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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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umgebracht. Du hast meine ausdrücklichen Anweisungen missachtet und hättest beinahe für uns alle eine Katastrophe heraufbeschworen.« Er war traurig und sprach leise weiter. »Ich habe dich aufgezogen, seit du acht Jahre alt warst. Ich habe dich geliebt wie meinen eigenen Sohn, Davarus. Aber du weigerst dich zu tun, was ich dir auftrage. Du denkst nur an dich und den Ruhm. Du musst lernen, als Teil der Gruppe zu handeln, ehe ich dir wieder vertrauen kann.«
    Cole konnte kaum glauben, was er da hörte. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand eine Klinge in den Bauch gejagt. »Das ist doch lächerlich«, protestierte er. »Ich bin der beste Mann für diese Mission! Du weißt, dass ich es bin! Ich bin dazu geboren, dies zu tun!«
    »Tut mir leid, Davarus«, entgegnete Garrett.
    Cole sah sich um und suchte verzweifelt nach Unterstützung. Niemand außer dem alten Hochländer erwiderte seinen Blick, und auch der schwieg sich aus.
    »Ich bin Davarus Cole!«, rief er aufgebracht. »Mein Vater war ein Mann, mit dem sich niemand messen konnte. Hockt nur hier herum und behauptet, ihr könntet etwas ändern. Ich aber werde nicht untätig zusehen, wie Unschuldige auf den Straßen ermordet werden.« Er griff unter die Lederweste und zog den grünen Quarzkristall hervor, den Garrett ihm zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. An diesem Tag hatte er seinen offiziellen Schwur als Mitglied der Splitter abgelegt. Der Edelstein hing an einem schlichten Lederriemen. Er zerrte hart daran, und die Schnur zerriss am Hals.
    Noch einen Moment starrte er den Kristall an, der in seiner Hand lag, und erinnerte sich, wie stolz er gewesen war, als Garrett ihm dieses Geschenk gemacht hatte. Zwölf Jahre lang war ihm der Mann wie ein Vater gewesen. Mehr als die Hälfte seines Lebens. Wie kam er jetzt dazu, seinen Ziehsohn so schlecht zu behandeln?
    Cole schüttelte angewidert den Kopf und warf den Kristall ins Feuer. Die anderen, die dort saßen, keuchten erschrocken, doch er stürmte aus dem Tempel der Großen Mutter und trat in den beißenden nächtlichen Regen hinaus. Genau in diesem Augenblick ging zweihundert Meilen weiter im Süden die Stadt Schattenhafen unter.

Die unerbittliche Waffe

    »Ihr dürft Euch erheben.«
    Barandas gehorchte und erschrak über die Erschöpfung, die aus der alten Stimme sprach. Der unumstrittene Herr Dorminias und höchstwahrscheinlich der mächtigste Mann im ganzen Norden hatte noch nie so hinfällig gewirkt. Das war für den Ersten Augmentor der Stadt eine äußerst beunruhigende Erkenntnis.
    Heimlich warf er einen Blick zu den Männern, die vor ihm saßen, und richtete sich auf. Lord Salazar hing vorgebeugt auf seinem Obsidianthron, und die vom Alter fleckigen Hände hatten, eine Stütze suchend, die Lehnen umklammert. Die wallenden dunkelroten Roben, die der Herrscher zu tragen pflegte, umhüllten ihn wie ein Leichentuch. Die Müdigkeit ließ die Runzeln im Gesicht des Magierfürsten stärker hervortreten, und die Augen lagen tiefer denn je in den Höhlen. Selbst der Vollbart und der Schnurrbart schienen müde herabzuhängen, obwohl er sie, dem alten gharzianischen Brauch entsprechend, den er nie aufgegeben hatte, gewissenhaft einfettete.
    Im Gegensatz dazu strahlte Großmagistrat Timerus, der links neben Lord Salazar Platz genommen hatte, förmlich vor Zufriedenheit. Wie der Herrscher der Stadt stammte auch Timerus nicht aus Andarr. Obwohl in Dorminia zur Welt gekommen, zeigte der Großmagistrat die unverkennbaren Gesichtszüge der Männer und Frauen, die im Osten, in Ishar lebten. Der oberste Verwalter legte den langen Zeigefinger seitlich an die Adlernase und musterte Barandas eingehend.
    Auf der anderen Seite des Magierfürsten saß Marschall Halendorf, der korpulente Oberbefehlshaber der Roten Wache. Er hatte die Hände im Schoß gefaltet und lächelte fast unmerklich.
    Freut euch nicht zu früh, meine Herren, dachte Barandas gereizt. Ihr werdet es gar nicht mehr amüsant finden, wenn die Weiße Lady herausfindet, dass die Streitmacht der Augmentoren zerschlagen wurde.
    »Ich hoffe doch, Ihr habt Euch einigermaßen erholt«, sagte Salazar schließlich. In Wahrheit fühlte Barandas sich immer noch schwach, doch dies hätte er nie zugegeben. Nicht vor dem Magierfürsten und den beiden mächtigsten Magistraten der Stadt.
    »Mir geht es gut, Lord Salazar. Aber leider muss ich Euch darüber unterrichten, dass einundzwanzig Augmentoren ihre Magiebindung verloren haben. Glücklicherweise ist keiner von

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