Schattenkrieger: Roman (German Edition)
hinüber. Gleich darauf flog der zerschmetterte Körper eines Milizionärs herunter, sein Kopf stand unnatürlich schief. Weitere Rekruten stürzten herab. Sie starben wie die Fliegen.
Sasha blickte wieder zum Hügel und sah, dass General Zahn General D’rak und dessen Kompanie das vereinbarte Zeichen gab. Tausend Söldner hoben die Waffen und rückten vor.
Sie griff nach dem nächsten Bolzen, fand jedoch keinen mehr. Einen Moment lang zögerte sie, dann warf sie den leeren Köcher weg und zog das Schwert. Die Söldner und Wächter kämpften vor den Mauern, doch drinnen brach jetzt die Hölle los. Die Dienerinnen der Weißen Lady waren anscheinend unaufhaltsam, kämpften sich mit atemberaubender Geschwindigkeit weiter und schlugen mit bloßen Händen so hart wie Kriegshämmer zu. Sie drehten und duckten sich und griffen aus unmöglich erscheinenden Richtungen an, eilten geschmeidig wie Quecksilber vorbei und wichen den verzweifelten Sprüngen und Attacken der Wächter und Milizionäre aus. Mit zerschmettertem Kopf, umgedrehtem Hals und gebrochenem Rückgrat stürzten die Soldaten hinab.
Sie musste den Blick abwenden. Nicht einmal die Wächter hatten so etwas verdient. Salazar war der wahre Feind. Briannas letzte Verzweiflungstat hatte seine Magie gestört, doch er war natürlich immer noch da oben im Obelisken und beobachtete die Angreifer. Er wartete, bis er sich genügend erholt hatte, um einen weiteren tödlichen Spruch loszulassen.
Mach schon, Cole. Du darfst nicht versagen. Wenn du es nicht schaffst, gibt es in der Stadt nichts weiter außer Leichen.
Du darfst nicht scheitern.
Wem die Stunde schlägt
»Lord Salazar ist unverletzt, Kommandant.«
Barandas seufzte erleichtert. Der magische Angriff auf den Obelisken war völlig unerwartet gekommen. Beim Anblick der Explosion hatte er das Schlimmste befürchtet.
Kalen rückte den Pferdeschwanz zurecht und streichelte nachdenklich seinen Bogen. Der junge Augmentor trug keinen Köcher auf dem Rücken, denn die Waffe, die er benutzte, führte die Munition in einem eigenen Magazin mit. »Ich habe gesehen, dass der Halbmagier zum Obelisken unterwegs ist.«
Der Erste Augmentor schnitt eine gereizte Grimasse. Der verfluchte Magier sollte auf der Westmauer stehen und bei der Verteidigung der Stadt helfen! »Hat er erklärt, warum er seinen Posten verlassen hat?«
Kalen zuckte mit den Achseln. »Er sagte nur, unser Herr habe seine Gegenwart befohlen. Der arme Kerl, der ihn schob, tut mir leid.«
Barandas seufzte. Er traute dem Halbmagier höchstens so weit, wie er ihn werfen konnte, aber im Augenblick konnte er nichts weiter tun. Wenn der sarkastische Dreckskerl keinen guten Grund hatte, im Obelisken zu erscheinen, würde Thurbal ihn bald schon wieder verscheuchen. Er hatte im Augenblick dringendere Sorgen.
Hauptmann Brackas letztem Bericht hatte er entnommen, dass die Söldner die Wache am Westtor fast besiegt hatten. Barandas hatte die Absicht gehabt, die Verteidiger durch frische Milizen zu verstärken, doch die Abteilung, die sich von Osten näherte, würde die Stadt schon bald von dort aus unter Beschuss nehmen, und er musste einige Reservetruppen zurückhalten. Die Lage war nicht sehr günstig, aber sie mussten die Mauern nur noch ein paar Stunden halten.
Wie einem Albtraum entsprungen tauchte Garmond als schwarze Silhouette vor der Nachmittagssonne auf. Seine Plattenrüstung klirrte, als er sich hin und her bewegte und die Finger in den Panzerhandschuhen zur Faust ballte, als bereite ihm jeder Augenblick, den er nicht im Kampf verbringen konnte, seelische Qualen. »Wann kann ich endlich die Feinde töten?«, grollte er hinter seinem dämonischen Helm. Drei seiner Kollegen nickten zustimmend.
Barandas hatte fast alle Elitekämpfer um sich versammelt, insgesamt ein Dutzend Augmentoren. Sie waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe, aber es gab keine gefährlichere Streitmacht im Trigon. Jeder Einzelne war so viel wert wie zehn gewöhnliche Soldaten. Einige, wie der ungeduldige Riese, der jetzt die gepanzerten Arme verschränkte und ihn anstarrte, mochte durchaus zwanzig gewöhnliche Krieger aufwiegen.
»Geduld, Garmond«, erwiderte Barandas. »Wären nicht die jüngsten Ereignisse gewesen, und hätten wir nicht schreckliche Verluste erlitten, dann würde ich nicht zögern, dich sofort gegen den Feind in den Kampf zu schicken. Wir sind jedoch nicht mehr vierzig, sondern nur noch weniger als die Hälfte. Ich muss euch klug einsetzen.«
Legwynd, Rorshan.
Weitere Kostenlose Bücher