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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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zwischen einem Höhlenbären und einem Wolfsrudel fest. Während ich die eine Seite beschwichtige, sucht die andere nach einer Gelegenheit zum Angriff.«
    Yllandris war verwirrt. »Du herrschst mit dem Segen des Schamanen«, erwiderte sie. »Wer könnte es denn wagen, dich abzusetzen?«
    »Einauge Krazka und Carn Blutfaust, um nur zwei zu nennen. Viele begehren den Thron. Das Gesetz verlangt, dass alle Männer und Frauen dem König die Bündnistreue geloben, aber es steht auch geschrieben, dass ein schwacher König zum Wohl der Nation abgesetzt werden muss.«
    »Und im Zweifelsfall ist der Schamane der Schiedsrichter«, ergänzte Yllandris leise.
    »Wenn sich ein anderer Mann als würdiger erweist, wird der Schamane nicht zögern, mich zu ersetzen.«
    »Wie du Jagar den Weisen ersetzt hast?«
    Magnar nickte. »Ich strebte nicht nach dem Thron. Jagar lag im Sterben. Er hatte länger geherrscht als jeder andere König. Der Schamane hätte irgendeinen der zehn Häuptlinge auswählen können.« Er blickte zur Decke. »Aus Achtung vor meinem Vater erwählte er mich.«
    »Aus Achtung vor deinem Vater?«, fragte Yllandris schockiert. »Aber was er ihm angetan hat … der Schamane will doch nichts lieber als deinen Vater töten.«
    »Ja«, bestätigte Magnar. »Das ist wahr. Aber dieser Zorn entspringt der Liebe, die er einst für ihn empfand. Wenn der Schamane überhaupt einmal einen Freund hatte, dann war es mein Vater. Er war nicht auf dessen Antwort gefasst, als Beregund rebellierte. Und es war eine echte Rebellion. Die Grüne Gemarkung hatte die Absicht, den Vertrag zu brechen und einen Bürgerkrieg zu beginnen. Der Schamane hat recht daran getan, auf diese Weise zu reagieren.«
    Er hat deine Mutter bei lebendigem Leibe verbrannt, dachte Yllandris, hielt aber klugerweise den Mund. Vielmehr sagte sie: »Weißt du, wo sich dein Vater versteckt?«
    Magnar schüttelte den Kopf. »Vielleicht im Freiland. Die Brüder haben ihn zwei Jahre lang erfolglos gejagt. Sein Begleiter ist ein unvergleichlicher Fährtenleser.«
    Sein Begleiter. Der Wolf. Der Mann, der das Schwert des Nordens aus dem Gefängnis befreit hatte, war fast so berüchtigt wie Kayne selbst. Er hatte schreckliche Brandwunden davongetragen und besaß eine Heißblütigkeit, die seinem Heldenmut ebenbürtig war. Niemand hätte angenommen, dass ausgerechnet er eine so gewagte Befreiung versuchen würde. Anscheinend war er Kayne aus früheren Jahren noch etwas schuldig.
    Yllandris hatte den Wolf nur ein einziges Mal selbst gesehen. Es war wenige Monate vor der Verurteilung von Brodar Kayne gewesen. Kaum zu glauben, dass diese beiden Hochländer den Brüdern so lange entkommen waren, und doch gehörte dieses finstere, unerbittliche Gesicht, das sie in der Erinnerung vor sich sah, offenbar einem Mann, dem alles zuzutrauen war.
    Wenn es um Männer wie Brodar Kayne und Jerek den Wolf ging, schien sogar der Wille eines Magierfürsten nicht auszureichen. Das machte sie nachdenklich.
    Der König starrte immer noch die Decke an. In seinen bemerkenswerten Augen lag ein eigenartiger Schimmer. Yllandris beschloss, ein Risiko einzugehen. Sie musste es wissen. »Es muss schwer für dich sein«, sagte sie behutsam. »Ich meine das, was mit deinem Vater und mit deiner Mutter geschehen ist.«
    Magnar sah sie an, doch seiner Miene war nicht zu entnehmen, was er dachte. »Hältst du mich für ein Ungeheuer?«
    Die Frage schockierte sie. Sie starrte ihn einen Augenblick an und suchte nach Worten. Du bist kein Ungeheuer. Mein Vater war eines. »Ich beurteile dich nicht«, antwortete sie vorsichtig. »Du hast getan, was notwendig war. Dein Vater war schuldig. Deine Mutter …« Sie ließ den Satz unvollendet, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Es war ein sehr heikles Thema. Sie sehnte sich schließlich nach seiner Zuwendung. Oder etwa nicht? Doch, das traf zu. Es war nicht gut, ihn zu verärgern. Und trotzdem …
    Er hat zugesehen, wie seine Mutter verbrannt wurde.
    »Meine Mutter …« Sie hörte, wie schmerzlich die Erinnerungen für ihn waren. »Manchmal muss ein König Dinge tun, die ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen. Ich konnte es nicht ändern.«
    Yllandris starrte ihn an. Sie erinnerte sich, wie sie in der Ecke ihrer kleinen Bettstatt gehockt und die grässlichen Schreie gehört hatte. Das Schweigen danach hatte sie immer am meisten erschreckt. Der Augenblick, in dem die furchtbaren Geräusche nachließen und ihr Vater in die Nacht hinausgetreten war. Die wenigen

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