Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan
Schon früh wurden kräftige und ausdauernde Hunde für die Jagd gezüchtet. Mit anderen veranstaltete man Kämpfe, die vor allem in der friedlichen Edo-Zeit als Ventil für die einsatzlosen Samuraikrieger dienten. Heute finden diese Kämpfe noch regelmäßig auf der südlichen Insel Shikoku mit den mächtigen Tosa-Hunden statt. Die Regeln folgen den Vorschriften des Sumo-Ringkampfs: Es verliert der Hund, der als Erster jault, knurrt oder gar dem Gegner den Rücken zuwendet. Die über 60 Kilo schweren Hunde sind beileibe keine Kuscheltiere und werden daher fast nie an Außenstehende abgegeben. Andere typische japanische Hunderassen wie der Akita oder Shiba finden sich heute auf der ganzen Welt. Dabei begannen ernsthafte Züchtungen erst im 20. Jahrhundert mit dem aufkeimenden Nationalismus nach dem siegreichen Russisch-Japanischen Krieg. 1931 wurde die Rasse der Akita Inu offiziell unter Naturschutz gestellt. Einen Boom erlebte der Akita mit dem Hund Hachiko, dessen Geschichte 1932 durch die japanische Presse ging. Hachiko war der Hund des Universitätsprofessors Ueno Eizaburo. Professor Ueno fuhr jeden Morgen vom Bahnhof Shibuya in Tokyo zur Arbeit. Morgens begleitete ihn der Hund bis dorthin, abends holte er seinen Herrn wieder ab. Bis Ueno eines Tages während der Arbeit verstarb. Hachiko war damals noch keine zwei Jahre alt und kam fort zu Verwandten. Von dort verschwand er, um am Bahnhof weiterhin auf den Professor zu warten. Der Bahnhofvorsteher nahm sich daraufhin des Hundes an und versorgte ihn. Bis zu seinem Tod am 8. März 1935 wartete Hachiko brav jeden Abend auf die Rückkehr des Professors. Ein Zeitungsartikel über den loyalen Hund löste landesweite Bewunderung aus, eine Statue wurde am Bahnhof errichtet. Sie wurde zum Symbol für Loyalität und Pflichterfüllung. Am Todestag von Hachiko verschwand sie unter einem Meer von Blumen, die Regierung rief Staatstrauer aus. Trotz der hohen Achtung vor Hachiko verschonte der Krieg die Statue nicht, sie wurde eingeschmolzen. Heute steht eine Replik vor dem Bahnhof von Shibuya und dient als beliebter Treffpunkt für Tokyos Liebespaare.
Auch den lebenden Akita-Hunden erging es in den Kriegsjahren schlecht. Große Hunde wurden als überflüssige Fresser eingestuft, ihr Fell diente zur Fütterung von Militärmänteln. Alle Hunde, die nicht im Polizei- oder Militärdienst standen, wurden damals getötet. Nur die Deutschen Schäferhunde waren von der Regel ausgenommen, man wollte wohl die Achsenmacht Deutschland nicht verärgern. Viele Züchter kreuzten ihre Hunde mit Schäferhunden, um sie zu retten, und nur ganz wenige reinrassige Akita-Hunde überlebten die Kriegsjahre.
Nach dem Krieg bis weit in die Achtzigerjahre war Japans Hundewelt vom Hofhund im Zwinger geprägt. An einer langen Kette marschierte er am Zaun entlang und verschwand des Nachts in seiner Hütte. Als Welpe wurde er natürlich von den Kindern ausgiebig beschmust, aber auch das nur draußen. Niemandem wäre es im Traum eingefallen, den Kleinen mit ins Haus zu nehmen. Glücklich war der erwachsene Hund, der ab und zu auf einen Spaziergang mitgenommen wurde. Trotzdem waren sehr wenige Hunde aggressiv oder gar bösartig. Im Gegenteil, sie alle lechzten nach Zuwendung und verhielten sich auch Fremden gegenüber freundlich zurückhaltend. Nur gut, dass Einbruch eh ein seltenes Delikt in Japan ist!
Der Hund als Wächter von Hab und Gut ist heute kaum noch gefragt, Hofhunde vom alten Schlag findet man in Japan immer seltener. Das bedeutet jedoch nicht, dass nun alle japanischen Hunde verhätschelte Schätzchen sind. Die Anzahl der sogenannten Assistenzhunde, wie zum Beispiel Blindenhunde, steigt auch hier kontinuierlich. Die ersten vier Blindenhunde Japans stammten übrigens aus Deutschland. Rita, Asta, Bodo und Rudi kamen 1939 allesamt ans Militärkrankenhaus Nummer eins in Tokyo. Erst seit 1957 werden Blindenhunde direkt in Japan ausgebildet. Gegenwärtig sind an die 1 000 Hunde registriert, weitere arbeiten als Helfer für Gehörlose und Rollstuhlfahrer. Obwohl Japan regelmäßig von Erdbeben heimgesucht wird, gibt es recht wenig ausgebildete Rettungshunde, ihre Zahl schwankt um die 80, in Deutschland sind es über 500. Diese Hunde finden in den Medien immer stärkere Beachtung. Vielleicht auch, um zu zeigen, was in so manchem Vierbeiner stecken könnte, wenn er nur richtig behandelt würde?
Emil der Käfer war mit unserer Versorgung anscheinend auch nicht sehr zufrieden, eines Tages war er vom
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