Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Gesicht. »Ich würde gern mit dir über deine Absichten reden, Hochländer. Du und dein Freund wissen jetzt genug, um uns allen den Tod zu bringen.«
Der alte Barbar zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe dem jungen Cole das Leben gerettet. Damit dürften wir uns wohl euer Vertrauen verdient haben.«
Garrett zeigte die berechnende Miene, die Cole manchmal bei dem Händler bemerkt hatte, wenn es darum ging, möglichst günstige Lieferbedingungen herauszuschlagen. »Ich habe ein Vermögen damit verdient, dass ich andere Menschen durchschauen kann«, erklärte Coles Ziehvater langsam. »Mir entgeht nicht viel. Beispielsweise fällt mir auf, dass dein Gefährte etwas langsamer atmet, und dass seine Hände auf einmal näher an den Axtgriffen liegen als noch vor einem Moment.«
Cole sah sich überrascht um, gerade noch rechtzeitig, um zu beobachten, wie Jerek die Augen aufriss und lautlos »Verdammt!« hauchte. Er konnte nicht anders, er musste seinen gerissenen alten Lehrmeister bewundern.
Auch Brodar Kayne schien beeindruckt. »Ich gebe dir mein Wort«, sagte er. »Ich habe es im ganzen Leben nur ein einziges Mal gebrochen, und das war eine Gelegenheit, bei der ich jeden Mann, der sich anders verhalten hätte, einen verdammten Narren gescholten hätte.«
Garrett nickte. »Wie gesagt, es fällt mir leicht, andere Menschen zu durchschauen. Ich nehme an, ihr zwei könntet hier im Tempel ein Blutbad anrichten, obwohl ihr fünf zu eins in Unterzahl seid.« Er schüttelte reumütig den Kopf. »Genug davon. Ich habe einen Vorschlag.«
»Fahre fort.«
»Das Jammertal liegt am äußersten Rand des Trigon. Aus dem Ödland im Norden dringen oft Banditen ein, und die ganze Gegend wird von Abscheulichkeiten heimgesucht.«
Brodar Kayne zog eine Augenbraue hoch. »Banditen und Abscheulichkeiten? Ich denke, damit habe ich mehr Erfahrung als die meisten anderen Kämpfer.«
Garrett nickte. »Sasha und Vicard brauchen gute Kämpfer, die sie begleiten. Ich würde die Urich-Jungs schicken, aber sie werden anderswo gebraucht. Was hältst du von zehn Golddukaten?«
Der alte Hochländer hörte vorübergehend auf, sich in den Zähnen herumzupulen. »Wie ich es sehe, ist dieser magische Dolch eine gerechte Belohnung für die Rettung deines jungen Cole. Ich schätze, im Freiland bekomme ich mehr als zwanzig Golddukaten dafür.«
Garrett schüttelte den Kopf. »Du wirst feststellen, dass Magierfluch für dich und die meisten anderen, die ihn zu führen suchen, nutzlos ist.«
»Warum denn das?«, fragte Brodar Kayne erstaunt.
Trotz seines zunehmenden Unmuts musste Cole grinsen. Die Antwort auf diese Frage kannte er.
»Magierfluch schenkt seine Magie nur demjenigen, in dessen Adern das Blut eines echten Helden fließt«, erwiderte Garrett. Dabei rutschte er ein wenig hin und her, als sei ihm das Thema unangenehm.
Brodar Kayne kratzte sich an der Nase und grinste schließlich. »Dann bin ich raus. Hab nie behauptet, ein Held zu sein. Aber was hält dich davon ab, einfach nicht zu zahlen, wenn ich meinen Teil der Abmachung erfüllt habe? In einer Stadt dieser Größe finde ich dich nie wieder.«
Der Anführer der Splitter schürzte die Lippen und schwieg. In der Stille konnte Cole sogar die Uhr in Garretts Tasche ticken hören.
»Ich behalte den Dolch erst mal«, entschied Kayne schließlich. »Wenn wir die Sache im Jammertal erledigt haben, gebe ich ihn dem Burschen hier zurück. Sobald ich die dreißig Golddukaten habe, die du mir gerade anbieten wolltest. Fünfzehn für mich und fünfzehn für den Wolf.«
Garrett kniff die Augen zusammen. »Du handelst wie ein erfahrener Kaufmann«, klagte er. »Also gut, abgemacht. Aber pass nur auf, dass du den Dolch nicht verlierst. Er ist von unschätzbarem Wert, die einzige Waffe, mit der man die Magie eines Magierfürsten brechen kann.«
»Ich lasse ihn nicht aus den Augen«, versprach Brodar Kayne.
Cole hatte genug gehört und sprang zornig auf. »Das sieht ja so aus, als müsste ich mir jetzt eine andere Waffe besorgen. Wann brechen wir auf?«
»Du gehst nicht mit, Davarus.«
Cole hielt inne. Was redete Garrett da? »Hör mal, meine Rippen sind in Ordnung«, sagte er frustriert. »Trotz der Verletzungen bin ich immer noch schneller als jeder andere hier.« Drohend ließ er den Blick über die versammelten Splitter wandern, damit es ja niemand wagte, ihm zu widersprechen.
»Es geht nicht um deine Verletzungen«, antwortete Garrett müde. »Du hättest dich heute um ein Haar selbst
Weitere Kostenlose Bücher