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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Salazars Augen. »Die Himmelsinseln sind ein Bruchstück des Himmels selbst. Auf diesen Inseln gibt es mehr Magie als an jedem anderen Ort östlich des Landes der Vorväter. Ihr habt soeben vorgeschlagen, ich solle der Weißen Lady genügend Macht überlassen, um das Trigon und weite Gebiete darüber hinaus zu erobern.«
    Halendorf lehnte sich kreidebleich zurück.
    Abermals trank Salazar einen Schluck Wein. Barandas und die anderen beiden Magistrate hielten den Atem an. »Wir brauchen mehr Augmentoren«, erklärte der Magierfürst schließlich.
    Nun war es an Timerus, unbehaglich auf dem Sitz hin und her zu rutschen. »Lord Salazar«, begann er, »unsere Abbauarbeiten im Jammertal gehen bereits so schnell vor sich, wie es nur möglich ist. Wir können nicht noch schneller …«
    »Ruhe!«, befahl Salazar. Dem Großmagistrat stand schlagartig der Schweiß auf der niedrigen Stirn. »Wir dehnen das Suchgebiet aus. Drei Tagereisen im Westen, am Rand des Gebrochenen Meeres, gibt es eine Lagerstätte von Magie, die ausreichen wird, um meine Kraft zurückzugewinnen. Damit kann ich einerseits neue Augmentoren erschaffen und andererseits die Stadt verteidigen, wenn die Weiße Lady zur Tat schreitet.«
    Marshall Halendorf schluckte schwer. »Herr, meint Ihr etwa die Dünung?«
    »Ja«, gab der Magierfürst kalt zurück. »Unterrichtet Admiral Kramer, dass er eine einzigartige Gelegenheit bekommt, sich zu bewähren. Er wird die Mannschaft befehligen und zur Dünung segeln. Dort wird er die neue Abbaustätte beaufsichtigen.«
    Timerus leckte sich über die Lippen. »Herr, die Dünung ist der Grund dafür, dass das Blaue Meer jetzt das Gebrochene Meer ist. Noch im Tod bestraft der Herr der Tiefe jeden, der seinen Ruheplatz entweiht. Ein vernünftiger Mann wagt sich nicht für alles Gold von Dorminia in die Nähe der Dünung.«
    Salazar runzelte die Stirn. »Dann schicken wir eben die Verrückten, die Verzweifelten und diejenigen, die schon dem Tod geweiht sind. Ich vertraue darauf, dass Ihr mich nicht enttäuscht, Großmagistrat.«
    Timerus verneigte sich gehorsam. Ein kluger Mann, dachte Barandas.
    »Keine Sorge, Erster Augmentor«, fuhr der Magierfürst fort. »Wir sorgen dafür, dass Eure Truppe erneuert wird. Im Augenblick gibt es allerdings eine Angelegenheit, die Eure Aufmerksamkeit erfordert. Der Großmagistrat erklärt Euch die Einzelheiten.«
    Der Magierfürst erhob sich schwankend von seinem Thron. »Ich muss jetzt ruhen. Sorgt dafür, dass ich nicht gestört werde.« Nachdem er den Wein ausgetrunken hatte, schlurfte Salazar langsam aus dem Audienzsaal.

    Früh am nächsten Morgen verließ Barandas den Obelisken. Immer noch tobte ein heftiges Unwetter. Sein nasses blondes Haar klebte an der Haut, der rote Mantel flatterte ungestüm hinter ihm. Regentropfen rollten seine goldene Rüstung hinab und fanden irgendwie sogar einen Weg in die Stiefel. Er raffte den Mantel so eng wie möglich um sich und zog den Kopf ein. Wenn er sich beeilte, konnte er vor Sonnenaufgang noch ein paar Stunden Schlaf finden. Der nächste Tag würde ereignisreich werden, und außerdem wartete Lena auf seine Rückkehr. Er dachte an ihr duftendes Haar und musste trotz des schlechten Wetters und der quietschenden Stiefel lächeln.
    Barandas war nicht blind für das Leiden der Menschen, die weniger glücklich waren als er, und er wusste, dass die Stadt für viele ein unwirtlicher Ort war – aber wenigstens funktionierte sie. Vor langer Zeit hatte Salazar ihn gelehrt, dass ein starker Mann das tat, was nötig war, und sich nicht immer nach dem richtete, was richtig schien. Barandas hatte im Laufe der Jahre oft darüber nachgedacht. Wie immer war er zu dem Schluss gekommen, dass der Magierfürst recht hatte. Wer, wenn nicht ein Mann, der die Götter bezwungen hatte, konnte verstehen, dass man manchmal schwierige Entscheidungen treffen musste?
    Die Geistfalken, die Schwarze Lotterie, die erfinderischen Methoden, um möglichen Aufwieglern und Verrätern Informationen zu entlocken … all dies war bedauerlich, aber wie sonst sollte eine Stadt überleben und gedeihen, wenn sie inneren wie äußeren Gefahren ausgesetzt war?
    Eine ungläubige Einwohnerschaft, so hatte Salazar einmal erklärt, war wie ein Blatt, das der Wind verweht. Es dreht und wendet sich in alle Richtungen, die der Wind ihm vorgibt. Eigenartige Ansichten konnten entstehen und sich wie ein Flächenbrand ausbreiten. Nach dem Verlust der Götter suchten die Seelen anderswo Trost, und unter

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