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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Dreifinger in der Luft und konnte weder Arme noch Beine bewegen. Er keuchte und fluchte, während er sich langsam um sich selbst drehte. Es war ein beinahe komischer Anblick.
    »Ihr seid ein seltsames Paar«, bemerkte die Magierfürstin. »Ein überheblicher junger Bursche und ein Vergewaltiger. Ich war immer der Ansicht, man könne das Wesen eines Menschen anhand der Gesellschaft bestimmen, in die er sich begibt. Was soll ich jetzt mit euch beiden tun …« Sie tippte sich mit einem lackierten Fingernagel an die perfekt geschwungenen Lippen.
    General Zahn lächelte und zeigte seine vergoldeten Zähne. Er stellte den Speer auf den Boden. »Gebt den beiden Waffen«, verlangte er hoch aufgerichtet. »Ich will wenigstens eine neue Narbe zu meiner Sammlung hinzufügen, ehe ich sie von ihrem Elend erlöse.« Er deutete auf seinen mächtigen Brustkorb, wo zahlreiche Blessuren von den unzähligen Schlachten zeugten, die er gewonnen hatte.
    Cole schluckte schwer. Dreifinger war ein ziemlich großer Bursche, aber neben General Zahn hätten selbst die Urich-Brüder wie Kinder gewirkt. Wahrscheinlich hätte ein halbes Dutzend ausgebildete Soldaten den riesigen Sumnier nicht einmal überwältigen können, wenn er unbewaffnet gewesen wäre.
    »Wartet.«
    Alle blickten zu der Sprecherin. Es war die gelehrte Frau, mit der sich die Weiße Lady einen Augenblick vorher beraten hatte.
    »Verzeiht mir, Herrin, aber ich kannte den Vater dieses jungen Mannes. Wenn Ihr erlaubt, würde ich ihn gern weiter befragen.«
    Die Magierfürstin nickte zustimmend. General Zahn war offenbar sehr enttäuscht.
    »Sage mir, Davarus Cole, was weißt du noch über deinen Vater?« Sie war eine bemerkenswert schlichte Frau, doch sie besaß eine ruhige innere Stärke, die Achtung gebot.
    »Ich weiß, dass er ein großer Mann war«, erwiderte Cole voller Stolz. Garrett hatte nicht oft über seinen Vater gesprochen – wahrscheinlich aus Scham, weil er es nie geschafft hatte, aus dessen Schatten hervorzutreten. »Er ist im Kampf gegen drei Augmentoren gestorben. Vor seinem Tod gab er mir seinen verzauberten Dolch Magierfluch. Das war sein letztes Geschenk. Eines Tages werde ich die Waffe benutzen, um seinen Tod zu rächen.«
    Auf einmal erinnerte er sich an den grünen Quarzkristall, den Garrett ihm anlässlich der Aufnahme bei den Splittern geschenkt hatte. Dieses Geschenk hatte er weggeworfen, er hatte den Kristall in einem Wutanfall ins Feuer geschleudert. Das bereute er jetzt. Garrett war kein großer Mann wie sein Vater, aber er hatte sich nach Kräften bemüht.
    Beinahe musste er weinen. Verlegenheit rang mit Trauer. Vielleicht hatte er den alten Kaufmann wirklich ungerecht behandelt. Urplötzlich erwachte das Bedürfnis, nach Dorminia zurückzukehren und sich mit ihm auszusöhnen.
    »Und deine Mutter?«, fuhr die Frau fort und erlöste ihn von diesem Moment der Schwäche. Reiß dich zusammen, dachte Cole. Helden weinen nicht.
    »Sie ist bei meiner Geburt gestorben.«
    Sophia war das einzige Kind eines erfolgreichen Schiffbauers gewesen. Sie und Coles Vater hatten sich schon in ihrer Jugend kennengelernt. Nach ihrem unglückseligen Tod hatte Sophia ihrem Mann das beachtliche Vermögen hinterlassen, das sie von ihrem reichen Vater geerbt hatte. Illarius und der junge Davarus Cole hatten bis auf ein Dienstmädchen allein gelebt. Das Mädchen hatte bei seiner Erziehung geholfen, weil der Vater oft auf Reisen gewesen war. Er hatte nie erfahren, womit sein Vater seinen Lebensunterhalt verdiente. Erst im Angesicht des Todes hatte der Vater ihn eingeweiht.
    »Was ist aus dem verzauberten Dolch geworden?«, fragte die Ratgeberin der Magierfürstin. Ihre Stimme klang ein wenig erregt. Oder vielleicht sogar ängstlich?
    »Magierfluch? Äh, ich habe ihn nicht bei mir.«
    »Wo ist er?«
    »Ein alter Hochländer hat ihn mir gestohlen.« Das Eingeständnis schmerzte. Wieder einmal verfluchte er Brodar Kayne. Dass sich der alte Narr auch einmischen musste. Ich hätte seine Hilfe nicht gebraucht.
    »Wo ist dieser Hochländer?«
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, wollte er zum Jammertal, das einen Tagesritt östlich von Dorminia liegt.«
    Die Weiße Lady regte sich gereizt. »Bist du fertig, Brianna?«
    Die Ratgeberin machte eine nachdenkliche Miene. »Herrin, dieser Junge hat eine Waffe geerbt, die für uns höchst gefährlich ist. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich konnte nur mit knapper Not aus Dorminia fliehen. Sage mir, Davarus Cole, hast du Magierfluch

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