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Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Titel: Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Liew
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links schreiben, später in der Schule sollte er das Schönschreiben ausschließlich mit der rechten Hand ausüben. Daran wurde nicht gerüttelt. Ich kannte diese Sturheit noch aus meiner Kindheit, auch mir brachte man noch das Schreiben mit dem „schönen Händchen“ bei, wie der Rheinländer zu sagen pflegt. Auch das Schwimmen konnte man bei uns gleich um die Ecke lernen. Im öffentlichen Schwimmbad brachte eine ältere Dame unseren Kindern das Schwimmen bei. Sie sammelte ihre Schüler vor dem Drehkreuz und marschierte dann mit ihnen rein, denn eigentlich durfte man dort ja keinen Unterricht abhalten. Schon gar nicht gegen Bargeld, das auch hier im obligatorischen Umschlag hinter einer Säule diskret überreicht wurde. Brustschwimmen gab es bei ihr nicht, es wurde gleich losgekrault und später kam der Butterfly hinzu. Erst im Nachhinein habe ich von ihren etwas rabiaten Methoden erfahren.
    Mit moderner deutscher Kleinkindererziehung kannte ich mich absolut nicht aus, diese Jahre verbrachte ich mit den Kindern fast nur in Japan. Ich hatte aber gehört, dass Babyschwimmen ein absolutes Muss sei. Es war wohl eine Art Heimwehanfall, der mich ins Becken trieb. Eigentlich bin ich eher wasserscheu. Zuerst aber musste ich für den Knirps und für mich Badekappen in Rosa kaufen und immer schön eine Chlorbrille tragen. Das sollte Mamis Augen schützen. Dass die Babys das Chlorwasser gleich literweise schluckten, störte hingegen niemanden. Alle 20 Minuten ertönte ein Signal und wir kletterten für zehn Minuten aus dem warmen Wasser. Nachdem zweimal Babys unserer Gruppe von ihren Müttern unbemerkt ins Wasser kippten (und zum Glück gleich wieder herausgezogen wurden), bin ich nicht mehr hingegangen. Das war wohl nur ein Vorwand, in Wirklichkeit wollte ich nicht mehr zu albernen Liedern am Beckenrand tanzen, um warm zu bleiben. Und das im rosa Partnerlook!
    Geordnete Strukturen mit regelmäßigen Terminen gibt es für Mütter und ihre Kleinen wenig, auch Krabbelgruppen sind selten. Eine ehemalige Schwangerengruppe trifft sich später nie, denn die paar Mal gemeinsame Geburtsvorbereitung (wohlmöglich noch mit Männern) reichen nicht, um ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen. Die anwesenden Männer verhindern ein Annähern, ihre gesellschaftliche und berufliche Position entscheidet gewöhnlich über ein Miteinander. In den Kursen befinden sich alle im Ausnahmezustand und können nicht so recht damit umgehen. Also ignoriert man sich gegenseitig so weit wie möglich, obwohl die Hebamme sich verzweifelt bemüht, einsamen Gestalten Anschluss zu vermitteln. Klappt aber nicht. Ich erinnere mich an ein älteres Paar, das nach langen Ehejahren endlich schwanger wurde, wie die Frau direkt losquasselte. Während alle anderen gerade mal Namen, Wohnort und die Anzahl schon vorhandener Geschwisterkinder aufzählten, berichtete sie von Haustieren als Babyersatz und von ihren schwankenden Gefühlen zwischen Glück und Angst. Dem Mann war das alles furchtbar peinlich. Die sehr junge Hebamme sagte auch immer nur Floskeln wie „Ach, was für ein Glück für Sie!“ und ignorierte die Nervosität der werdenden Mutter. Ich will hoffen, dass sie unter vier Augen persönlicher wurde.
    Organisierte Treffen nur für Schwangere gibt es in Japan nicht. Kein Krankenhaus, kein Sportverein oder gar die Volkshochschule bieten Gymnastikkurse oder andere Arten der Gemeinschaft an. Wenn wir mal den grundsätzlichen Geburtsvorbereitungskurs außer Acht lassen, der nun auch nicht gerade zur Entspannung einer Erstgebärenden beiträgt. Bei meiner ersten Schwangerschaft wollte ich unbedingt wissen, wie groß denn nun der Wehenschmerz sei. Meine schlimmsten Erfahrungen hatte ich bis zu jenem Zeitpunkt bei (deutschen) Zahnärzten gemacht. Die Hebammen schauten sich nur bedeutungsvoll an und meinten, ein wenig qualvoller wäre es schon. Dieser Blick irritierte mich ein wenig, aber ihre wiederholte Betonung, es gäbe trotzdem unter keinen Umständen Schmerzmittel, hätte mich stutzig machen sollen. Heute, drei Kinder später, weiß ich es natürlich besser. Japaner lieben Pillen gegen alles, allein Schmerzmittel scheinen für sie Teufelswerk zu sein. Nur westliche Memmen wie ich jammern immerfort, den Japanerinnen kommt erstaunlicherweise niemals auch nur ein Piep über die Lippen.
    Wer außer der Hebamme sollte einem vorab schonungslos die Wahrheit sagen? Natürlich andere glückliche Mütter, die nur allzu gerne ihre Sternstunden im Kreißsaal mit anderen

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