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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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krümmte sich jedoch sofort wieder, presste sich die Hände auf die Brust und schnappte keuchend nach Luft. Dann aber – es war wirklich bemerkenswert – richtete er sich auf. Dem von Blut verkrusteten Gesicht sah man die Schmerzen deutlich an, und doch lag in den stahlgrauen Augen ein entschlossener Ausdruck. Immerhin, dann hast du wohl doch ein wenig Rückgrat in dir.
    Jerek kam hinzu und starrte den Burschen böse an. Man musste ihm zugutehalten, dass er dem Blick des Wolfs standhielt und nicht zusammenzuckte.
    »Ich bin Davarus Cole«, erklärte er mit einer Stimme, die trotz seiner unverkennbaren Schmerzen von einer gewissen inneren Stärke zeugte. Es klang beinahe, als hielte er eine Ansprache. »Nordwestlich von hier kenne ich einen Ort, an dem wir vor der Roten Wache Zuflucht finden können. Dort sind wir unter Freunden.« Er hustete und spuckte ein Blutgerinnsel aus. Einen Moment lang schien es, als würde er ohnmächtig. Dann bemerkte er die Blicke der beiden Hochländer und heftete erbost den Blick auf die blutige Spucke.
    Kayne schüttelte den Kopf. Dieser Tiefländer war wirklich ein komischer Kauz. »Ich bin Brodar Kayne, das da ist Jerek. Ich könnte nicht behaupten, dass wir einen besseren Plan haben, also nehmen wir dich beim Wort. Was ist?« Der Junge starrte seinen Gürtel an. »Oh, das. Ich behalte den Dolch einstweilen, weil ich dir das Leben gerettet habe.«
    Cole erweckte den Eindruck, als wollte er protestieren, aber Jerek brachte ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
    Kayne klopfte dem jungen Davarus Cole beruhigend auf die Schulter. »Na gut, dann führe uns.«

Scheideweg

    Die Stadt summte vor Geschäftigkeit, als Davarus Cole seine neuen Freunde durch das Gewirr der Nebenstraßen führte. Glücklicherweise trafen sie im Gedränge nicht auf Wächter.
    Das Schicksal ist mir wieder hold, dachte Cole zufrieden. Seine Brust pochte, und bei jedem schwerfälligen Schritt schoss ihm ein stechender Schmerz durch den Kopf, aber wenigstens lebte er noch.
    Er sah sich rasch um. Der ältere Hochländer war sicherlich schon um die fünfzig Jahre alt und von beeindruckender Größe; er überragte Cole um fast einen Kopf. Trotz des fortgeschrittenen Alters verrieten die straffen Muskeln, dass er seine Kraft keineswegs verloren hatte. Das Gesicht mit der breiten Nase war wettergegerbt und runzlig. Eine hässliche Narbe nahm unter dem Kinn ihren Anfang und lief fast bis zum Auge hinauf. Das graue Haar des Hochländers war ein wenig zurückgewichen und auf dem Schädel etwas schütter, fiel ihm aber immer noch als beeindruckende Mähne in den Nacken. Silberne Stoppeln bedeckten das Gesicht, die dunkelblauen Augen waren vom Alter keineswegs getrübt.
    Alles in allem sah Brodar Kayne genauso aus, wie Cole sich den typischen Barbaren aus dem Hochland immer vorgestellt hatte, wenngleich der Mann seine besten Jahre gut zwei Jahrzehnte hinter sich hatte. Cole vermutete, dass die Frauen ihn immer noch für gut aussehend hielten, auch wenn sie ihn vielleicht eher als Vaterfigur betrachteten.
    Das Gleiche konnte man über den verschlossenen Mann sagen, der neben ihm einherlief. Cole nahm an, dass Jerek etwas jünger war als Brodar Kayne, vielleicht Anfang vierzig. Er war kleiner als sein Gefährte, aber immer noch ein paar Fingerbreit größer als Cole und von stämmigem Körperbau. Sein Gesicht hätte einem Kind Albträume bescheren können. Aus dem finsteren Antlitz, das auf der rechten Seite schreckliche Brandwunden aufwies, starrten dunkle Augen. Abgesehen von dem kurzen Bart war sein Kopf gänzlich unbehaart.
    Jerek erwiderte Coles Blick. »Hast du ein Problem?«, knurrte der Hochländer. Dabei bewegten sich die Hände ein Stückchen auf die Äxte zu, die er auf dem Rücken trug.
    Cole räusperte sich. Inzwischen hatten sie den Haken erreicht. »Wir sind fast da. Seht ihr das verfallene Gebäude auf der anderen Seite des Platzes?«
    Brodar Kayne kniff die Augen zusammen, als hätte er Schwierigkeiten, den alten Glockenturm, der kaum hundert Schritte vor ihnen stand, zu erkennen. »Ich sehe ihn. Das scheint ein gefährlicher Ort zu sein, wenn man sich verstecken will.« Grimmig nickte er in Richtung der Käfige, die mitten auf dem Platz auf einem Podium an einem Holzgerüst hingen. »Ist das ein Galgen?« Der Wind hatte in der beginnenden Abenddämmerung aufgefrischt, und die Käfige pendelten, stießen klirrend gegeneinander und erzeugten eine schauerliche Musik.
    »Salazar sorgt dafür, dass sie

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