Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
dem Kampfreigen tanzte und sich vor ihn schob.
Die Männer waren inzwischen allesamt verletzt, einige standen gar nicht mehr auf, und die Schreie klangen heiser und erschöpft. Sie waren am Ende angelangt.
»Milltonn Kiin, das hat keinen Sinn mehr, warum könnt ihr das nicht einsehen?«, rief der Anführer. »Euer Verhalten schadet euch nur selbst, denn ich werde eure Provision reduzieren, wenn nicht vollständig streichen müssen, weil der Aufwand, euch aufzupäppeln, erheblich gestiegen ist. Wenn ihr gehofft habt, lieber zu sterben, als Sklaven zu sein, so lasst euch gesagt sein, dass wir so nicht arbeiten. Wir sind zur Fürsorge verpflichtet und werden euch vor euch selbst schützen.«
»Ja, ganz der Geschäftsmann.« Milt lachte. »Komm doch her, wenn du dich traust! Ich hab keine Angst vor dir.«
Da trat Belorion endlich aus der Kampflinie ins Freie, ungeschützt und ohne Deckung.
»Uneinsichtiger Barbar«, sagte er kopfschüttelnd. »Du erinnerst mich an meine Lieblingsfärse, mit der musste ich auch besonders intensiv arbeiten.«
»He!«, rief Milt und schickte sich an, sich auf Belorion zu stürzen.
In diesem Moment verdeckte er Belorion die Sicht auf Jack, der hingegen freies Schussfeld hatte. Er schoss an dem vorstürmenden Milt vorbei auf den Anführer.
Der doppelte Knall ließ die Beduinen innehalten und herumfahren; dieses Geräusch kannten sie nicht. Es war ohrenbetäubend und wurde von den Dünen vielfach zurückgeworfen, peitschte durch die engen Durchgangspässe.
Die Menschen ließen von ihnen ab, für den Moment dankbar um die Atempause.
Milt blieb stehen, und Jack kam nach vorn.
Ratlos starrten sie auf den leeren Platz, wo Belorion gerade eben noch gestanden hatte.
»D… das ist unmöglich«, stotterte Jack. »Ich konnte ihn unmöglich verfehlen, und es ist ihm genauso wenig möglich gewesen, einer Kugel, die schneller als der Schall ist, auszuweichen, wenn er nicht…«
»Ja?«, erklang eine raue Stimme hinter ihm.
Jack und Milt fuhren herum.
Belorion grinste. »Denkt euch nichts dabei. Das ist nur eine Art Magie …« Rasend schnell hob er den Arm, und Milt sah nur noch etwas Metallisches aufblitzen, das mit einer Schnur an einer Stange befestigt war, bevor ihm das Teil auch schon um die Ohren flog und ihn außer Gefecht setzte.
11
Gefangen
E iskaltes Wasser platschte ihm ins Gesicht. Milt fuhr hustend und nach Luft schnappend hoch. Neben ihm kam Jack ächzend zu sich.
Belorion ging vor ihnen auf und ab und beschäftigte sich mit der - ungesicherten - Pistole. »Interessant«, sagte er. »Das habe ich noch nie gesehen. Wie funktioniert das?«
»Einfach in das Ende des Rohres blicken und den Hebel an der Fingerschlaufe drücken«, antwortete Jack und rieb sich den Nacken. »Womit hast du uns umgehauen, verdammt noch mal? Ich habe wahrscheinlich einen Schädelbasisbruch!«
»Eine Weiterentwicklung des Schwirrholzes zur Waffe«, gab Belorion bereitwillig Auskunft. »Also, wie ging das mit diesem Teil?« Er hielt Jack die Waffe hin, aber so, dass er nicht danach greifen konnte. »Willst du es mir vormachen?«
»Bring’s dir doch selber bei«, brummte Jack.
Der Sklavenhändler lachte und steckte die Pistole in den Gürtel. »Nichts für ungut, mein Freund. Ich denke, wir verstehen uns jetzt. Damit steht der weiteren Geschäftsbeziehung nichts mehr im Wege.«
Milt sah sich um. Der Kampf war vorbei; alle Menschen saßen am Boden, von den Beduinen bewacht. Direkt neben ihm stand ebenfalls ein Wächter mit leicht erhobenem Säbel. Eine falsche Bewegung, und er würde zuschlagen.
»Ich kapier’s trotzdem nicht«, fuhr Jack fort und hieb wütend auf den Sand. »Wie konntest du ausweichen? Das ist faktisch unmöglich, vor allem mit dem Überraschungsmoment auf meiner Seite!«
»Das war dein Fehler, Jack«, erwiderte Belorion lächelnd. »Ich habe rechtzeitig erkannt, dass du etwas vorhast, und ging von einer Wurfwaffe aus. Also einem Messer oder etwas Ähnlichem. Glücklicherweise verstehe ich mich ein bisschen auf magische Künste, sodass ich mich rechtzeitig aus der Schussbahn gebracht habe, während du mich noch direkt vor dir wähntest. Allerdings ist es sehr knapp geworden, denn diese unglaublich schnelle Waffe kenne ich natürlich nicht. Um Haaresbreite hatte ich Glück.«
Jack sagte etwas sehr Unfeines, was bei den anderen Männern Gelächter auslöste.
»Kann ich Wasser bekommen?«, fragte Milt. Die Feuchtigkeit auf seinem Gesicht war längst getrocknet, aber
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