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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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der fette alte Händler nicht im Stich gelassen, sondern war herbeigeeilt, um ihn herauszuhauen.
    »Tut das weh?«, fragte Edelfrau Cyreena spöttisch. Sie lächelte leicht, während sie den Urin aus seinem Körper zapfte und seinem schrillen Kreischen lauschte. »Du kannst dich glücklich schätzen. Du wirst nicht auf diesem Tisch sterben. Lord Salazar braucht gesunde junge Männer.«
    Als die Augmentorin endlich die Nadel herauszog, japste er erleichtert. »Das war es schon«, erklärte sie. »Ruh dich jetzt aus. Vor dir liegt eine anstrengende Reise.«
    Die letzten Worte wehten wie aus großer Ferne herbei. »Du wirst noch heute Abend zur Dünung segeln …«

Eisenherz

    Ein letztes Mal rückte Barandas sein Schwert zurecht und betrachtete die vor ihm liegende Straße. Der Haken hatte sich fast sofort geleert, sobald er und die anderen Augmentoren am Nordrand des Platzes erschienen waren. Ein Pferdefuhrwerk klapperte in Richtung Osttor, vermutlich unterwegs zu einem der Gehöfte und Dörfer, die in dem fruchtbaren Landstrich außerhalb von Dorminia lagen. Da die Stadt abgeriegelt war, konnte der Fuhrmann jedoch nicht hoffen, bald irgendwo anzukommen. Ein Stück weiter unten auf der Tyrannenstraße starrte ihnen eine kleine Menschengruppe entgegen. Furcht und Neugierde rangen in den Mienen der Alten wie der Jungen miteinander um die Vorherrschaft.
    Alles in allem war es ein angenehmer Morgen. Der Sturm war während der Nacht abgeflaut und hatte einen feuchten Geruch in den Straßen hinterlassen. Noch etwas anderes lag in der Luft – etwas, das sich von dem säuerlichen, leichten Fäulnisgeruch unterschied, der einem immer entgegenwehte, wenn man das Tor des Edlen Viertels passierte. Es war der Geruch des Todes.
    Er blickte nach oben. Die Galgen standen stumm mitten auf dem Platz, die Insassen der Käfige befanden sich in unterschiedlichen Stadien der Verzweiflung, des Wahnsinns oder der Verwesung. Einer der Käfige war leer, nachdem die Wache am Morgen Admiral Kramer freigelassen hatte. Barandas war über diese Entwicklung insgeheim erfreut. Dorminias ehemaligen Marineadmiral hatte er immer geschätzt, denn der Mann war zwar etwas steif, aber loyal und geradeheraus. Kramer würde seine ganze Erfahrung brauchen, um eine Besatzung zu führen, die vor allem aus verurteilten Sträflingen bestand, zumal sie zur Dünung segelten. Die Leiche des Gottes Malantis wühlte in diesem gefürchteten Gebiet des Gebrochenen Meeres das Wasser auf. In jener Region nach Magie zu schürfen, war derart gefährlich, dass man es bisher noch nie versucht hatte. Doch verzweifelte Zeiten erforderten verzweifelte Maßnahmen. Barandas nahm an, dass alles besser war, als in einem aufgehängten Käfig zu sterben.
    Er wandte sich an die drei Männer, die er für seinen blutigen Auftrag als Begleiter ausgesucht hatte. Im Grunde hatte er keine große Auswahl gehabt. Die meisten Augmentoren erholten sich noch von der Abschöpfung der Magie. Edelfrau Cyreena stellte eine bemerkenswerte Ausnahme dar, doch ihre Fähigkeiten waren für das finstere Werk, das die vier Männer jetzt in Angriff nahmen, nicht geeignet. Er räusperte sich.
    »Ihr wisst, warum wir hier sind. Einer der mächtigsten Kaufleute der Stadt hat seit einem Jahrzehnt oder länger insgeheim eine Gruppe von Aufständischen finanziert. Es ist Zeit, dass sie ihre gerechte Strafe erhalten.«
    Er starrte den baufälligen alten Tempel auf der anderen Seite an. Wer dieser Rebellenführer auch war, es war ihm gelungen, sich länger als die meisten der Entdeckung zu entziehen. Barandas musste die Gerissenheit des Mannes bewundern, der sich einen sehr auffälligen und doch von den meisten Menschen strikt gemiedenen Unterschlupf ausgesucht hatte. Kaum jemand vergeudete auch nur einen Gedanken an diese Ruine.
    »Unser Spitzel sagte uns, wir müssten mit etwa einem Dutzend Rebellen rechnen.« Barandas hielt einen Augenblick inne. Es war unangenehm, aber das ließ sich nicht ändern. »Wir sollen alle hinrichten, auch das Mädchen.«
    »Ist ein Mädchen dabei? Oh. Erst töten wir die anderen, dann will ich sie rannehmen.«
    Obwohl sie in der Morgensonne standen, schien der Schwarze Garmond der Welt jegliche Farbe zu rauben. Der riesige Augmentor war sieben Fuß groß und so breit wie zwei normale Männer. Er trug einen Plattenpanzer, der mit einem Zauber belegt war und das Licht in der Nähe verschluckte. Infolgedessen sah er aus wie ein gigantischer Schatten. Der mit Hörnern verzierte Helm, der

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