Schattenkrieger: Roman (German Edition)
getrieben hätte. Er hatte einen hohen Preis dafür bezahlt, aber mit bloßem Glück hätte Barandas seine derzeitige Position nie erreicht. Er marschierte auf seinen Angreifer zu. Die Armbrust klickte, und wieder war das Schwert zur Stelle und schlug den Bolzen aus der Bahn. Schließlich sprang er und rollte sich direkt vor der Säule ab. Der Rebell warf die Armbrust weg und griff nach dem Streitkolben an der Hüfte, ließ ihn jedoch vor Nervosität gleich wieder fallen. Barandas wartete, bis der Mann die Waffe wieder vom Boden aufgehoben hatte. Es würde am Ausgang nichts ändern.
Einige rasch gewechselte Hiebe später sackte der Rebell an der Säule in sich zusammen. Aus dem durchbohrten Herz lief das Blut über die Brust nach unten und sammelte sich um die leblosen Beine. Der Anblick gab Barandas zu denken.
Auf einmal ertönten Kampfschreie, und zwei große Männer platzten herein. Einer schwang eine Axt, der andere eine Nagelkeule. Garmond, von dessen Handschuhen das Blut tropfte, konzentrierte sich sofort auf sie. »Die gehören mir!«, knurrte er. Die beiden Rebellen umkreisten ihn vorsichtig.
Der Bruder mit der Keule – wie Barandas erkennen konnte, waren sie Zwillinge – ließ einen mächtigen Schlag auf Garmond los, der jeden anderen Mann von den Beinen geholt hätte. Der Schwarze Garmond hob jedoch einen Arm und fing den Hieb mit der Armschiene ab. Zugleich zog der andere Bruder eine geladene Armbrust unter dem Mantel hervor und schoss. Der Bolzen traf sein Ziel und prallte gegen die geschützte Kehle des Augmentors. Es hätte brechen und mindestens Garmonds Luftröhre verletzen müssen, aber das verzauberte Metall hielt, und der Bolzen flog in eine andere Richtung weiter, ohne Schaden anzurichten.
Mit einer Geschwindigkeit, die man einem Mann seiner Größe nicht zugetraut hätte, sprang Garmond vor und verpasste dem Schützen einen Haken mit der rechten Faust. Der Gegner ließ die Armbrust fallen und wollte dem Schlag ausweichen, doch die gepanzerte Faust streifte ihn und warf ihn zu Boden.
Auf einmal stolperte Garmond und ging in die Knie. Der zweite Bruder hatte von hinten seine Beine umklammert. Nach normalen Maßstäben war der Rebell recht groß, doch der Schwarze Garmond war mit normalen Männern nicht zu vergleichen. Mit einem Arm griff der Augmentor hinter sich, befreite sich mit einem Ruck von dem lästigen Anhängsel, schleifte den Gegner ein Stück über den Boden und rammte ihm zugleich die Finger der anderen Hand mit aller Kraft in die Augen. Das verzweifelte Opfer stieß Schmerzschreie aus, während neben Garmonds Fingern, die sich immer tiefer in den Schädel bohrten, das Blut hervorquoll.
Auf einmal traf von hinten eine Axt den Helm des Augmentors mit solcher Kraft, dass sein Kopf unversehens nach vorne geworfen wurde. Barandas fürchtete schon, Garmond sei ernstlich in Schwierigkeiten, doch der Hüne rappelte sich sofort auf und fing den nächsten Hieb mit den Panzerhandschuhen ab. Wo die Schneide getroffen hatte, tropfte das Blut von den Händen.
Garmond schien es nicht zu kümmern. Er knurrte in seinem gehörnten Helm, entriss dem Rebellen die Axt und warf sie quer durch den Tempel. Der Gegner tastete am Gürtel verzweifelt nach einer anderen Waffe, doch seine Zeit war abgelaufen. Garmond hatte ihn schon erreicht und zertrümmerte dem Mann mit seinen mächtigen Fäusten die Wangenknochen, dann den Kiefer, zuletzt mit einem widerlichen Knacken den Schädel.
»Genug«, befahl Barandas. Garmond ließ den Toten auf den Boden fallen. Der andere Bruder lag nicht weit entfernt. Er zuckte noch einmal, dann blieb auch er still liegen.
Legwynd hatte inzwischen den Rebellen besiegt, gegen den er gekämpft hatte. Überall lagen Tote, Barandas zählte acht. »Haben wir auch den Anführer erwischt?«, fragte er.
»Hier drüben, Kommandant«, rief Thurbal. Barandas ging in die düstere Nische, wo der Augmentor auf ihn wartete, und betrachtete das grausige Durcheinander. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
Thurbal zuckte aufsässig mit den Achseln. »Ich dachte, er wollte vielleicht weglaufen, also habe ich ihm die Beine abgehackt. Dann versuchte er, mit der Armbrust auf mich zu schießen, also habe ich ihm die Arme abgehackt.«
Der zuckende Fleischbrocken, der vor ihm lag, stöhnte leise. Nachdem der Anführer der Rebellen schon so viel Blut verloren hatte, war es ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Offenbar wollte er etwas sagen. Roter Schaum quoll aus dem Mund und lief
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