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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Die Angel hatte er sich über die Schulter gelegt, und sein Netz war voller Fische. Einige zappelten sogar noch.
    »Ich habe uns ein paar Fische gefangen«, erklärte er überflüssigerweise. »Wir haben bei dem Unglück den größten Teil unseres Proviants verloren. Ich dachte, ihr habt vielleicht Hunger. Nun seht mich nicht so an! Natürlich erwarte ich nicht, dass ihr die Fische roh esst. Ich habe ein wenig Holz gefunden, das die Flutwelle nicht durchnässt hat, und am Strand gibt es reichlich Feuerstein. Wir werden mit vollen Bäuchen wandern. Die richtige Ernährung ist bei jeder Unternehmung der entscheidende Faktor, wie Gnoster es so treffend in Nahrung für die Seele ausdrückte.«
    Kayne betrachtete seine Gefährten. »Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich lasse mir die Gelegenheit, einen Happen zu essen, bestimmt nicht entgehen. Wir müssen bis Mittag noch ein Dutzend Meilen laufen. Nimm die Hand aus dem Rucksack«, sagte er zu Vicard, der schon wieder in seinem geheimnisvollen Beutel herumkramte.
    »Die Schmerzen!«, protestierte der Alchemist. »Sie sind unerträglich! Nur noch einmal schnupfen, und ich kann ohne Hilfe laufen. Ich will euch doch nicht behindern …« Kayne warf ihm einen eisigen Blick zu, worauf der Mann zögerte und die leere Hand herauszog. »Na gut!«, quengelte er. »Ich brauche aber jemanden, der mich stützt.«
    »Ich fass den Wichser nicht an«, knurrte Jerek.
    Kayne rieb sich mit den schwieligen Daumen über die Schläfen. »Leg den Arm um meine Schultern«, sagte er. »Ich bin schon mit schlimmerem Gepäck gereist.« Vicard blickte hoffnungsvoll zu Sasha, die jedoch nichts davon wissen wollte.
    »Na gut«, meinte er mürrisch.

    Sie waren etwas mehr als eine Stunde gelaufen. Die Sonne hatte die dünne Wolkendecke aufgelöst und schien bereit, ihr früheres Versprechen auf einen schönen Tag zu erfüllen. Brodar Kayne wischte sich den Schweiß von der Stirn und überhörte geflissentlich das ewige Schniefen des Mannes, der neben ihm humpelte. In der Ferne konnte er gerade noch Jerek erkennen, der lieber allein für sich marschierte. Die Gruppe wanderte weit auseinandergezogen, Isaac lief munter ein Stück hinter Jerek, das Mädchen folgte wiederum hinter dem Diener. Kayne und Vicard bildeten die Nachhut.
    Nicht gerade die fröhlichste aller Reisegesellschaften. Er warf dem Alchemisten einen raschen Blick zu. Zuerst hatte Vicard versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und über alle möglichen Dinge geplappert, bis er bemerkt hatte, dass Kayne nicht an Geplauder interessiert war. Jetzt schleppte er sich in elendem Schweigen dahin, den gesunden Arm hatte er dem Hochländer über die Schultern gelegt, der andere pendelte nutzlos neben ihm. Aus der Nase tropfte der Rotz, unter dem Kinn hingen schleimige Fäden. Allmählich bereute der Barbar seine Entscheidung, dem Mann zu helfen.
    Die gewaltige Woge hatte meilenweit landeinwärts die Küste überschwemmt. Bei jedem Schritt sank sein Stiefel ein Stück in die nasse Grasnarbe ein. Sie waren oberhalb des überfluteten Kiesstrandes gewandert, doch es ging stetig bergauf, und die Orientierung war schwierig, zumal Vicard wie eine Klette an ihm klebte.
    Leichter wird es nicht. So alt hatte er sich noch nie gefühlt. Sein Körper protestierte bei jedem Schritt. Höchstwahrscheinlich brauchte er einen Arzt, um seine Verletzungen zu versorgen. Doch es nützte nichts, sich zu grämen. Man musste die Zähne zusammenbeißen und weitergehen.
    Wo ist die verdammte Welle hergekommen? So etwas hatte er noch nie gesehen. Um ehrlich zu sein, er hätte sich beinahe in die Hosen gemacht, als er die auf sie zurasende Wasserwand bemerkt hatte. An den Aufprall selbst konnte er sich nicht erinnern, aber die Angst würde er nie vergessen. Ein Wunder, dass sie alle überlebt hatten.
    Weit vor ihnen hatte Jerek angehalten. Er sah sich zu den anderen um, deutete nach Norden und kletterte ohne Umschweife auf einen Felsbuckel, von dem aus man die Küste überblicken konnte. Der Aufstieg war schwierig, aber ein Stück vor ihnen stieg das Gelände noch viel steiler an, und wenn sie zu lange zögerten, kamen sie überhaupt nicht mehr hinauf. Vicard stöhnte, als er den Weg sah, den sie nun einschlagen mussten.
    »Kopf hoch«, sagte der alte Barbar. »Sobald wir oben sind, wird es leichter, bis wir das Jammertal erreichen. Hoffentlich ist das, was du dir für die Mine ausgedacht hast, nicht schon von der Feuchtigkeit verdorben.«
    Vicard lächelte schwach.

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