Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Titel: Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Liew
Vom Netzwerk:
Mann gerät richtig in Rage, wenn wieder einmal jemand einen alten oder kranken Hund im Sack vorbeibringt. Darunter sind viele Rassehunde, auffallend der große Anteil an kleinen Hunde. Einmal landete sogar ein chinesischer Shi Tzu mit Schleifchen und Pullover bei ihnen. Manche der überdrüssigen Halter lassen mit sich reden, andere laden die Tiere wie Ware einfach am Eingang ab.
    Dass es auch anders geht, zeigt das Tierheim in Kumamoto, Südjapan. 2009 konnte es sämtliche Hunde an neue Besitzer vermitteln und musste nicht einen Hund töten. Andere Tierheime versuchen nun, zumindest für die Hälfte ihrer Schützlinge ein neues Zuhause zu finden. Dabei erhalten sie Unterstützung von den zahlreichen Tierschutzvereinen, die sich der Hunde annehmen und sich regelmäßig mit ihnen vor Bahnhöfe stellen, um neue Herrchen zu finden. Auch meine Freundin Nora kam so zu ihrem Zweithund. „Er war der Hässlichste von allen und saß völlig verängstigt in der Ecke des Kaninchengatters. Absolut nicht kawaii, also niedlich. So einen wollte bestimmt niemand haben. Also musste ich ihn mitnehmen!“ Die Leute vom Tierschutzbund brachten den Mischlingshund Yummy am nächsten Tag gegen eine Gebühr von umgerechnet 80 Euro vorbei. Die Lieferung bis zur Haustür ist nicht nur ein netter Service, sondern vor allem Schutz für den Hund. Allzu oft kaufen Dealer herrenlose Hunde auf, um sie an Versuchslabore weiterzuvermitteln. Dies gilt natürlich auch für Hunde, die zufällig von der Straße aufgegriffen werden. Der Besitzer kann sich ans Gesundheitsamt wenden und erhält seinen Hund mit etwas Glück rechtzeitig vor Ablauf der acht Tage zurück. NTT, Japans größte Telefongesellschaft, bietet nun einen besonderen Service an: eine eigene Telefonnummer für Wauwau oder Mieze, die Wan-nyan-ba. Die Tiere bekommen sie auf einer Marke umgehängt oder auf ihrem Mikrochip eingespeichert, der ihnen als persönliche Datenbank mit einer Injektion in den Nacken eingepflanzt wird. Die Daten werden im Tierheim mit einem speziellen Gerät gelesen und garantieren eine zügige Kontaktaufnahme zum Besitzer. Das Besondere der 050-Nummer ist der Schutz der persönlichen Telefondaten. Sämtliche Anrufe laufen über eine Zentrale, die diese nur nach Einwilligung weiterleitet. Bei den mittlerweile 13 Millionen Hunden und 14 Millionen Katzen ist das sicherlich eine lukrative Geschäftsidee. Wie überhaupt alles, was mit dem Heimtiermarkt zusammenhängt, sei es nun Futter, Kleidung, Gesundheit oder Wellness. Clevere Unternehmer vermieten zum Beispiel Hunde stundenweise zum Gassigehen, ein Café bietet Kunden zahlreiche Katzen zum Knuddeln beim Eisschlecken an. Doch mit der Beliebtheit von Hunden können die Stubentiger nicht mithalten. Immerhin halten sich 18 Prozent der Bevölkerung einen Hund und knapp die Hälfte träumt davon, einmal einen zu haben. In Deutschland liegt die Zahl der Hundebesitzer übigens darunter, bei rund 14 Prozent.
    Dabei hatten die Vierbeiner bis weit in die Nachkriegszeit keinen guten Stand. Begeisterte die Aristokratie sich im frühen Mittelalter ganz nach chinesischem Vorbild für kleine elegante Hunde wie den Japanischen Chin, dienten die gewöhnlichen Tölen dem Militäradel des elften Jahrhunderts als Fleischlieferant und Zielscheibe. Das Bogenschießen auf Hunde war fester Bestandteil der Ausbildung der Samurai und endete erst unter Kaiser Meiji 1881. Grund dafür war beileibe nicht der Gedanke des Tierschutzes, sondern reiner Platzmangel für die großen Übungsareale. Der Brauch, Hunde zu verzehren, endete erst im 17. Jahrhundert, als Fleischgenuss per Gesetz generell eingeschränkt wurde. Hunde duldete man in den stetig wachsenden Städten als Müllschlucker, der Bevölkerung galten sie als unrein und verachtenswert. Doch es gab schon damals richtige Hundenarren. Zu ihnen zählte sogar ein Shogun, Tokugawa Tsunayoshi (1674–1709). In seinen späten Jahren verordnete er der Bevölkerung Hundeliebe, Misshandlungen stellte er unter Todesstrafe. 1695 ertrank Edo, wie Tokyo damals hieß, regelrecht in Hundekot, sodass man kurzerhand 50 000 Hunde außerhalb der Stadtgrenzen verfrachtete und sie auf Kosten der Steuerzahler mit Reis und Fisch verköstigte. Kaum war der „Hunde-Shogun“ ( Inu-Kobo ) verstorben und die Beerdigungsriten abgeschlossen, wurde das Gesetz auch schon abgeschafft, obwohl Tsunayoshi angeblich noch auf dem Totenbett um die Straßenhunde besorgt war.
    Doch nicht alle Hunde lebten damals auf der Straße.

Weitere Kostenlose Bücher