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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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einzelne Häuser schälten sich gespenstisch fahl heraus. Lagerhäuser standen neben Gerbereien, Böttchereien neben Kerzenziehern, die Läden von Apothekern grenzten an Bordelle. Letztere waren dank der grellen Aufmachung am leichtesten zu erkennen. So viele verschiedene Gewerbe hatte Brodar Kayne noch nie an einem Ort versammelt gesehen.
    Vicard, der Alchemist, hatte ihm auf dem Weg zum Hafen seinen eigenen Laden gezeigt, doch Kayne hatte nichts erkennen können. Auch die Augen wurden mit fortgeschrittenem Alter nicht besser.
    Der Alchemist ging jetzt direkt vor ihm, nachdem das Mädchen die Führung der traurigen Truppe übernommen hatte. Die Nase des Mannes lief wie eine geplatzte Zisterne, und die langen Hemdsärmel waren ebenso von Rotz wie von Wasser bedeckt. Vicard war ein Mann von der Sorte, die Jerek instinktiv nicht leiden konnte, also achtete Kayne darauf, dass er sich immer zwischen dem Alchemisten und seinem streitlustigen Freund befand.
    Auf einmal tauchten Schiffe vor ihnen auf, und das Rauschen des Meeres übertönte das allgegenwärtige Prasseln des Regens. Das Mädchen – wie hieß sie noch gleich? Sasha? – wurde langsamer, als sich eine Gestalt, die einen Mantel trug, aus dem Schatten löste. Die kleine Gruppe hielt an. Kayne veränderte seine Haltung ein wenig, um notfalls leichter das Großschwert ziehen zu können. Es zahlte sich immer aus, wenn man vorsichtig war.
    Der Fremde warf die Kapuze zurück und zeigte ihnen sein ungeheuer langweiliges Gesicht. Er war Mitte zwanzig, von durchschnittlicher Größe und normalem Körperbau. Kayne hatte Mühe, an ihm auch nur eine einzige Eigenschaft zu finden, die ihn von anderen Menschen unterschied.
    Sasha trat vor. »Die Nacht ist schwarz«, sagte sie vorsichtig. »Aber in der Dunkelheit glimmt die Hoffnung. Weißt du, wo wir Beistand finden?« Sie machte eine komplizierte Geste, verflocht die Finger und ließ schließlich die gefalteten Hände vor dem Oberkörper zur Ruhe kommen.
    Der Mann war verwirrt. »Wollt ihr den Meister aufsuchen?«, fragte er. »Er sagte mir, ich solle hier Gäste empfangen. Na ja, er sprach nicht direkt von Gästen, aber er hat schlechte Laune, weil ihn schon wieder die Hämorrhoiden plagen, also muss man behutsam mit ihm umgehen.«
    Sashas Lippen arbeiteten einen Moment, doch sie brachte kein Wort heraus. »Ich komme vom Kaufmann Garrett«, sagte sie schließlich. »Er ist deinem Herrn doch hoffentlich bekannt?«
    Der wenig bemerkenswerte Kerl dachte einen Moment nach, dann nickte er. »Der Dicke? Er war ein paarmal hier. Eremul sagt immer, er könnte die Gicht bekommen, wenn er ihn nur ansieht. Oder jedenfalls könnte er sie bekommen, wenn … ach, du weißt schon.«
    Kayne hatte genug davon. »Ich will mich ja nicht beschweren«, warf er ein, »aber es regnet stark, und dieses Gespräch scheint mir herzlich unergiebig. Du kannst uns nicht zufällig zu diesem Eremul führen?«
    Der Mann blinzelte, dann lächelte er freudlos. »Natürlich«, willigte er ein. »Im Archiv herrscht ein großes Durcheinander, aber das ist meine Schuld. Ich hatte noch keine Zeit, alles wieder an Ort und Stelle unterzubringen. Lasst uns gehen.« Er zog sich die Kapuze über den Kopf und entfernte sich auf dem Kai in westlicher Richtung.
    Kayne sah sich zu den anderen um, zuckte mit den Achseln und folgte ihm.

    »Wirklich, Isaac, ich weiß gar nicht, warum ich mich mit einem so unfähigen Burschen wie dir abgebe. Ich schwöre, du bist ein Geschwür am Arsch der Menschheit. Wäre es nicht hin und wieder amüsant, dich umherstolpern zu sehen wie einen Blinden im Bordell, dann hätte ich dich schon vor Jahren in Stein verwandelt und in den Hafen werfen lassen.«
    Kayne starrte den Mann an, der vor ihm saß und unablässig bösartige Beleidigungen von sich gab. Er hatte dunkle Haare und eine olivbraune Haut und schien nicht viel älter zu sein als sein Diener, nur dass seine Augen einen zynischen Ausdruck hatten, während der langweilige Kerl eher heiter gestimmt schien. Isaac machte der Strom der Beleidigungen jedoch nicht das Geringste aus. Er lächelte und schenkte den Besuchern aus einer großen Kanne dampfenden Tee ein.
    »Vielleicht hat er meine Handsignale missverstanden.« Sasha trank einen kleinen Schluck und beäugte wachsam den Kontaktmann. »Es war dunkel und hat stark geregnet. Ich würde ihm keine Vorwürfe …«
    »Unfug«, fiel ihr der Mann, der hinter dem Tisch saß, ins Wort. »Isaac ist ein ausgemachter Schwachkopf. Wüsste ich

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