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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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konnte. Ich war nicht sicher, ob es wirklich funktioniert.«
    »Es war nur eine theoretische Überlegung«, schaltete sich Isaac ein. »Aber es ist möglich, dass du gerade die Kriegführung revolutioniert hast. Das muss man sich mal vorstellen – ein einfaches Mädchen jagt eine magische Abscheulichkeit in die Luft!«
    »Ein einfaches Mädchen?«, erwiderte Sasha ausgesprochen frostig.
    »Äh, war nicht persönlich gemeint«, lenkte Isaac sofort ein. »Ich wollte dir nur ein Kompliment machen.«
    »Lass das lieber.«
    Schweigen.
    »Dir das Maul zu stopfen, war die erste vernünftige Tat dieser Schlampe«, behauptete Jerek. Wieder breitete sich Schweigen aus. »Die zweite«, gab er schließlich widerwillig zu. »Aber ich denke, wir hätten das Biest auch allein erledigt, wenn es nötig gewesen wäre, oder was meinst du, Kayne?«
    Kayne seufzte. Irgendwie hatten sie alle überlebt. Mit etwas Glück würde die weitere Reise nach Dorminia ereignislos verlaufen. Dann konnten sie ihr Gold abholen und sich aus dem Staub machen. Vorausgesetzt natürlich, sein Augenlicht kehrte zurück, und er starb vorläufig nicht an den entzündeten Wunden.
    Man durfte eben die Hoffnung nicht aufgeben.

Der Auserwählte

    »Warum passieren den guten Menschen immer so üble Dinge?«
    Dreifinger schwieg sich aus. Er hatte sich seit Stunden nicht gerührt und auf keine der vielen Fragen, die Cole ihm gestellt hatte, auch nur mit einem Wort reagiert. Der Sträfling hatte sich auf dem glänzenden schwarzen Marmor, der die runde Dachfläche des Sternenturms bedeckte, mit dem Rücken zu dem jungen Splitter zusammengerollt und den löchrigen Mantel eng um sich gezogen, obwohl es keine sonderlich kalte Nacht war.
    »Wir hocken jetzt seit drei Tagen hier oben. Wie lange soll es noch dauern, bis die Weiße Lady entscheidet, was mit uns geschieht?«
    Er bekam keine Antwort.
    »Das ist doch zum Verrücktwerden. Kein Wunder, dass sie diesen Bau den Sternenturm nennen.« Düster starrte er den Marmor unter seinen Füßen an. Die polierte Fläche war ein vollkommenes Spiegelbild des Sternenhimmels über ihnen. »Ich glaube, ich verliere den Verstand.«
    Er ging bis zur Kante und spähte vorsichtig hinab in die Stadt. Aus dieser Höhe wirkten die Gebäude wie die Modelle in dem handgeschnitzten Diorama, das Garrett ihm zum zwölften Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte es für ein albernes Spielzeug gehalten, bis er entdeckt hatte, dass dessen wahrer Zweck darin bestand, ihm einen bestimmten Bereich des Edlen Viertels zu zeigen, in dem er später seine Raubzüge durchführen sollte. Vor allem war es dabei um den schnellsten Fluchtweg gegangen, den er im Notfall einschlagen sollte.
    Er unterdrückte ein Schaudern. Wie man ihm erklärt hatte, war der Sternenturm das höchste Gebäude in Thelassa. Auf dem flachen Dach war er völlig ungeschützt den Elementen ausgesetzt, es gab nicht einmal ein Geländer. Wie die Kapitänin der Glück der Lady ihm auf den Weg zum Turm erklärt hatte, war die Magierfürstin der Stadt der Ansicht, die Verurteilten sollten die Dinge selbst in die Hand nehmen. Selbstmord galt als willkommenes Geständnis, das allen Beteiligten eine Menge Zeit und Ärger ersparte.
    Abgesehen von den armen Seelen, deren Aufgabe es ist, die Straßen Thelassas sauber zu halten, dachte Cole. Er stellte sich vor, dass ein Selbstmörder, wenn er zig Mannshöhen weiter unten aufs Pflaster prallte, einen ziemlichen unappetitlichen Haufen hinterließ. Er selbst hatte nicht die Absicht, sich das Leben zu nehmen, aber die Langeweile setzte ihm zu.
    »Ich verstehe es einfach nicht.« Wenn Dreifinger sich schon nicht an dem Gespräch beteiligte, konnte Cole ebenso gut für sie beide sprechen. »Ich wollte doch nur die Welt in einen freundlicheren Ort verwandeln. Wusstest du schon, dass ich mein Leben riskiert habe, um einen alten Mann vor der Schwarzen Lotterie zu retten? Mensch, das war vielleicht eine Zeitverschwendung.«
    Dreifinger schwieg.
    »Nicht einmal bei den Splittern habe ich die verdiente Anerkennung bekommen.« Er seufzte und streckte seine Muskeln.
    »Das Problem ist der Neid«, fuhr er leise fort. »Manchmal wünschte ich, ich wäre nicht der Sohn eines legendären Helden. Wenn ich ein gewöhnlicher Mensch wäre – jemand wie du, Dreifinger –, dann würde mich niemand beneiden. Ich habe so verdammt schwer daran gearbeitet, der Mann zu werden, der ich bin. Das gefällt manchen Leuten aber nicht.«
    Dreifinger grunzte und regte sich ein

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