscheinlich noch mehr Tote finden …
    Deweydrydd rieb sich die Schläfen. Sein Gesicht war schmerzerfüllt, wahrscheinlich schrien die Ahnenstimmen in seinem Kopf Zeter und Mordio. Derrien jedoch behielt einen kühlen Kopf. Er hatte den Kampf gegen die Ahnen schon hinter sich, hatte ihnen beim Anblick des toten Valurus eine blutige Rache geschworen. Seine Druidenwut kochte nun auf kalter Flamme, bereit, zu einem grausamen Inferno emporzubrodeln, sobald er endlich den Verantwortlichen für all dies stellen würde.
    Lord Rushai …

BATURIX
     
    Castellum Lykkesella, helvetisches Siedlungsgebiet, Norwegen
    Dienstag, 10. November 1998
    Die Innenwelt
     
     
    Sie hatten alle eine anstrengende Reise hinter sich. Im Winter waren die dreißig Kilometer zwischen Gjendesheim und dem Castellum Lykkesella üblicherweise zwei harte Tagesmärsche. Mit Kindern, die nicht an das Gewicht von Waffen und Ausrüstung gewohnt waren, mit schweren Schneefällen in der vergangenen Woche hatten sie drei Tage gebraucht. Im tiefen Schnee war es schwer gewesen, dem Weg zu folgen, und so hatten sie mehrmals durch hüfthohen Schnee waten müssen. Obwohl sie täglich beim ersten Licht der Morgendämmerung losmarschiert waren, war die Sonne am Abend des dritten Tages bereits wieder untergegangen, als sie endlich das Kastell erreicht hatten.
    Lykkesella war eines von drei Kastellen der Südwacht, das den Siedlungsbereich der Helvetier vor Überfällen aus dem Niemandsland sichern sollte. Für gewöhnlich verrichteten neben einer Handvoll Veteranen hauptsächlich junge Männer zwischen vierzehn und sechzehn Jahren ihren Dienst, um dort neben dem Wachdienst auch die Grundzüge des Kriegshandwerks zu lernen. Die Anlage bestand aus einem Wall, mehreren Hütten, einer großen Halle und dem befestigten Turm. Alle Gebäude waren mit Stroh gedeckt und aus Stein errichtet, der hier in den Bergen

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