Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
Vom Netzwerk:
immer gut besetzt sind«, erklärte Cole. Als er Brodar Kaynes Miene sah, erschrak er. Das Gesicht des Mannes war hart wie Stein. »Der Turm gehört zu einem aufgegebenen Tempel der Großen Mutter. Die Splitter treffen sich dort einmal im Monat. Der Vorraum ist schon vor langer Zeit eingestürzt, aber hinten gibt es einen geheimen Zugang.«
    »Die Große Mutter«, sagte Jerek heiser. »Ha! Es gibt keine Göttin mehr, die auf uns aufpasst.« Er spuckte aus.
    Cole beschloss, das Thema zu wechseln. »Wir gehen außen am Haken entlang. Wenn wir mitten über den Platz laufen, wird man mich erkennen und vierteilen.« Den alten Mann, dem das Schwert des Wächters den Schädel gespalten hatte, würde er vorläufig nicht vergessen. Auf der Tyrannenstraße glaubte er sogar noch einen dunklen Blutfleck zu erkennen. Anscheinend hatte man den Toten bereits weggeschafft und jeglicher Wertgegenstände beraubt, die er besessen haben mochte. So lief es eben in Dorminia.
    Cole winkte den Hochländern, und sie liefen außen um den Haken herum. Dank seiner scharfen Ohren fing er Fetzen der Unterhaltungen zwischen den Passanten auf, die ihnen begegneten, als sie den großen Platz umrundeten. Die meisten Gespräche drehten sich anscheinend um die Abriegelung und deren Folgen für die Stadt. Cole konnte sich kaum noch an die letzte Sperre dieser Art erinnern, die in seiner Kindheit angeordnet worden war. Damals hatte eine gewaltige Abscheulichkeit Dorminias Mauern belagert, und eine Abteilung Augmentoren war ausgesandt worden, um die Bedrohung zu beseitigen. Nicht alle waren zurückgekehrt.
    Zwei alte Frauen schwatzten über das Wetter und deuteten zum Horizont. Sie verstummten jedoch, als Cole sich mit seinen Begleitern näherte. Er spürte die neugierigen Blicke noch im Rücken, als sie schon längst an den Frauen vorbei waren.
    Hochländer bekam man im Trigon nicht oft zu sehen. Ihre Heimat befand sich weit im Norden, ganz am Rand der Welt, noch jenseits des verschandelten Ödlandes, wo einst die nomadischen Reitervölker über die weiten Steppen gezogen waren.
    Cole betrachtete die bärbeißigen Gestalten, die ihm folgten. Allein schon die Tatsache, dass sie die beschwerliche Reise so weit in den Süden überlebt hatten, war sehr beeindruckend. Es waren harte Männer.
    Vielleicht sogar fast so hart wie er selbst.
    Sie näherten sich dem zerstörten Kirchturm. Inzwischen fielen die ersten Regentropfen. Von Südwesten zog eine brodelnde dunkle Wolkendecke herauf. Cole hielt einen Moment inne und legte den Kopf in den Nacken, um sich das Gesicht anzufeuchten und etwas Blut vom Kinn zu spülen. Jerek versetzte ihm einen Stoß in den Rücken. Cole stolperte, ein heißer Schmerz zuckte durch seinen Brustkorb.
    »Komm mir nicht in den Weg«, knurrte der Hochländer. Cole riss den Mund auf. Er hatte eher mit einer Entschuldigung gerechnet, oder wenigstens mit dem Eingeständnis, dass der Zusammenprall ein Versehen gewesen war. Nur zu gern hätte er den Mann für dessen Grobheit zur Ordnung gerufen, aber der Tonfall des Barbaren beunruhigte ihn. Also lächelte er nur schwach.
    »Jerek mag den Regen nicht«, erklärte Brodar Kayne beinahe freundlich. »Dann fangen seine Narben immer schrecklich an zu jucken. Nimm’s nicht persönlich.«
    »Schon gut«, erwiderte Cole leichthin, obwohl er in Gedanken das Gesicht des Schweinehundes längst zu Brei geschlagen hatte. »Wir sind fast da.«
    Sie umrundeten den zerstörten Kirchturm und die bröckelnden Mauern des westlichen Hofs und des Vorraums. Auf dem nackten Gerippe des Gebäudes wucherte Efeu. Cole führte sie zum rückwärtigen Bereich, wo die Wände zusammengebrochen waren und der Giebel sich bedenklich neigte. Hinter dem Tempel hatte man inzwischen Lagerhäuser errichtet. Dank deren Nähe war ein weitgehend umschlossener Bereich entstanden, der neugierigen Augen verborgen blieb.
    Nachdem er sich mit einem raschen Blick vergewissert hatte, dass sie nicht beobachtet wurden, bückte Davarus Cole sich und zog ein großes Stück Efeubehang zur Seite. Hinter den Ranken klaffte ein Loch, das gerade groß genug war, damit sie sich durchquetschen konnten. Er ging voran und winkte den Hochländern, ihm zu folgen. Brodar Kayne schob sich mit überraschender Gewandtheit hinein und manövrierte die langen Gliedmaßen mit beeindruckender Geschmeidigkeit hindurch. Jerek erwies sich als weniger geschickt. Als er sich grunzend und mit großer Mühe endlich durch die Öffnung gequetscht hatte, stieß er einen

Weitere Kostenlose Bücher