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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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verkündete er. »Ihr werdet durch den Totenkanal sechzig Meilen weit nach Osten segeln und der Küste folgen. Sobald ihr in der Ferne das Grabmal erkennt, geht ihr an Land. Von dort aus sind es noch zwei Stunden Fußweg in nördlicher Richtung bis zum Jammertal.«
    Vicard war über diese Aussichten nicht erbaut. »Bei diesem Wetter?«, protestierte er. »Wir werden weggeschwemmt! Und wie kommen wir aus dem Hafen heraus? Überall patrouillieren Schiffe.«
    Eremul warf dem Alchemisten einen verächtlichen Blick zu. »Ich habe euer Boot verzaubert, damit es praktisch nicht untergehen kann. Was die Patrouillenschiffe angeht, so ist euer Boot zusätzlich mit einem Spruch getarnt, der euch bei der Vorbeifahrt schützt. Die Zaubersprüche halten bis zu eurer Rückkehr, wenn ihr nicht zu lange trödelt. Meine persönlichen Kraftreserven sind klein, und ich habe keine Rohmagie, die ich mir einverleiben kann.«
    Brodar Kayne lehnte sich seufzend zurück. Draußen fiel der Regen wieder stärker, und bald würden sie in kabbeligem Wasser auf einem kleinen Boot hocken und nur dank der Magie eines Verrückten nicht untergehen. Nein, es wurde nicht leichter.
    »Pack deine Sachen, Isaac«, befahl Eremul seinem Diener und setzte ein falsches Lächeln auf. »Du fährst mit.«

    Trotz Kaynes Bedenken, was die geistige Verfassung des Mannes anging, hielt Eremul Wort. Das Segelboot, das sie im Hafen bestiegen, glitt mühelos an den riesigen Galeonen vorbei, die den Hafen bewachten. Eine halbe Stunde später waren sie schon im Totenkanal, wo sie auf einer seltsam unbeirrbaren Bahn der Küste folgten. Brodar Kayne fragte sich, ob der Halbmagier den kleinen Kutter vielleicht mit einem zusätzlichen Spruch versehen hatte, damit er Kurs hielt.
    Der Regen ließ nicht nach. Sasha und Vicard kauerten im Heck und hatten die Köpfe auf ihr Gepäck gelegt, das zum Schutz vor der Nässe mit Wachs eingerieben war. Isaac stand in der Nähe an der Ruderpinne und beobachtete die Küste. Er war ein eigenartiger Kerl, fand Kayne. Er hatte sich nicht beklagt, als sein Herr ihn auf die gefährliche Mission geschickt hatte, und schien sich sogar auf die Aussicht zu freuen, ein Abenteuer zu erleben. Seine Begeisterung erinnerte den alten Hochländer an den Burschen, den er vor der Wache gerettet hatte.
    Im Tempel hatte er ein wenig Mitgefühl für den Jungen entwickelt, aber es stand ihm nicht zu, sich in die Entscheidungen des Anführers einzumischen. Davarus Cole hatte für einen Tiefländer einen ungewöhnlichen Mut an den Tag gelegt, auch wenn sich der Junge offensichtlich zu wichtig nahm und zu sehr darauf aus war, Ruhm zu erwerben.
    Das konnte Kayne ihm freilich nicht vorwerfen. Auch er selbst war einmal jung gewesen. Seine Motive waren ähnlich gewesen, seine Taten dagegen alles andere als edelmütig.
    Der Wolf schlenderte herbei und setzte sich neben ihn. »Das verdammte Wetter macht mich fertig«, beklagte er sich. »Feuchter als ’ne Hure, die Gold gesichtet hat, und genauso hinterhältig.« Er spuckte über das Dollbord ins Meer.
    Ein kurzes Schweigen breitete sich aus. »Verglichen mit dem, was bei der Flucht aus den Klippen passiert ist, finde ich das hier beinahe gemütlich«, entgegnete Kayne. »Hier unten kommt mir die Welt viel kleiner vor. Abgesehen von den vielen Leuten, meine ich. Ich würde sagen, man kann die ganze Graue Stadt samt Umland in die Ostmark hineinquetschen und hätte immer noch Platz. Hast du eine Ahnung, wie wir es im Jammertal angehen wollen?«
    Jerek schnaubte. »Wir gehen rein, töten so viele, wie wir können, machen das Bergwerk kaputt und bringen alle um, die uns dabei stören wollen.« Er zauste sich den Bart und knurrte leise: »Ich mag den Alchemisten nicht.«
    Kayne seufzte leise. Dieses Geständnis überraschte ihn keineswegs. Er kannte Jerek schon sehr lange.
    »Irgendwie geht er mir auf die Nerven«, fuhr der Wolf fort. »Wie er dauernd an seiner Nase herumfummelt. Eine ausgemachte Nervensäge ist der Kerl. Der soll mich bloß nicht schief ansehen, sonst reiße ich diesem Hohlkopf die Nase aus dem Gesicht.«
    »Achte nicht weiter auf ihn«, riet der alte Barbar. »Wir werden seine Alchemie noch brauchen. Mach jetzt bloß keinen Ärger.«
    Jerek zuckte mit den Achseln. Kayne wollte noch etwas hinzufügen, fand aber am Ende, dass es sich nicht lohnte. Wenn es darauf ankam, konnte man sich auf den Wolf verlassen.
    Das Mädchen war aufgestanden und kam zu ihnen. Jerek sprang auf, als sie sich näherte, kehrte ihr

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