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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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seinen Körper bedeckten, schmerzten bei jeder Bewegung. Er kümmerte sich nicht darum, sondern packte die Stäbe des Käfigs und wollte sie auseinanderbiegen. Natürlich gab das Gitter keinen Fingerbreit nach. Er konnte sich erinnern, wie er sich verausgabt hatte, als er kurz nach seiner Gefangennahme zu entkommen versucht hatte. Jetzt hatte er keine Aussichten mehr zu fliehen. Nicht nachdem ein ganzes Jahr lang seine Kräfte verkümmert waren. Dennoch grunzte er und verdoppelte seine Anstrengungen.
    Wieder die grobe Stimme, dieses Mal belustigt. »Das hat deine Aufmerksamkeit erregt. Deine Frau. Wie heißt sie noch? Mhaira? Sie hat sich gut geschlagen, da sie den Brüdern so lange entkommen ist. Sie ist ja nicht mehr jung, aber das hat den Schlächter nicht davon abgehalten, sich mit ihr zu vergnügen.«
    Er knirschte mit den Zähnen. Seine Augen fühlten sich an, als wollten sie gleich explodieren, und er schmeckte Blut. Die Stäbe gaben immer noch nicht nach.
    Eine dritte Stimme, die er kannte. »Das reicht. Stellt den Käfig auf die Plattform.«
    Er hörte auf, gegen die Stäbe anzukämpfen, starrte den Sprecher an und suchte dessen Blick. Sah die Scham in den Augen. Scham und Bedauern.
    »Mein Sohn?«, quetschte er heraus. Seine Stimme brach. Nach der langen Zeit klang ihm die eigene Stimme fremd in den Ohren. »Wo ist mein Sohn?«
    Der Mann, den er kannte, schlug die Augen nieder. »Das wirst du noch früh genug erfahren. Wehr dich nicht, Kayne. Du kannst sowieso nicht ändern, was kommen wird.«
    Er sank auf den Boden seines Gefängnisses und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Er wollte tausend Qualen leiden und eine Ewigkeit der Folter auf sich nehmen, wenn er nur die Möglichkeit fände, die Grausamkeiten abzuwenden, die im Großen Langhaus begangen wurden.
    Aber es nützte nichts. Er konnte es nicht ändern.

    »Kayne.«
    Die heisere Stimme riss ihn aus dem Schlaf und zurück in die trübselige Wirklichkeit. Der ganze Körper tat ihm weh. Als er die Augen öffnete, starrte ihm Jereks unangenehmes finsteres Gesicht entgegen. Der Wolf hatte ein paar Prellungen und blaue Flecken, schien sonst aber unversehrt.
    »Mist«, schimpfte Brodar Kayne. »Hilf mir hoch.«
    Jerek bückte sich, packte die Handgelenke seines Gefährten und zog ihn unsanft auf die Beine. Kayne torkelte einen Augenblick, als ihn hundert kleine Blessuren zwickten wie ein Rudel Wölfe, das einen Bären zu Fall bringen will. Der alte Hochländer atmete tief durch. Die Knie taten schrecklich weh, und der Oberkörper fühlte sich an, als hätte ihn ein Riese mit der Keule geschlagen, aber das konnte er aushalten. Wenn man in diesem Alter immer noch darauf beharrte, so dumme Dinge zu tun, blieb einem eben nichts anderes übrig.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte er. Jerek drehte zur Antwort kurz den Kopf herum und nickte. Kayne folgte dem Hinweis und betrachtete die Umgebung.
    Sie standen auf einem mit weichem Gras bewachsenen Abhang und konnten mehrere hundert Schritte weit die Küste überblicken. Ein Stück weiter unten lag Vicard reglos auf dem breiten Kiesstrand zwischen ein paar Salzwassertümpeln. Sasha kniete bei ihm. Es war nicht zu erkennen, ob der Alchemist noch lebte.
    Einige Trümmer ihres Bootes waren ringsum auf dem ganzen Hügel verstreut. Der Rumpf lag umgekippt höchstens ein Dutzend Schritte entfernt, der Kiel war gebrochen und hing in der Mitte durch.
    »Isaac?«, fragte er und fürchtete das Schlimmste. Jerek schüttelte nur wortlos den Kopf und spuckte aus. Seufzend machte Kayne sich auf unsicheren Beinen auf den Weg zu den anderen Überlebenden. »Ein Unglück, dass wir so früh auf der Reise jemanden verlieren«, sagte er. »Das ist kein gutes Vorzeichen. Der Halbmagier wird nicht erfreut sein …«
    »Der Drecksack ist da drüben«, fiel Jerek ihm ins Wort. Er deutete auf einen Felsvorsprung, hinter dem sich in der Ferne ein Gebirge erhob. Kayne entdeckte eine Gestalt, die sich über die Kante beugte.
    »Angelt der etwa?«, wunderte er sich laut. Die verschwommene Gestalt hatte seinen Blick anscheinend bemerkt und winkte ihm. »Verdammt will ich sein, der ist zäher, als man meinen sollte.« Oder ich selbst bin alt und gebrechlich geworden.
    Die beiden Hochländer stiegen den durchnässten Hügel hinunter, bis sie das Mädchen und den vor ihr liegenden Mann erreichten. Der Alchemist atmete noch und gab wimmernde Laute von sich, was der Wolf widerlich fand.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Kayne. Sasha hatte eine

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