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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Gerade hatten sie noch gelebt, im nächsten Moment waren sie tot gewesen. So viele Leben, ausgelöscht mit der gleichen Gefühllosigkeit, die ein Bauer einem Ameisenhaufen entgegenbrachte, den er mit kochendem Wasser beseitigte.
    Die Bösartigkeit dieser Tat hatte Eremul in einem Maß erschüttert, das er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Dass ein einziger Mann die Dreistigkeit und auch die Fähigkeit besaß, über so viele ahnungslose Seelen einen solchen Richtspruch zu fällen … das hätte man als Beleidigung der Götter verurteilen können, wären diese nicht schon längst tot gewesen.
    Was nützen Grenzen, wenn der Mensch die Götter niederwirft, die diese ihm gesetzt haben? Salazar und die anderen Magierfürsten wissen nichts darüber, wie es ist, ein Mensch zu sein. Sie haben ihre Menschlichkeit schon vor langer Zeit verloren.
    Die Zerstörung der Schattenstadt zog Folgen nach sich, die noch lange Zeit spürbar bleiben würden. Die unmittelbarste war die Wellenfront gewesen, die über das Gebrochene Meer nach Norden gerast war und am frühen Morgen Dorminia getroffen hatte. Im Hafen hatte sie schon nicht mehr viel Kraft besessen, aber trotzdem hatte sie mehrere Einheiten der ohnehin angeschlagenen städtischen Flotte zerstört und nach Norden bis zur Tyrannenstraße hin den Hafenbezirk überflutet. Die Häuser, Geschäfte und Schenken, die in der Nähe des Hafens konzentriert waren, hatten Schäden erlitten, einige waren völlig zerstört, und ein ganzes Viertel, in dem Dorminias ärmste Familien in windschiefen Hütten gelebt hatten, war einfach weggespült worden.
    Was ist mit Isaac und seinen Gefährten, die schutzlos draußen auf dem Meer treiben?
    Eremul empfand angesichts dieser Situation sogar eine gewisse Belustigung. Der Zauber, den er gewirkt hatte, schützte das Boot vor dem Kentern, doch er hatte keine Ahnung, wie sich die Nussschale in der Gewalt einer solchen Riesenwelle bewähren würde. Würde sie gegen die Küste geworfen werden? Wurden die Insassen herausgeschleudert und im gierigen Wasser des Totenkanals untergehen, ehe das Boot auf die Felsen prallte?
    So ungern er es zugab, Eremul hoffte, dass dies alles nicht eingetreten war. Er brauchte seinen Assistenten wirklich. Von der Anstrengung, mit dem unbequemen Apparat umherzurollen, den Isaac für ihn konstruiert hatte, taten ihm jetzt schon die Arme weh. Wenn er nur mit dem Stuhl schweben und erhaben durch die Luft gleiten könnte wie ein edler Geist, der auf einem unsichtbaren Ross aus dem himmlischen Stallungen dahinreitet.
    Leider gehörten solche Dinge ins Reich der Märchen und der Magierfürsten. Seine eigenen Kräfte reichten nicht einmal aus, um sich selbst den Arsch zu wischen, und der Schöpfer wusste, wie angestrengt er es versucht hatte. Nein, wenn man auf einer Feier einen Trick sehen wollte, wenn man mit einer kleinen Täuschung oder einem Kunststück Kinder unterhalten wollte, dann war der Halbmagier der richtige Mann. Alles, was schwieriger war als dies, blieb einem echten Magier vorbehalten.
    In seinen dunkelsten Augenblicken, die er durchschnittlich viermal pro Nacht erlebte, fragte Eremul sich, warum seine Magie trotz der schrecklichen Qualen, die er durchlitten hatte, so erbärmlich schwach blieb. Der Verlust seiner Beine sollte doch wohl auf irgendeine Weise ausgeglichen werden, oder? Wenn die Realität so funktionierte wie die grässlichen Geschichten, die er archiviert hatte, dann müsste er längst Kräfte besitzen, die sich mit denen der mächtigsten Magierfürsten messen konnten.
    Die Wirklichkeit war ein ganz anderes Kapitel. Anscheinend hatte der Schöpfer beschlossen, dass Eremul der Bejammernswerteste unter den Menschen und der Erbärmlichste unter den Magiern sein sollte. Über diese Ungerechtigkeit musste er sogar einen Moment kichern, bis ob der Anstrengung seine Hämorrhoiden zu pochen begannen. Er rutschte auf dem Stuhl herum und suchte vergeblich nach einer etwas bequemeren Position. Isaac besaß eine Salbe, die ihm sehr half, aber der Dreckskerl hatte sie anscheinend mitgenommen – wahrscheinlich aus reiner Bosheit.
    Eine schöne Art, sich für Jahre einträglicher Arbeit zu bedanken. Seiner Ansicht nach war es meist eine Ablenkung, wenn einem jemand die Hand reichte, denn in der anderen lauerte insgeheim schon die Keule, die er einem unvermutet über den Schädel ziehen wollte. Deshalb war es meist das Beste, die ausgestreckte Hand zu ignorieren.
    Oder man stahl den Knüppel und zermatschte

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